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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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zwischen Mann und Weib.
erzehlt/ wie Sie in einem mehr als Königlichen Pallaste wohnete/
dessen Kammern und Zimmer mit den reinesten Golde bezogen/ mit
Edelsteinen versetzet/ mit denen Künstlichst gestickt/ und Bildweiß
gewürckten Tapeten umbhänget und beleget/ das Schlaffzimmer
mit Gold- und Silbern Lampen behängt/ die Ruh-Stadt von dich-
tem Golde nach Gold-Arbeiter Kunst/ mit denen herrlichst- und
lebhafftesten Figuren außgearbeitet/ die Bette mit den weichesten
Federn gefüllet/ mit Seyd und Sammet überzogen/ und die Gar-
dinen von zarter weisser Seyde mit Goldflammenden Pfeilen
durchwürcket/ umb dieses Wollust-Gebäu hätte die Natur ein recht
erdisch Paradeiß außgepflantzet/ und mit denen edlesten schatrigen
Bäumen und Blumen geschmücket/ daß es scheinete die Erde prach-
tete allhier in ihrem schönsten Schmuck der Grüne/ und stoltzierte
in Blumen-Reichthumb/ die Lufft-Kinder erwecketen durch Jhr
Geschrey in ihrer Geburts-Wohnung eine süsse Angenehmheit/ der
HErr dieser Himmlischen Residentz aber/ fügete sich in einer dunck-
len Nachtstille zu Jhr/ und beliebte sich mit Jhr in solchem Lehr-
Befehl/ daß sie seine Person oder Gestalt zu sehn kein Verlangen
tragen solte/ diese Paradysische Lust-Freude und verlangbare Welt-
seeligkeit mißgönneten Jhr die andern Schwestern/ und verleiteten
Sie durch Einbildung/ es möchte wol ein schwartz- und grausamer
Nachtgeist solche Behausung bewohnen und ihrer Göttlichen
Schönheit unter einer verbottenen Sorgfältigkeit/ geniessen/ daß
sie folgende Nacht/ wie Jhr Liebster bey Jhr in einen tieffen Schlaff
gesuncken/ eine Lampe ergrieffen zusehn/ wie ihr Liebster gestallet/ da
sie dann den kleinen Liebes-Gott Cupido selbst nackende mit einen
harten Schlaff überfallen gefunden/ da sie sich aber über dessen Gött-
lich Angesicht verwundrend/ in desto häfftigere Liebe entbrandt Jhn
zu küssen/ hinzugenahet/ hat sie unvorsichtig einen heißen Oel Tropf-
fen auß der Lampen über seinen Schenckel auß geflösset/ worüber er
erwachet/ und wegen grossen Schmertzens und Mißhälligkeit dar-
von geflogen/ und sich zu seiner Mutter verfüget/ welches die schö-
ne Psyche auß solchen seeligen Stande in ein Labyrmt voller Un-
glücks und Hertzens Angst gestürtzt.

Jener Romaner hatte sich auch in eine Sicilianische Dame we-
gen ihrer Himmlischen Schönheit und Adelichen Tugenden häfftig
vergafft/ weil sie aber ihre kensche Liebe zu einem Sicilianischen Ca-
vallie
rer gewant/ und sich nimmer davon abwenden zu lassen festig-
lich bey Jhr beschlossen/ hat Er die Sache auff allerhand heimliche
Listwege angegriffen/ und Sie mit verdeckter Gewalt ihrer Jung-
fräulichen Keuschheit zuberauben/ sich bemüht/ dann wie sie sich mit
Kammer Mägden in der Göttinne Diane Tempel begeben/ alldar

ihr
J v

zwiſchen Mann und Weib.
erzehlt/ wie Sie in einem mehr als Koͤniglichen Pallaſte wohnete/
deſſen Kammern und Zimmer mit den reineſten Golde bezogen/ mit
Edelſteinen verſetzet/ mit denen Kuͤnſtlichſt geſtickt/ und Bildweiß
gewuͤrckten Tapeten umbhaͤnget und beleget/ das Schlaffzimmer
mit Gold- und Silbern Lampen behaͤngt/ die Ruh-Stadt von dich-
tem Golde nach Gold-Arbeiter Kunſt/ mit denen herrlichſt- und
lebhaffteſten Figuren außgearbeitet/ die Bette mit den weicheſten
Federn gefuͤllet/ mit Seyd und Sammet uͤberzogen/ und die Gar-
dinen von zarter weiſſer Seyde mit Goldflammenden Pfeilen
durchwuͤrcket/ umb dieſes Wolluſt-Gebaͤu haͤtte die Natur ein recht
erdiſch Paradeiß außgepflantzet/ und mit denen edleſten ſchatrigen
Baͤumen und Blumen geſchmuͤcket/ daß es ſcheinete die Erde prach-
tete allhier in ihrem ſchoͤnſten Schmuck der Gruͤne/ und ſtoltzierte
in Blumen-Reichthumb/ die Lufft-Kinder erwecketen durch Jhr
Geſchrey in ihrer Geburts-Wohnung eine ſuͤſſe Angenehmheit/ der
HErr dieſer Himmliſchen Reſidentz aber/ fuͤgete ſich in einer dunck-
len Nachtſtille zu Jhr/ und beliebte ſich mit Jhr in ſolchem Lehr-
Befehl/ daß ſie ſeine Perſon oder Geſtalt zu ſehn kein Verlangen
tragen ſolte/ dieſe Paradyſiſche Luſt-Freude und verlangbare Welt-
ſeeligkeit mißgoͤnneten Jhr die andern Schweſtern/ und verleiteten
Sie durch Einbildung/ es moͤchte wol ein ſchwartz- und grauſamer
Nachtgeiſt ſolche Behauſung bewohnen und ihrer Goͤttlichen
Schoͤnheit unter einer verbottenen Sorgfaͤltigkeit/ genieſſen/ daß
ſie folgende Nacht/ wie Jhr Liebſter bey Jhr in einen tieffen Schlaff
geſuncken/ eine Lampe ergrieffen zuſehn/ wie ihr Liebſter geſtallet/ da
ſie dann den kleinen Liebes-Gott Cupido ſelbſt nackende mit einen
harten Schlaff uͤberfallen gefunden/ da ſie ſich aber uͤber deſſen Goͤtt-
lich Angeſicht verwundrend/ in deſto haͤfftigere Liebe entbrandt Jhn
zu kuͤſſen/ hinzugenahet/ hat ſie unvorſichtig einen heißen Oel Tropf-
fen auß der Lampen uͤber ſeinen Schenckel auß gefloͤſſet/ woruͤber er
erwachet/ und wegen groſſen Schmertzens und Mißhaͤlligkeit dar-
von geflogen/ und ſich zu ſeiner Mutter verfuͤget/ welches die ſchoͤ-
ne Pſyche auß ſolchen ſeeligen Stande in ein Labyrmt voller Un-
gluͤcks und Hertzens Angſt geſtuͤrtzt.

Jener Romaner hatte ſich auch in eine Sicilianiſche Dame we-
gen ihrer Himmliſchen Schoͤnheit und Adelichen Tugenden haͤfftig
vergafft/ weil ſie aber ihre kenſche Liebe zu einem Sicilianiſchen Ca-
vallie
rer gewant/ und ſich nimmer davon abwenden zu laſſen feſtig-
lich bey Jhr beſchloſſen/ hat Er die Sache auff allerhand heimliche
Liſtwege angegriffen/ und Sie mit verdeckter Gewalt ihrer Jung-
fraͤulichen Keuſchheit zuberauben/ ſich bemuͤht/ dann wie ſie ſich mit
Kammer Maͤgden in der Goͤttinne Diane Tempel begeben/ alldar

ihr
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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/1171>, abgerufen am 22.11.2024.