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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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SALOMO oder
Bapst/ und andere Verfolger der wahren Kirchen tapffer und ritter-
lich gefochten? Haben wir nicht schöne Hospitalia bauen lassen? Ha-
ben wir nicht Kirchen und Schulen also dotirt, daß die Gelahrte in ih-
ren Büchern/ in ihren Dedicationen, in ihren uns gehaltenen Leichpre-
digten/ in ihren Carminibus, in ihren Panegyricis und parentationib.
nicht gewust/ wie sie es gnugsam rühmen sollen? Aber Christus wird
ihnen antworten: Jch hab euch noch nie erkandt. Weichet alle von mir/
ihr Ubelthäter. Jhr Priester must das Maul recht auffthun/ oder
Gott wird vieler grossen Herren und reichen Schlemmer Blut von
euren Händen fordern. Der Teuffel wird all die Prediger holen/ welche
etwa einen Edelmann/ einen Grafen/ oder andere Person/ Gott un
Himmel vorziehen/ welcher ist ein König und HErr aller Herren/ und
umb schändliches Gentesses willen verschweigen oder unter die Banck
stecken/ was Gott außtrücklich zu reden befohlen hat. Solche Predi-
ger dienen nicht Chri sto/ sie dienen auch nicht den Leuten zu ihrem
Besten/ sondern sie dienen ihrem Bauch/ der ist ihr Gott. Es solte alle
Welt solchen Leuten von Hertzen feind seyn. Dann sie verachten
Gott/ und fragen nichts nach deß Menschen zeitlicher und ewiger
Wolfahrt. Sondern wann sie Geld bekommen/ so fragen sie nichts
darnach/ ob ihre Zuhörer zum Teuffel oder zu seiner Mutter fahren.
Als der Käyser hiervon redete/ holte er einen tieffen Seufftzer/ und sag-
te: Jhr grosse Herren was thut ihr doch/ daß ihr solche Leut/ solche
Prediger so gern umb euch leiden möget/ welche nach Gott nichts fra-
gen/ eure Sünden verschweigen/ dieselbe geringschätzig achten/ daß ihr
also keine Buß thut/ und keinen Hunger oder Durst habt/ nach der
Barmhertzigkeit Gottes? Versichert euch/ solche Leut/ wann sie es
nicht anders machen/ werden euch von Land und Leuten predigen. Was
hilfft es euch/ daß euch die Prediger die Ohren krauen/ nachdem sie
euch jucken. Wann euch ein Prediger schon heuchelt/ und eure Sünde
verschweiget/ so müsset ihr doch sterben in euren Sünden. Und euren
liebkosenden Prediger wird der Teuffel eben so wol holen/ als euch.
Jndem kam ein armer Priester/ welcher ein Kleid an hatte/ als wann
er der arme Lazarus were. Der thäte dem Käyser einen Fußfall/ und
klagte/ daß für einem Jahr/ sein Juncker ihn wegen einer Gesetzpre-
digt/ seines Dienstes entsetzt hab. Und er müsse mit seinem Weib und
Kindern Hunger und Mangel leiden. Der Käyser sagte/ wo ist dein
Juncker? Der Priester antwortete: Allergnädigster Käyser und
Herr/ er ist an diesem Ort. Der Käyser befahl seinem Cammerdiener/
er solle hingehen/ und sagen/ daß der Kerl/ nemlich der Juncker/ alsbald
anhero kommen solle. Der Juncker erschien in seinem besten Schmuck
und Zierat/ und hielt es für eine grosse Genad/ daß Käyser Carol der
Grosse ihm die Genad und Ehr anthun wolle/ daß er Seiner Kays. M.

streitbare

SALOMO oder
Bapſt/ und andere Verfolger der wahren Kirchen tapffer und ritter-
lich gefochten? Haben wir nicht ſchoͤne Hoſpitalia bauen laſſen? Ha-
ben wir nicht Kirchen und Schulen alſo dotirt, daß die Gelahrte in ih-
ren Buͤchern/ in ihren Dedicationen, in ihren uns gehaltenen Leichpre-
digten/ in ihren Carminibus, in ihren Panegyricis und parentationib.
nicht gewuſt/ wie ſie es gnugſam ruͤhmen ſollen? Aber Chriſtus wird
ihnen antworten: Jch hab euch noch nie erkandt. Weichet alle von miꝛ/
ihr Ubelthaͤter. Jhr Prieſter muſt das Maul recht auffthun/ oder
Gott wird vieler groſſen Herꝛen und reichen Schlemmer Blut von
euren Haͤnden fordern. Der Teuffel wird all die Prediger holen/ welche
etwa einen Edelmann/ einen Grafen/ oder andere Perſon/ Gott un
Himmel vorziehen/ welcher iſt ein Koͤnig und HErꝛ aller Herꝛen/ und
umb ſchaͤndliches Genteſſes willen verſchweigen oder unter die Banck
ſtecken/ was Gott außtruͤcklich zu reden befohlen hat. Solche Predi-
ger dienen nicht Chri ſto/ ſie dienen auch nicht den Leuten zu ihrem
Beſten/ ſondern ſie dienen ihrem Bauch/ der iſt ihr Gott. Es ſolte alle
Welt ſolchen Leuten von Hertzen feind ſeyn. Dann ſie verachten
Gott/ und fragen nichts nach deß Menſchen zeitlicher und ewiger
Wolfahrt. Sondern wann ſie Geld bekommen/ ſo fragen ſie nichts
darnach/ ob ihre Zuhoͤrer zum Teuffel oder zu ſeiner Mutter fahren.
Als der Kaͤyſer hiervon redete/ holte er einen tieffen Seufftzer/ und ſag-
te: Jhr groſſe Herꝛen was thut ihr doch/ daß ihr ſolche Leut/ ſolche
Prediger ſo gern umb euch leiden moͤget/ welche nach Gott nichts fra-
gen/ eure Suͤnden verſchweigen/ dieſelbe geringſchaͤtzig achten/ daß ihr
alſo keine Buß thut/ und keinen Hunger oder Durſt habt/ nach der
Barmhertzigkeit Gottes? Verſichert euch/ ſolche Leut/ wann ſie es
nicht anders machen/ werdẽ euch von Land und Leuten predigen. Was
hilfft es euch/ daß euch die Prediger die Ohren krauen/ nachdem ſie
euch jucken. Wann euch ein Prediger ſchon heuchelt/ und eure Suͤnde
verſchweiget/ ſo muͤſſet ihr doch ſterben in euren Suͤnden. Und euren
liebkoſenden Prediger wird der Teuffel eben ſo wol holen/ als euch.
Jndem kam ein armer Prieſter/ welcher ein Kleid an hatte/ als wann
er der arme Lazarus were. Der thaͤte dem Kaͤyſer einen Fußfall/ und
klagte/ daß fuͤr einem Jahr/ ſein Juncker ihn wegen einer Geſetzpre-
digt/ ſeines Dienſtes entſetzt hab. Und er muͤſſe mit ſeinem Weib und
Kindern Hunger und Mangel leiden. Der Kaͤyſer ſagte/ wo iſt dein
Juncker? Der Prieſter antwortete: Allergnaͤdigſter Kaͤyſer und
Herꝛ/ er iſt an dieſem Ort. Der Kaͤyſer befahl ſeinem Cammerdiener/
er ſolle hingehen/ und ſagẽ/ daß der Kerl/ nemlich der Juncker/ alsbald
anhero kommen ſolle. Der Juncker erſchien in ſeinem beſten Schmuck
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[88/0130] SALOMO oder Bapſt/ und andere Verfolger der wahren Kirchen tapffer und ritter- lich gefochten? Haben wir nicht ſchoͤne Hoſpitalia bauen laſſen? Ha- ben wir nicht Kirchen und Schulen alſo dotirt, daß die Gelahrte in ih- ren Buͤchern/ in ihren Dedicationen, in ihren uns gehaltenen Leichpre- digten/ in ihren Carminibus, in ihren Panegyricis und parentationib. nicht gewuſt/ wie ſie es gnugſam ruͤhmen ſollen? Aber Chriſtus wird ihnen antworten: Jch hab euch noch nie erkandt. Weichet alle von miꝛ/ ihr Ubelthaͤter. Jhr Prieſter muſt das Maul recht auffthun/ oder Gott wird vieler groſſen Herꝛen und reichen Schlemmer Blut von euren Haͤnden fordern. Der Teuffel wird all die Prediger holen/ welche etwa einen Edelmann/ einen Grafen/ oder andere Perſon/ Gott un Himmel vorziehen/ welcher iſt ein Koͤnig und HErꝛ aller Herꝛen/ und umb ſchaͤndliches Genteſſes willen verſchweigen oder unter die Banck ſtecken/ was Gott außtruͤcklich zu reden befohlen hat. Solche Predi- ger dienen nicht Chri ſto/ ſie dienen auch nicht den Leuten zu ihrem Beſten/ ſondern ſie dienen ihrem Bauch/ der iſt ihr Gott. Es ſolte alle Welt ſolchen Leuten von Hertzen feind ſeyn. Dann ſie verachten Gott/ und fragen nichts nach deß Menſchen zeitlicher und ewiger Wolfahrt. Sondern wann ſie Geld bekommen/ ſo fragen ſie nichts darnach/ ob ihre Zuhoͤrer zum Teuffel oder zu ſeiner Mutter fahren. Als der Kaͤyſer hiervon redete/ holte er einen tieffen Seufftzer/ und ſag- te: Jhr groſſe Herꝛen was thut ihr doch/ daß ihr ſolche Leut/ ſolche Prediger ſo gern umb euch leiden moͤget/ welche nach Gott nichts fra- gen/ eure Suͤnden verſchweigen/ dieſelbe geringſchaͤtzig achten/ daß ihr alſo keine Buß thut/ und keinen Hunger oder Durſt habt/ nach der Barmhertzigkeit Gottes? Verſichert euch/ ſolche Leut/ wann ſie es nicht anders machen/ werdẽ euch von Land und Leuten predigen. Was hilfft es euch/ daß euch die Prediger die Ohren krauen/ nachdem ſie euch jucken. Wann euch ein Prediger ſchon heuchelt/ und eure Suͤnde verſchweiget/ ſo muͤſſet ihr doch ſterben in euren Suͤnden. Und euren liebkoſenden Prediger wird der Teuffel eben ſo wol holen/ als euch. Jndem kam ein armer Prieſter/ welcher ein Kleid an hatte/ als wann er der arme Lazarus were. Der thaͤte dem Kaͤyſer einen Fußfall/ und klagte/ daß fuͤr einem Jahr/ ſein Juncker ihn wegen einer Geſetzpre- digt/ ſeines Dienſtes entſetzt hab. Und er muͤſſe mit ſeinem Weib und Kindern Hunger und Mangel leiden. Der Kaͤyſer ſagte/ wo iſt dein Juncker? Der Prieſter antwortete: Allergnaͤdigſter Kaͤyſer und Herꝛ/ er iſt an dieſem Ort. Der Kaͤyſer befahl ſeinem Cammerdiener/ er ſolle hingehen/ und ſagẽ/ daß der Kerl/ nemlich der Juncker/ alsbald anhero kommen ſolle. Der Juncker erſchien in ſeinem beſten Schmuck und Zierat/ und hielt es fuͤr eine groſſe Genad/ daß Kaͤyſer Carol der Groſſe ihm die Genad uñ Ehr anthun wolle/ daß er Seiner Kayſ. M. ſtreitbare

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/130>, abgerufen am 22.11.2024.