essen erlaubt. Die Gaben sind klein, aber auch wohlfeil. Für zwanzig Kreutzer kann der Kranke, der Philosophie hat, sich satt essen; für fünf und vierzig der, der keine hat.. Oeffent- liche Tische giebt es in Karlsbad nicht. Man muß entweder auf seinem Zimmer allein essen, oder man kann sich auch mit seinen Hausge- nossen oder Nachbarn so einrichten, daß man mit ihnen, bald in seinem Hause, bald in dem ihrigen, speiset. Was der Mangel an öffent- lichen Tafeln der Geselligkeit abbricht, läßt er der Gesundheit zu gute kommen. Man ist nie so mäßig, wenn man mit Zwanzigen, als wenn man mit sich allein das Brod bricht und das Glas handhabt.
Die Einrichtung der verschiedenen Brun- nenplätze und der Bäder, ist nicht glänzend, nicht bequem, kaum erträglich. Das Trinken des Karlsbader Wassers braucht viel Bewe- gung, damit es aus dem Magen in die übri- gen Gefäße des Körpers vertrieben werden könne. Aber bey keinem der Brunnen ist ein
eſſen erlaubt. Die Gaben ſind klein, aber auch wohlfeil. Fuͤr zwanzig Kreutzer kann der Kranke, der Philoſophie hat, ſich ſatt eſſen; fuͤr fuͤnf und vierzig der, der keine hat.. Oeffent- liche Tiſche giebt es in Karlsbad nicht. Man muß entweder auf ſeinem Zimmer allein eſſen, oder man kann ſich auch mit ſeinen Hauſge- noſſen oder Nachbarn ſo einrichten, daß man mit ihnen, bald in ſeinem Hauſe, bald in dem ihrigen, ſpeiſet. Was der Mangel an oͤffent- lichen Tafeln der Geſelligkeit abbricht, laͤßt er der Geſundheit zu gute kommen. Man iſt nie ſo maͤßig, wenn man mit Zwanzigen, als wenn man mit ſich allein das Brod bricht und daſ Glas handhabt.
Die Einrichtung der verſchiedenen Brun- nenplaͤtze und der Baͤder, iſt nicht glaͤnzend, nicht bequem, kaum ertraͤglich. Das Trinken des Karlsbader Waſſers braucht viel Bewe- gung, damit es aus dem Magen in die uͤbri- gen Gefaͤße des Koͤrpers vertrieben werden koͤnne. Aber bey keinem der Brunnen iſt ein
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eſſen erlaubt. Die Gaben ſind klein, aber
auch wohlfeil. Fuͤr zwanzig Kreutzer kann der
Kranke, der Philoſophie hat, ſich ſatt eſſen;
fuͤr fuͤnf und vierzig der, der keine hat.. Oeffent-
liche Tiſche giebt es in Karlsbad nicht. Man
muß entweder auf ſeinem Zimmer allein eſſen,
oder man kann ſich auch mit ſeinen Hauſge-
noſſen oder Nachbarn ſo einrichten, daß man
mit ihnen, bald in ſeinem Hauſe, bald in dem
ihrigen, ſpeiſet. Was der Mangel an oͤffent-
lichen Tafeln der Geſelligkeit abbricht, laͤßt er
der Geſundheit zu gute kommen. Man iſt nie
ſo maͤßig, wenn man mit Zwanzigen, als
wenn man mit ſich allein das Brod bricht
und daſ Glas handhabt.
Die Einrichtung der verſchiedenen Brun-
nenplaͤtze und der Baͤder, iſt nicht glaͤnzend,
nicht bequem, kaum ertraͤglich. Das Trinken
des Karlsbader Waſſers braucht viel Bewe-
gung, damit es aus dem Magen in die uͤbri-
gen Gefaͤße des Koͤrpers vertrieben werden
koͤnne. Aber bey keinem der Brunnen iſt ein
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/92>, abgerufen am 21.11.2024.
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