Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

Bild:
<< vorherige Seite

Passion-Lieder.
Also gar ist all das deine
Mein/ und ich dazu in dir/
Daß ich nun in deiner Macht
Weder Todt noch Sünden acht/
Sondern dich und alle Gabe
Mit dir hier im Hertzen habe.

ACh! was machet ihr mir Schmertzen/
Freunde/ durch die falsche Lahr/
Wer dieselbe hat im Hertzen
Bleibet warlich in Gefahr:
Ob er könne selig werden/
Wann er segnet diese Erden
2.
Sol ich mit euch dieses glauben
Daß nicht all beruffen seyn;
Ey! so bleibet ja auff Schrauben
Mit der grösten Hertzens-Pein/
Ob ich werde seyn bey diesen/
Oder zu der Höll gewiesen.
3.
Besser wer' es heydnisch leben/
Sich gebrauchen dieser Welt;
Als der Tugend sich ergeben/
Und thun was Gott wolgefällt;
Wer will mir zur Freude rathen
Wann ich dort soll ewig braten?
4.
Wie viel seliger zu schätzen
Jst ein Hirsch und wildes Thier/
Welches sich kan besser letzen
Jn den Püschen für und für/
Lebet lang' und wann es stirbet/
Freud' und Leid zugleich verdirbet.
5.
Möcht' es mir so gut doch werden
Daß ich wer' ein Kieselstein!
So könt' ich stäts auff der Erden
Auff den wüsten Bergen seyn!
Wer' ich gleichfalls ohne Freuden/
So wer' ich auch ausser Leiden.
6.
Nun/ ihr sprecht ich könne wissen
Ob ich auch sey außerwehlt/
Wann ich könne recht geniessen
Meines Glaubens/ und gezehlt
Unter

Paſſion-Lieder.
Alſo gar iſt all das deine
Mein/ und ich dazu in dir/
Daß ich nun in deiner Macht
Weder Todt noch Suͤnden acht/
Sondern dich und alle Gabe
Mit dir hier im Hertzen habe.

ACh! was machet ihr mir Schmertzen/
Freunde/ durch die falſche Lahr/
Wer dieſelbe hat im Hertzen
Bleibet warlich in Gefahr:
Ob er koͤnne ſelig werden/
Wann er ſegnet dieſe Erden
2.
Sol ich mit euch dieſes glauben
Daß nicht all beruffen ſeyn;
Ey! ſo bleibet ja auff Schrauben
Mit der groͤſten Hertzens-Pein/
Ob ich werde ſeyn bey dieſen/
Oder zu der Hoͤll gewieſen.
3.
Beſſer wer’ es heydniſch leben/
Sich gebrauchen dieſer Welt;
Als der Tugend ſich ergeben/
Und thun was Gott wolgefaͤllt;
Wer will mir zur Freude rathen
Wann ich dort ſoll ewig braten?
4.
Wie viel ſeliger zu ſchaͤtzen
Jſt ein Hirſch und wildes Thier/
Welches ſich kan beſſer letzen
Jn den Puͤſchen fuͤr und fuͤr/
Lebet lang’ und wann es ſtirbet/
Freud’ und Leid zugleich verdirbet.
5.
Moͤcht’ es mir ſo gut doch werden
Daß ich wer’ ein Kieſelſtein!
So koͤnt’ ich ſtaͤts auff der Erden
Auff den wuͤſten Bergen ſeyn!
Wer’ ich gleichfalls ohne Freuden/
So wer’ ich auch auſſer Leiden.
6.
Nun/ ihr ſprecht ich koͤnne wiſſen
Ob ich auch ſey außerwehlt/
Wann ich koͤnne recht genieſſen
Meines Glaubens/ und gezehlt
Unter
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg n="126">
            <l><pb facs="#f1000" n="958"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Pa&#x017F;&#x017F;ion-Lieder.</hi></fw><lb/>
Al&#x017F;o gar i&#x017F;t all das deine<lb/>
Mein/ und ich dazu in dir/<lb/>
Daß ich nun in deiner Macht<lb/>
Weder Todt noch Su&#x0364;nden acht/<lb/>
Sondern dich und alle Gabe<lb/>
Mit dir hier im Hertzen habe.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="127">
            <l><hi rendition="#in">A</hi>Ch! was machet ihr mir Schmertzen/<lb/>
Freunde/ durch die fal&#x017F;che Lahr/<lb/>
Wer die&#x017F;elbe hat im Hertzen<lb/>
Bleibet warlich in Gefahr:<lb/>
Ob er ko&#x0364;nne &#x017F;elig werden/<lb/>
Wann er &#x017F;egnet die&#x017F;e Erden</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="128">
            <head>2.</head><lb/>
            <l>Sol ich mit euch die&#x017F;es glauben<lb/>
Daß nicht all beruffen &#x017F;eyn;<lb/>
Ey! &#x017F;o bleibet ja auff Schrauben<lb/>
Mit der gro&#x0364;&#x017F;ten Hertzens-Pein/<lb/>
Ob ich werde &#x017F;eyn bey die&#x017F;en/<lb/>
Oder zu der Ho&#x0364;ll gewie&#x017F;en.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="129">
            <head>3.</head><lb/>
            <l>Be&#x017F;&#x017F;er wer&#x2019; es heydni&#x017F;ch leben/<lb/>
Sich gebrauchen die&#x017F;er Welt;<lb/>
Als der Tugend &#x017F;ich ergeben/<lb/>
Und thun was Gott wolgefa&#x0364;llt;<lb/>
Wer will mir zur Freude rathen<lb/>
Wann ich dort &#x017F;oll ewig braten?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="130">
            <head>4.</head><lb/>
            <l>Wie viel &#x017F;eliger zu &#x017F;cha&#x0364;tzen<lb/>
J&#x017F;t ein Hir&#x017F;ch und wildes Thier/<lb/>
Welches &#x017F;ich kan be&#x017F;&#x017F;er letzen<lb/>
Jn den Pu&#x0364;&#x017F;chen fu&#x0364;r und fu&#x0364;r/<lb/>
Lebet lang&#x2019; und wann es &#x017F;tirbet/<lb/>
Freud&#x2019; und Leid zugleich verdirbet.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="131">
            <head>5.</head><lb/>
            <l>Mo&#x0364;cht&#x2019; es mir &#x017F;o gut doch werden<lb/>
Daß ich wer&#x2019; ein Kie&#x017F;el&#x017F;tein!<lb/>
So ko&#x0364;nt&#x2019; ich &#x017F;ta&#x0364;ts auff der Erden<lb/>
Auff den wu&#x0364;&#x017F;ten Bergen &#x017F;eyn!<lb/>
Wer&#x2019; ich gleichfalls ohne Freuden/<lb/>
So wer&#x2019; ich auch au&#x017F;&#x017F;er Leiden.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="132">
            <head>6.</head><lb/>
            <l>Nun/ ihr &#x017F;precht ich ko&#x0364;nne wi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Ob ich auch &#x017F;ey außerwehlt/<lb/>
Wann ich ko&#x0364;nne recht genie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Meines Glaubens/ und gezehlt<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Unter</fw><lb/></l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[958/1000] Paſſion-Lieder. Alſo gar iſt all das deine Mein/ und ich dazu in dir/ Daß ich nun in deiner Macht Weder Todt noch Suͤnden acht/ Sondern dich und alle Gabe Mit dir hier im Hertzen habe. ACh! was machet ihr mir Schmertzen/ Freunde/ durch die falſche Lahr/ Wer dieſelbe hat im Hertzen Bleibet warlich in Gefahr: Ob er koͤnne ſelig werden/ Wann er ſegnet dieſe Erden 2. Sol ich mit euch dieſes glauben Daß nicht all beruffen ſeyn; Ey! ſo bleibet ja auff Schrauben Mit der groͤſten Hertzens-Pein/ Ob ich werde ſeyn bey dieſen/ Oder zu der Hoͤll gewieſen. 3. Beſſer wer’ es heydniſch leben/ Sich gebrauchen dieſer Welt; Als der Tugend ſich ergeben/ Und thun was Gott wolgefaͤllt; Wer will mir zur Freude rathen Wann ich dort ſoll ewig braten? 4. Wie viel ſeliger zu ſchaͤtzen Jſt ein Hirſch und wildes Thier/ Welches ſich kan beſſer letzen Jn den Puͤſchen fuͤr und fuͤr/ Lebet lang’ und wann es ſtirbet/ Freud’ und Leid zugleich verdirbet. 5. Moͤcht’ es mir ſo gut doch werden Daß ich wer’ ein Kieſelſtein! So koͤnt’ ich ſtaͤts auff der Erden Auff den wuͤſten Bergen ſeyn! Wer’ ich gleichfalls ohne Freuden/ So wer’ ich auch auſſer Leiden. 6. Nun/ ihr ſprecht ich koͤnne wiſſen Ob ich auch ſey außerwehlt/ Wann ich koͤnne recht genieſſen Meines Glaubens/ und gezehlt Unter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/1000
Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 958. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/1000>, abgerufen am 25.11.2024.