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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Instrumentum Pacis,
Auffsicht und Hochachtung zu bedienen. Derowegen ich die Augen
auf unsere selbst eigene Beschauung wil schiessen lassen/ damit es nicht
das Ansehen als wann ich das leicht glaubige Liebes volck mit erdichte-
ten Dinge zu speisen vermeynete/ und wolte den mannigfaltiger Süs-
sigkeit/ vergiffteten Verdruß mit eitel Schmeicheley heylen/ so weiß
ich doch daß meine Feder den Ruhm sucht/ daß sie von Heucheley und
Falschheit gar nichts weiß/ sich auch zu keinem Schmeichel noch
Straffrichter zu machen begehret/ sondern nur durch warhafftige
Geschichte einen klaren Spiegel der Liebespott/ und dessen Betrug und
Falschheit volle Listigkeit zu entdecken/ vorzubuden/ in welchen dann
gleicher gestalt zu sehn/ mit was vor scheinbar und wolbeschmuckten
Larven sich unsere Mannesbilder auch zu vernaschen pflegen in das
auffrichtige Frauenzimmer mit ihren Spielblendungen zu teuschen/
und in ihr unaußwicklich Netz zu führen. Es kan aber jenes abgebilde-
te Beyspiel sattsame Erklärung geben/ auß welcher die unzehliche
Verenderungen der Fallstricke und verdeckte Listgriffe/ wormit sie das
lieb- und lobwürdige Liebesvolck berücken können/ zu bemercken. Dann
es ist ein Cortigian oder Löffelbruder gewesen/ welcher sich der gestalt
der Schnabelliebe bedienet/ daß keine von ihm unangesteckt blieben/
die er nicht mit sonderlich gefürterten Pfeilen zu beschiessen und zu
veraifften gewust. Nachdem sie aber alle mit ihrer schädlichsten Be-
raubung den Betrug gemercket/ haben sie sich mit einander vereiniget/
ihrer Rache Brunst auff einmal wider ihn außzugiessen/ wie ihn nun
eine allein in einen schönen Lustgarten eingeladen/ und er sie allein zu
finden vermeynet/ sich bey ihr eingefunden/ seynd sie alle hinter den
Blätterreichen Büschen hervor gewischet/ ihn dergestalt alle Wege
verrennet/ daß er ihnen nicht entgehen können/ wie sie ihn nun in ihre
Gewalt bekommen/ haben sie ihn gantz eutblösset/ und also nackend an
eine grüne Linde gebunden/ weil sie aber keine andere Gewehr/ als spi-
tzige Nadeln bey ihnen gehabt/ hat eine jede an dem Theil seines Leibes
ihre Rache außgeübet/ wormit er sie in seine Heuchelliebe gezogen/ die
eine hat ihm seine Golgefärbte Haare auß dem Haupte gerissen/ die
andere seine vetrüglich-stralende Augen durchbohret/ die ihr Hertz und
Seele mit ihrem feurigen Glantz angeflammet/ die dritte seinen
Mund/ von dessen Corall rothen Lippen sie so manchen Kuß empfan-
gen/ der ihr ein süsses Liebesgifft eingeflösset/ eine andere hat seine
Zunge durchstochen/ welche sie mit ihrer listigen Wolredenheit verlei-
tet/ eine andere hat ihm sein Hertz auß der eröffneten Brust gerissen/
welches ihr stäts wehrende Hertzenstreu fälschlich versprochen/ die ei-
ne die betrüglichen Hände/ welche er ihr vielfältig zum beständigen
Liebespfande dargeboten/ die letzte hat ein klein Kindlein auff der lin-
cken gehalten/ und ihre Rachgier (ich weiß nicht wie) außzueyfern ge-

sucht/

Inſtrumentum Pacis,
Auffſicht und Hochachtung zu bedienen. Derowegen ich die Augen
auf unſere ſelbſt eigene Beſchauung wil ſchieſſen laſſen/ damit es nicht
das Anſehen als wann ich das leicht glaubige Liebes volck mit erdichte-
ten Dinge zu ſpeiſen vermeynete/ und wolte den mannigfaltiger Suͤſ-
ſigkeit/ vergiffteten Verdruß mit eitel Schmeicheley heylen/ ſo weiß
ich doch daß meine Feder den Ruhm ſucht/ daß ſie von Heucheley und
Falſchheit gar nichts weiß/ ſich auch zu keinem Schmeichel noch
Straffrichter zu machen begehret/ ſondern nur durch warhafftige
Geſchichte einen klaren Spiegel der Liebeſpott/ und deſſen Betrug uñ
Falſchheit volle Liſtigkeit zu entdecken/ vorzubuden/ in welchen dann
gleicher geſtalt zu ſehn/ mit was vor ſcheinbar und wolbeſchmuckten
Larven ſich unſere Mannesbilder auch zu vernaſchen pflegen in das
auffrichtige Frauenzimmer mit ihren Spielblendungen zu teuſchen/
und in ihr unaußwicklich Netz zu fuͤhren. Es kan aber jenes abgebilde-
te Beyſpiel ſattſame Erklaͤrung geben/ auß welcher die unzehliche
Verenderungen der Fallſtricke und verdeckte Liſtgriffe/ wormit ſie das
lieb- und lobwuͤrdige Liebesvolck beruͤcken koͤnnen/ zu bemercken. Dann
es iſt ein Cortigian oder Loͤffelbruder geweſen/ welcher ſich der geſtalt
der Schnabelliebe bedienet/ daß keine von ihm unangeſteckt blieben/
die er nicht mit ſonderlich gefuͤrterten Pfeilen zu beſchieſſen und zu
veraifften gewuſt. Nachdem ſie aber alle mit ihrer ſchaͤdlichſten Be-
raubung den Betrug gemercket/ haben ſie ſich mit einander vereiniget/
ihrer Rache Brunſt auff einmal wider ihn außzugieſſen/ wie ihn nun
eine allein in einen ſchoͤnen Luſtgarten eingeladen/ und er ſie allein zu
finden vermeynet/ ſich bey ihr eingefunden/ ſeynd ſie alle hinter den
Blaͤtterꝛeichen Buͤſchen hervor gewiſchet/ ihn dergeſtalt alle Wege
verꝛennet/ daß er ihnen nicht entgehen koͤnnen/ wie ſie ihn nun in ihre
Gewalt bekommen/ haben ſie ihn gantz eutbloͤſſet/ und alſo nackend an
eine gruͤne Linde gebunden/ weil ſie aber keine andere Gewehr/ als ſpi-
tzige Nadeln bey ihnen gehabt/ hat eine jede an dem Theil ſeines Leibes
ihre Rache außgeuͤbet/ wormit er ſie in ſeine Heuchelliebe gezogen/ die
eine hat ihm ſeine Golgefaͤrbte Haare auß dem Haupte geriſſen/ die
andere ſeine vetruͤglich-ſtralende Augen durchbohret/ die ihr Hertz uñ
Seele mit ihrem feurigen Glantz angeflammet/ die dritte ſeinen
Mund/ von deſſen Corall rothen Lippen ſie ſo manchen Kuß empfan-
gen/ der ihr ein ſuͤſſes Liebesgifft eingefloͤſſet/ eine andere hat ſeine
Zunge durchſtochen/ welche ſie mit ihrer liſtigen Wolredenheit verlei-
tet/ eine andere hat ihm ſein Hertz auß der eroͤffneten Bruſt geriſſen/
welches ihr ſtaͤts wehrende Hertzenstreu faͤlſchlich verſprochen/ die ei-
ne die betruͤglichen Haͤnde/ welche er ihr vielfaͤltig zum beſtaͤndigen
Liebespfande dargeboten/ die letzte hat ein klein Kindlein auff der lin-
cken gehalten/ und ihre Rachgier (ich weiß nicht wie) außzueyfern ge-

ſucht/
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[168/1202] Inſtrumentum Pacis, Auffſicht und Hochachtung zu bedienen. Derowegen ich die Augen auf unſere ſelbſt eigene Beſchauung wil ſchieſſen laſſen/ damit es nicht das Anſehen als wann ich das leicht glaubige Liebes volck mit erdichte- ten Dinge zu ſpeiſen vermeynete/ und wolte den mannigfaltiger Suͤſ- ſigkeit/ vergiffteten Verdruß mit eitel Schmeicheley heylen/ ſo weiß ich doch daß meine Feder den Ruhm ſucht/ daß ſie von Heucheley und Falſchheit gar nichts weiß/ ſich auch zu keinem Schmeichel noch Straffrichter zu machen begehret/ ſondern nur durch warhafftige Geſchichte einen klaren Spiegel der Liebeſpott/ und deſſen Betrug uñ Falſchheit volle Liſtigkeit zu entdecken/ vorzubuden/ in welchen dann gleicher geſtalt zu ſehn/ mit was vor ſcheinbar und wolbeſchmuckten Larven ſich unſere Mannesbilder auch zu vernaſchen pflegen in das auffrichtige Frauenzimmer mit ihren Spielblendungen zu teuſchen/ und in ihr unaußwicklich Netz zu fuͤhren. Es kan aber jenes abgebilde- te Beyſpiel ſattſame Erklaͤrung geben/ auß welcher die unzehliche Verenderungen der Fallſtricke und verdeckte Liſtgriffe/ wormit ſie das lieb- und lobwuͤrdige Liebesvolck beruͤcken koͤnnen/ zu bemercken. Dann es iſt ein Cortigian oder Loͤffelbruder geweſen/ welcher ſich der geſtalt der Schnabelliebe bedienet/ daß keine von ihm unangeſteckt blieben/ die er nicht mit ſonderlich gefuͤrterten Pfeilen zu beſchieſſen und zu veraifften gewuſt. Nachdem ſie aber alle mit ihrer ſchaͤdlichſten Be- raubung den Betrug gemercket/ haben ſie ſich mit einander vereiniget/ ihrer Rache Brunſt auff einmal wider ihn außzugieſſen/ wie ihn nun eine allein in einen ſchoͤnen Luſtgarten eingeladen/ und er ſie allein zu finden vermeynet/ ſich bey ihr eingefunden/ ſeynd ſie alle hinter den Blaͤtterꝛeichen Buͤſchen hervor gewiſchet/ ihn dergeſtalt alle Wege verꝛennet/ daß er ihnen nicht entgehen koͤnnen/ wie ſie ihn nun in ihre Gewalt bekommen/ haben ſie ihn gantz eutbloͤſſet/ und alſo nackend an eine gruͤne Linde gebunden/ weil ſie aber keine andere Gewehr/ als ſpi- tzige Nadeln bey ihnen gehabt/ hat eine jede an dem Theil ſeines Leibes ihre Rache außgeuͤbet/ wormit er ſie in ſeine Heuchelliebe gezogen/ die eine hat ihm ſeine Golgefaͤrbte Haare auß dem Haupte geriſſen/ die andere ſeine vetruͤglich-ſtralende Augen durchbohret/ die ihr Hertz uñ Seele mit ihrem feurigen Glantz angeflammet/ die dritte ſeinen Mund/ von deſſen Corall rothen Lippen ſie ſo manchen Kuß empfan- gen/ der ihr ein ſuͤſſes Liebesgifft eingefloͤſſet/ eine andere hat ſeine Zunge durchſtochen/ welche ſie mit ihrer liſtigen Wolredenheit verlei- tet/ eine andere hat ihm ſein Hertz auß der eroͤffneten Bruſt geriſſen/ welches ihr ſtaͤts wehrende Hertzenstreu faͤlſchlich verſprochen/ die ei- ne die betruͤglichen Haͤnde/ welche er ihr vielfaͤltig zum beſtaͤndigen Liebespfande dargeboten/ die letzte hat ein klein Kindlein auff der lin- cken gehalten/ und ihre Rachgier (ich weiß nicht wie) außzueyfern ge- ſucht/

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/1202>, abgerufen am 23.11.2024.