Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Der Bücher-Dieb. nicht an den dritten Erben komme. Das siebende Gebot heist/ du soltnit stehlen. Was ist das? Sehe und lerne es im Kinder-Catechismo Lu- theri. Was sagt Gott auch von dem siebenden Gebot: Er sagt also: Jch der HErr dein Gott/ bin ein starcker eyferiger Gott/ der da heim- sucht der Väter Missethat an den Kindern biß in das dritte und vierdte Glied/ Exod. 20. Wie mancher Dieb hängt am Galgen/ wie mancher ist mit Ruthen außgestrichen/ der nit halb so viel wider das siebende Gebot gesündiget hat/ als mancher Drucker oder Buchführer? Aber versichere dich du Bücher-Dieb/ daß deine Kinds Kinder von diesem Diebsgeld keine steinerne Häuser bauen werden. Und die welche du ge- bauet hast/ wird der Fluch Gottes wider niderwerffen. Jch kenne viel redliche Drucker und Buchführer/ welche sich für solchen Diebsgriffen hüten/ die segnet Gott augenscheinlich. Was du nit wilt/ daß man dir thue/ das soltu einem andern auch nit thun. Jch bitte dich Philander/ weil du itzo nach Franckfurt in die Messe zu ziehen vorhabens bist/ du wollest allen Bücher-Dieben kund machen/ daß Antenor von unter- schiedlichen Königen/ Chur- und Fürsten/ sonderliche Privilegia theils habe/ theils mit nechster Gelegenheit gewiß erwarte. An den Leser. HOchgeehrter Leser/ du wirst dich verwundern/ über Der Buͤcher-Dieb. nicht an den dritten Erben komme. Das ſiebende Gebot heiſt/ du ſoltnit ſtehlen. Was iſt das? Sehe und lerne es im Kinder-Catechiſmo Lu- theri. Was ſagt Gott auch von dem ſiebenden Gebot: Er ſagt alſo: Jch der HErꝛ dein Gott/ bin ein ſtarcker eyferiger Gott/ der da heim- ſucht der Vaͤter Miſſethat an den Kindern biß in das dritte uñ vierdte Glied/ Exod. 20. Wie mancher Dieb haͤngt am Galgen/ wie mancher iſt mit Ruthen außgeſtrichen/ der nit halb ſo viel wider das ſiebende Gebot geſuͤndiget hat/ als mancher Drucker oder Buchfuͤhrer? Aber verſichere dich du Buͤcher-Dieb/ daß deine Kinds Kinder von dieſem Diebsgeld keine ſteinerne Haͤuſer bauen werden. Und die welche du ge- bauet haſt/ wird der Fluch Gottes wider niderwerffen. Jch kenne viel redliche Drucker und Buchfuͤhrer/ welche ſich fuͤr ſolchen Diebsgriffen huͤten/ die ſegnet Gott augenſcheinlich. Was du nit wilt/ daß man dir thue/ das ſoltu einem andern auch nit thun. Jch bitte dich Philander/ weil du itzo nach Franckfurt in die Meſſe zu ziehen vorhabens biſt/ du wolleſt allen Buͤcher-Dieben kund machen/ daß Antenor von unter- ſchiedlichen Koͤnigen/ Chur- und Fuͤrſten/ ſonderliche Privilegia theils habe/ theils mit nechſter Gelegenheit gewiß erwarte. An den Leſer. HOchgeehrter Leſer/ du wirſt dich verwundern/ uͤber <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f1034" n="992"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Buͤcher-Dieb.</hi></fw><lb/> nicht an den dritten Erben komme. Das ſiebende Gebot heiſt/ du ſolt<lb/> nit ſtehlen. Was iſt das? Sehe und lerne es im Kinder-Catechiſmo Lu-<lb/> theri. Was ſagt Gott auch von dem ſiebenden Gebot: Er ſagt alſo:<lb/> Jch der HErꝛ dein Gott/ bin ein ſtarcker eyferiger Gott/ der da heim-<lb/> ſucht der Vaͤter Miſſethat an den Kindern biß in das dritte uñ vierdte<lb/> Glied/ Exod. 20. Wie mancher Dieb haͤngt am Galgen/ wie mancher<lb/> iſt mit Ruthen außgeſtrichen/ der nit halb ſo viel wider das ſiebende<lb/> Gebot geſuͤndiget hat/ als mancher Drucker oder Buchfuͤhrer? Aber<lb/> verſichere dich du Buͤcher-Dieb/ daß deine Kinds Kinder von dieſem<lb/> Diebsgeld keine ſteinerne Haͤuſer bauen werden. Und die welche du ge-<lb/> bauet haſt/ wird der Fluch Gottes wider niderwerffen. Jch kenne viel<lb/> redliche Drucker und Buchfuͤhrer/ welche ſich fuͤr ſolchen Diebsgriffen<lb/> huͤten/ die ſegnet Gott augenſcheinlich. Was du nit wilt/ daß man dir<lb/> thue/ das ſoltu einem andern auch nit thun. Jch bitte dich Philander/<lb/> weil du itzo nach Franckfurt in die Meſſe zu ziehen vorhabens biſt/ du<lb/> wolleſt allen Buͤcher-Dieben kund machen/ daß <hi rendition="#aq">Antenor</hi> von unter-<lb/> ſchiedlichen Koͤnigen/ Chur- und Fuͤrſten/ ſonderliche Privilegia theils<lb/> habe/ theils mit nechſter Gelegenheit gewiß erwarte.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">An den Leſer.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">H</hi><hi rendition="#fr">Ochgeehrter Leſer/ du wirſt dich verwundern/ uͤber</hi><lb/> den Titul dieſer Schrifft. Allein/ wiſſe/ daß zweyerley Dieb ſeyẽ/<lb/> groſſe und kleine. Die kleine haͤngt man an den Galgen/ die groſſe<lb/> aber gehen offt in Sam̃et und Seiden daher/ und man muß den Hut<lb/> vor ihnen abziehen/ ſich buͤcken und neigen. Laſſe dich nicht wunder<lb/> nehmen/ daß ich geſagt hab/ daß offt Dieberey oder Diebſtal vorgehe/<lb/> unter den Druckern und Buchfuͤhrern/ welche von Roͤm. Kaͤyſern ih-<lb/> rer Edlen und der Chriſtenheit hochnuͤtzlichen Kunſt halber mit ſon-<lb/> derbaren Privilegien begnaͤdiget ſind. Es ſey auch fern und abermals<lb/> fern von miꝛ/ daß ich in meine Gedancken faſſen ſolle/ daß es alle thun.<lb/> Allein Chriſtus hatte 12. Apoſteln/ welche viel 1000. Leut fuͤr Hoch-<lb/> Ehrwuͤrdige Leut hielten. Gleichwol war einer unter ihnen/ der Ju-<lb/> das Simonis Sohn/ Jſchariothes/ von welchem S. Joh. ſagt/ c. 12.<lb/> Er war ein Dieb. Was iſt es wunder/ daß nit unter 12. ſondern unter<lb/> 50. frommen Druckern und Buchfuͤhrern/ unterweilens auch ein<lb/> Dieb gefunden werde? Die fromme wolle Gott je mehr und mehr ſeg-<lb/><hi rendition="#c">nen/ die andere wolle er bekehren/ und uns allen gnaͤdig ſeyn/<lb/> umb Chriſti willen/ Amen.</hi></p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <floatingText> <front> </front> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [992/1034]
Der Buͤcher-Dieb.
nicht an den dritten Erben komme. Das ſiebende Gebot heiſt/ du ſolt
nit ſtehlen. Was iſt das? Sehe und lerne es im Kinder-Catechiſmo Lu-
theri. Was ſagt Gott auch von dem ſiebenden Gebot: Er ſagt alſo:
Jch der HErꝛ dein Gott/ bin ein ſtarcker eyferiger Gott/ der da heim-
ſucht der Vaͤter Miſſethat an den Kindern biß in das dritte uñ vierdte
Glied/ Exod. 20. Wie mancher Dieb haͤngt am Galgen/ wie mancher
iſt mit Ruthen außgeſtrichen/ der nit halb ſo viel wider das ſiebende
Gebot geſuͤndiget hat/ als mancher Drucker oder Buchfuͤhrer? Aber
verſichere dich du Buͤcher-Dieb/ daß deine Kinds Kinder von dieſem
Diebsgeld keine ſteinerne Haͤuſer bauen werden. Und die welche du ge-
bauet haſt/ wird der Fluch Gottes wider niderwerffen. Jch kenne viel
redliche Drucker und Buchfuͤhrer/ welche ſich fuͤr ſolchen Diebsgriffen
huͤten/ die ſegnet Gott augenſcheinlich. Was du nit wilt/ daß man dir
thue/ das ſoltu einem andern auch nit thun. Jch bitte dich Philander/
weil du itzo nach Franckfurt in die Meſſe zu ziehen vorhabens biſt/ du
wolleſt allen Buͤcher-Dieben kund machen/ daß Antenor von unter-
ſchiedlichen Koͤnigen/ Chur- und Fuͤrſten/ ſonderliche Privilegia theils
habe/ theils mit nechſter Gelegenheit gewiß erwarte.
An den Leſer.
HOchgeehrter Leſer/ du wirſt dich verwundern/ uͤber
den Titul dieſer Schrifft. Allein/ wiſſe/ daß zweyerley Dieb ſeyẽ/
groſſe und kleine. Die kleine haͤngt man an den Galgen/ die groſſe
aber gehen offt in Sam̃et und Seiden daher/ und man muß den Hut
vor ihnen abziehen/ ſich buͤcken und neigen. Laſſe dich nicht wunder
nehmen/ daß ich geſagt hab/ daß offt Dieberey oder Diebſtal vorgehe/
unter den Druckern und Buchfuͤhrern/ welche von Roͤm. Kaͤyſern ih-
rer Edlen und der Chriſtenheit hochnuͤtzlichen Kunſt halber mit ſon-
derbaren Privilegien begnaͤdiget ſind. Es ſey auch fern und abermals
fern von miꝛ/ daß ich in meine Gedancken faſſen ſolle/ daß es alle thun.
Allein Chriſtus hatte 12. Apoſteln/ welche viel 1000. Leut fuͤr Hoch-
Ehrwuͤrdige Leut hielten. Gleichwol war einer unter ihnen/ der Ju-
das Simonis Sohn/ Jſchariothes/ von welchem S. Joh. ſagt/ c. 12.
Er war ein Dieb. Was iſt es wunder/ daß nit unter 12. ſondern unter
50. frommen Druckern und Buchfuͤhrern/ unterweilens auch ein
Dieb gefunden werde? Die fromme wolle Gott je mehr und mehr ſeg-
nen/ die andere wolle er bekehren/ und uns allen gnaͤdig ſeyn/
umb Chriſti willen/ Amen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |