Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Discurs. aler Mensch/ er wird dem Truchses/ der ihm dise Speisen fürtragenwill/ für einen jeden Nasenstieber zwey Dutzend feine grobe Bauer- maulschellen geben/ daß er sich eine weile besinnen muß/ ob er ein Mägdgen oder Bubgen sey. Die Natur lehret also/ und die Exem- pel ehrlicher Kerl bekräfftigen es. Alber und ungeschickt ist es/ daß er dem Authori fürrücket/ er were/ da er (Antenor) schon vornehme ämpter bedie- net/ noch in der Schule mit Ruthen gestrichen worden. Concedo totum argumentum, denn es ist gewiß/ daß der Author nicht alsobald mit Mathusalems Alter und itziger Grösse auff die Welt kommen/ denn sonst hetten sich seiner Paten an ihm zu Tode getragen. Deswegen aber kein Hund nicht! Wer weiß ob Antenor nit auch zu der Zeit/ da man mit Palestern im Kriege ge- schossen/ auch noch in die Schule gegangen ist. Jst er so ein kluger erfahrner Mann/ warumb lässet er denn den Hasen also lauf- fen? Jst er so ein grosser Held/ warumb convenciret er nicht den Authorem mit rationibus: alsdenn hette er wol Macht ihm den Herrn Görgen fürzusingen; Aber auff diese Masse giebt es einen schlechten Possen/ denn also könnte vielleicht ein Bauer-Lümmel einen gelehrten Mann in einen Sack und wider heraus dispu- tiren. Die Histörgen von alten Studenten oder vielmehr Faullen- tzer/ welche 20. und mehr Jahr auff Universitäten gelegen und nichts gelernet/ sind nicht weit her: Denn von einem solchen inutili terrae pondere, das nur Speise verdauen/ und Tranck durch distilli- ren kan/ haben wir nicht zu reden/ damit wird er wenig beweisen/ denn wer will das sagen/ daß man nur von Academischer Lufft ge- lehrt werde? Fabul. Aber er beweisets doch auch mit vornehmer Leute Ex- empeln/ welche fürtreflich gelehret/ aus den Gymnasiis kommen sind/ daß eben nicht alle Weisheit an die Universitäten gebunden sey. Phil. Erstlich sehe doch Antenor des Authoris thesin besser an. 2. Wenn er disputiren will/ so muß er Gymnasia als subordinata, den Universitäten nicht opponiren, sonst siehet man/ daß er ein elen- der barmhertziger Logicus ist. 3. Warumb sich etliche derselbigen/ dennoch erst auff Universitäten gezogen? Jch meyne/ daß sie zur rechten perfection kommen sind/ welches er wider sich selbst schlies- sen muß. Fabul. Antenors vornehmste Exception ist/ daß er dieses einer Person insonderheit gerathen hat/ wie weiß nun der Author/ G
Diſcurs. aler Menſch/ er wird dem Truchſes/ der ihm diſe Speiſen fuͤrtragenwill/ fuͤr einen jeden Naſenſtieber zwey Dutzend feine grobe Bauer- maulſchellen geben/ daß er ſich eine weile beſinnen muß/ ob er ein Maͤgdgen oder Bubgen ſey. Die Natur lehret alſo/ und die Exem- pel ehrlicher Kerl bekraͤfftigen es. Alber und ungeſchickt iſt es/ daß er dem Authori fuͤrruͤcket/ er were/ da er (Antenor) ſchon vornehme aͤmpter bedie- net/ noch in der Schule mit Ruthen geſtrichen worden. Concedo totum argumentum, denn es iſt gewiß/ daß der Author nicht alſobald mit Mathuſalems Alter und itziger Groͤſſe auff die Welt kommen/ denn ſonſt hetten ſich ſeiner Paten an ihm zu Tode getragen. Deswegen aber kein Hund nicht! Wer weiß ob Antenor nit auch zu der Zeit/ da man mit Paleſtern im Kriege ge- ſchoſſen/ auch noch in die Schule gegangen iſt. Jſt er ſo ein kluger erfahrner Mann/ warumb laͤſſet er denn den Haſen alſo lauf- fen? Jſt er ſo ein groſſer Held/ warumb convenciret er nicht den Authorem mit rationibus: alsdenn hette er wol Macht ihm den Herrn Goͤrgen fuͤrzuſingen; Aber auff dieſe Maſſe giebt es einen ſchlechten Poſſen/ denn alſo koͤnnte vielleicht ein Bauer-Luͤmmel einen gelehrten Mann in einen Sack und wider heraus diſpu- tiren. Die Hiſtoͤrgen von alten Studenten oder vielmehr Faullen- tzer/ welche 20. und mehr Jahr auff Univerſitaͤten gelegen und nichts gelernet/ ſind nicht weit her: Denn von einem ſolchen inutili terræ pondere, das nur Speiſe verdauen/ und Tranck durch diſtilli- ren kan/ haben wir nicht zu reden/ damit wird er wenig beweiſen/ denn wer will das ſagen/ daß man nur von Academiſcher Lufft ge- lehrt werde? Fabul. Aber er beweiſets doch auch mit vornehmer Leute Ex- empeln/ welche fuͤrtreflich gelehret/ aus den Gymnaſiis kommen ſind/ daß eben nicht alle Weisheit an die Univerſitaͤten gebunden ſey. Phil. Erſtlich ſehe doch Antenor des Authoris theſin beſſer an. 2. Wenn er diſputiren will/ ſo muß er Gymnaſia als ſubordinata, den Univerſitaͤten nicht opponiren, ſonſt ſiehet man/ daß er ein elen- der barmhertziger Logicus iſt. 3. Warumb ſich etliche derſelbigen/ dennoch erſt auff Univerſitaͤten gezogen? Jch meyne/ daß ſie zur rechten perfection kommen ſind/ welches er wider ſich ſelbſt ſchlieſ- ſen muß. Fabul. Antenors vornehmſte Exception iſt/ daß er dieſes einer Perſon inſonderheit gerathen hat/ wie weiß nun der Author/ G
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aler Menſch/ er wird dem Truchſes/ der ihm diſe Speiſen fuͤrtragen
will/ fuͤr einen jeden Naſenſtieber zwey Dutzend feine grobe Bauer-
maulſchellen geben/ daß er ſich eine weile beſinnen muß/ ob er ein
Maͤgdgen oder Bubgen ſey. Die Natur lehret alſo/ und die Exem-
pel ehrlicher Kerl bekraͤfftigen es.
Alber und ungeſchickt iſt es/ daß er dem Authori fuͤrruͤcket/
er were/ da er (Antenor) ſchon vornehme aͤmpter bedie-
net/ noch in der Schule mit Ruthen geſtrichen worden.
Concedo totum argumentum, denn es iſt gewiß/ daß der Author
nicht alſobald mit Mathuſalems Alter und itziger Groͤſſe auff die
Welt kommen/ denn ſonſt hetten ſich ſeiner Paten an ihm zu Tode
getragen. Deswegen aber kein Hund nicht! Wer weiß ob Antenor
nit auch zu der Zeit/ da man mit Paleſtern im Kriege ge-
ſchoſſen/ auch noch in die Schule gegangen iſt. Jſt er ſo ein
kluger erfahrner Mann/ warumb laͤſſet er denn den Haſen alſo lauf-
fen? Jſt er ſo ein groſſer Held/ warumb convenciret er nicht den
Authorem mit rationibus: alsdenn hette er wol Macht ihm den
Herrn Goͤrgen fuͤrzuſingen; Aber auff dieſe Maſſe giebt es einen
ſchlechten Poſſen/ denn alſo koͤnnte vielleicht ein Bauer-Luͤmmel
einen gelehrten Mann in einen Sack und wider heraus diſpu-
tiren.
Die Hiſtoͤrgen von alten Studenten oder vielmehr Faullen-
tzer/ welche 20. und mehr Jahr auff Univerſitaͤten gelegen und
nichts gelernet/ ſind nicht weit her: Denn von einem ſolchen inutili
terræ pondere, das nur Speiſe verdauen/ und Tranck durch diſtilli-
ren kan/ haben wir nicht zu reden/ damit wird er wenig beweiſen/
denn wer will das ſagen/ daß man nur von Academiſcher Lufft ge-
lehrt werde?
Fabul. Aber er beweiſets doch auch mit vornehmer Leute Ex-
empeln/ welche fuͤrtreflich gelehret/ aus den Gymnaſiis kommen ſind/
daß eben nicht alle Weisheit an die Univerſitaͤten gebunden ſey.
Phil. Erſtlich ſehe doch Antenor des Authoris theſin beſſer an.
2. Wenn er diſputiren will/ ſo muß er Gymnaſia als ſubordinata,
den Univerſitaͤten nicht opponiren, ſonſt ſiehet man/ daß er ein elen-
der barmhertziger Logicus iſt. 3. Warumb ſich etliche derſelbigen/
dennoch erſt auff Univerſitaͤten gezogen? Jch meyne/ daß ſie zur
rechten perfection kommen ſind/ welches er wider ſich ſelbſt ſchlieſ-
ſen muß.
Fabul. Antenors vornehmſte Exception iſt/ daß er dieſes
einer Perſon inſonderheit gerathen hat/ wie weiß nun der
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Zitationshilfe: | Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/1131>, abgerufen am 16.02.2025. |