Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].zwischen Mann und Weib. wendigen Unterhalt offentlich einem jedem zum Raub ausser einigergewahrsam zu lassen/ sondern vielmehr unter seinem Tache und häuß- lichen Wohnung in Sicherheit zusammen zu halten. Weil aber der Mann nicht stets zu Hause leben und das Seine bewachen kan/ son- dern ausserhalb seine Handthierung und Gewerbschaft treiben und sortsetzen muß/ so hat ihm die Natur eine Gesellin zugeordnet/ die sei- ne Haußhalterin/ und wachsame Hüterin seyn soll/ welche das jenige was der Mann durch seine sorgfältige Arbeit und Fleiß erworben und eingeschafft mit guter Fürsichtigkeit verwalte und beware. Es kehren aber unsere Frau-Zimmers Mutter der allgemeinen Mutter Gesetze umb/ erdencken allerhand List-griffe und führen gantz neu und verderb- liche Gesetze in ihre Policey-Ordnungen ein. Dann erstlich wann ihre Töchter von der Natur etwan vor andern mit Leibes-Zierde und gu- ten Gestalt begabet/ seynd sie nicht eins darmit zufrieden/ sondern da wird alle Kunst und Mügligkeit angewandt/ ihnen eine neue Gestal- tung zu geben und mit kostbaren Schmuck und Pracht über die Natur zu erheben/ und auß eytlen Menschen Engel-bilder zu machen/ da es doch ein sehr nichtige und flüchtige Belustigung ist/ welche das lieb- sichtige Frauenzimmer in ihren Antlitzen vor wichtig und zu aller Ge- sellschafft bequem schätzet. Sie vermeynen aber die Schönheit habe sie deßwegen so annehmlich bekleidet/ daß sie nur darmit prachten und stoltzieren und zu allen Lastern als ein geschickt Werckzeug gebrauchen sollen. Daher sie sich auch wol über ihren Stand erheben und sagen dürffen: Bin ich gleich nicht reich oder hoch von Stammen/ so bin ich doch schön und holdselig von Gestalt und Gebärden. Jener Römi- scher Käyser hat pflegen zu sagen/ daß die hochpralende Schönheit/ prächtige Kleydung ein Fähnlein der Hoffart/ und eine Anzeigung verborgener Geylheit wäre. Unsere Mütter aber dürffen viel anders sagen/ daß ihrer Töchter Schönheit gebühre/ daß sie mit gleich zierli- chen Schmuck und wolgestalten Kleidern vollkommen außgesaubert werde/ und erheben die stattlichen Zierdungen der Kleynoden uno kost- baren Gewandes ihre Schönheit/ sondern ihre Schönheit vollziehet den eusserlichen erhabenen Kunst-Pracht/ dieweil sie den natürlichen auch nach Adlegung des außgekünstelten vollständig an ihr behalte. Wann demnach ein solch natürlich und künstlich schönes Bilde ei- chelung K iij
zwiſchen Mann und Weib. wendigen Unterhalt offentlich einem jedem zum Raub auſſer einigergewahrſam zu laſſen/ ſondern vielmehr unter ſeinem Tache und haͤuß- lichen Wohnung in Sicherheit zuſammen zu halten. Weil aber der Mann nicht ſtets zu Hauſe leben und das Seine bewachen kan/ ſon- dern auſſerhalb ſeine Handthierung und Gewerbſchaft treiben und ſortſetzen muß/ ſo hat ihm die Natur eine Geſellin zugeordnet/ die ſei- ne Haußhalterin/ und wachſame Huͤterin ſeyn ſoll/ welche das jenige was der Mann durch ſeine ſorgfaͤltige Arbeit und Fleiß erworben und eingeſchafft mit guter Fuͤrſichtigkeit verwalte und beware. Es kehren aber unſere Frau-Zimmers Mutter der allgemeinen Mutter Geſetze umb/ erdencken allerhand Liſt-griffe und fuͤhren gantz neu und verderb- liche Geſetze in ihre Policey-Ordnungen ein. Dann erſtlich wann ihre Toͤchter von der Natur etwan vor andern mit Leibes-Zierde und gu- ten Geſtalt begabet/ ſeynd ſie nicht eins darmit zufrieden/ ſondern da wird alle Kunſt und Muͤgligkeit angewandt/ ihnen eine neue Geſtal- tung zu geben und mit koſtbaren Schmuck und Pracht uͤber die Natur zu erheben/ und auß eytlen Menſchen Engel-bilder zu machen/ da es doch ein ſehr nichtige und fluͤchtige Beluſtigung iſt/ welche das lieb- ſichtige Frauenzimmer in ihren Antlitzen vor wichtig und zu aller Ge- ſellſchafft bequem ſchaͤtzet. Sie vermeynen aber die Schoͤnheit habe ſie deßwegen ſo annehmlich bekleidet/ daß ſie nur darmit prachten und ſtoltzieren und zu allen Laſtern als ein geſchickt Werckzeug gebrauchen ſollen. Daher ſie ſich auch wol uͤber ihren Stand erheben und ſagen duͤrffen: Bin ich gleich nicht reich oder hoch von Stammen/ ſo bin ich doch ſchoͤn und holdſelig von Geſtalt und Gebaͤrden. Jener Roͤmi- ſcher Kaͤyſer hat pflegen zu ſagen/ daß die hochpralende Schoͤnheit/ praͤchtige Kleydung ein Faͤhnlein der Hoffart/ und eine Anzeigung verborgener Geylheit waͤre. Unſere Muͤtter aber duͤrffen viel anders ſagen/ daß ihrer Toͤchter Schoͤnheit gebuͤhre/ daß ſie mit gleich zierli- chen Schmuck und wolgeſtalten Kleidern vollkommen außgeſaubert werde/ und erheben die ſtattlichen Zierdungen der Kleynoden uno koſt- baren Gewandes ihre Schoͤnheit/ ſondern ihre Schoͤnheit vollziehet den euſſerlichen erhabenen Kunſt-Pracht/ dieweil ſie den natuͤrlichen auch nach Adlegung des außgekuͤnſtelten vollſtaͤndig an ihr behalte. Wann demnach ein ſolch natuͤrlich und kuͤnſtlich ſchoͤnes Bilde ei- chelung K iij
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zwiſchen Mann und Weib.
wendigen Unterhalt offentlich einem jedem zum Raub auſſer einiger
gewahrſam zu laſſen/ ſondern vielmehr unter ſeinem Tache und haͤuß-
lichen Wohnung in Sicherheit zuſammen zu halten. Weil aber der
Mann nicht ſtets zu Hauſe leben und das Seine bewachen kan/ ſon-
dern auſſerhalb ſeine Handthierung und Gewerbſchaft treiben und
ſortſetzen muß/ ſo hat ihm die Natur eine Geſellin zugeordnet/ die ſei-
ne Haußhalterin/ und wachſame Huͤterin ſeyn ſoll/ welche das jenige
was der Mann durch ſeine ſorgfaͤltige Arbeit und Fleiß erworben und
eingeſchafft mit guter Fuͤrſichtigkeit verwalte und beware. Es kehren
aber unſere Frau-Zimmers Mutter der allgemeinen Mutter Geſetze
umb/ erdencken allerhand Liſt-griffe und fuͤhren gantz neu und verderb-
liche Geſetze in ihre Policey-Ordnungen ein. Dann erſtlich wann ihre
Toͤchter von der Natur etwan vor andern mit Leibes-Zierde und gu-
ten Geſtalt begabet/ ſeynd ſie nicht eins darmit zufrieden/ ſondern da
wird alle Kunſt und Muͤgligkeit angewandt/ ihnen eine neue Geſtal-
tung zu geben und mit koſtbaren Schmuck und Pracht uͤber die Natur
zu erheben/ und auß eytlen Menſchen Engel-bilder zu machen/ da es
doch ein ſehr nichtige und fluͤchtige Beluſtigung iſt/ welche das lieb-
ſichtige Frauenzimmer in ihren Antlitzen vor wichtig und zu aller Ge-
ſellſchafft bequem ſchaͤtzet. Sie vermeynen aber die Schoͤnheit habe
ſie deßwegen ſo annehmlich bekleidet/ daß ſie nur darmit prachten und
ſtoltzieren und zu allen Laſtern als ein geſchickt Werckzeug gebrauchen
ſollen. Daher ſie ſich auch wol uͤber ihren Stand erheben und ſagen
duͤrffen: Bin ich gleich nicht reich oder hoch von Stammen/ ſo bin ich
doch ſchoͤn und holdſelig von Geſtalt und Gebaͤrden. Jener Roͤmi-
ſcher Kaͤyſer hat pflegen zu ſagen/ daß die hochpralende Schoͤnheit/
praͤchtige Kleydung ein Faͤhnlein der Hoffart/ und eine Anzeigung
verborgener Geylheit waͤre. Unſere Muͤtter aber duͤrffen viel anders
ſagen/ daß ihrer Toͤchter Schoͤnheit gebuͤhre/ daß ſie mit gleich zierli-
chen Schmuck und wolgeſtalten Kleidern vollkommen außgeſaubert
werde/ und erheben die ſtattlichen Zierdungen der Kleynoden uno koſt-
baren Gewandes ihre Schoͤnheit/ ſondern ihre Schoͤnheit vollziehet
den euſſerlichen erhabenen Kunſt-Pracht/ dieweil ſie den natuͤrlichen
auch nach Adlegung des außgekuͤnſtelten vollſtaͤndig an ihr behalte.
Wann demnach ein ſolch natuͤrlich und kuͤnſtlich ſchoͤnes Bilde ei-
nem vermaͤhlet wird/ da wil die Dame nie dem Mañe bedienlich ſeyn/
und ihm die Ehelich-ſchuldige Pflicht denen Haußgeſetzten gemaͤß lei-
ſten/ ſondern da ſoll und muß der Mann der ſchoͤnen und zarten Frauẽ
aufdienen/ und ihren Gebott und Befehlen gehorſamen. Dann was
vor neue Allamoden nur zu ſehen ſeyn/ darzu muß der Mann die ſei-
neſt und koſtbahrſten Stoffen/ Sammet und ſeidene Zeuge verſchaf-
fen/ was vor leckere Niedligkeitẽ nur am theuerſten und die Beſchmei-
chelung
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