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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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einige Arten Ungerweins; nicht so gerne den
Oesterreicher und Rheinwein. Das hiesige
Bier ist leicht, wie es für Kranke seyn muß.
Englische Biere sind, als nicht passend zur Kur,
untersagt. Kaffee und Chokolade darf man
trinken. Thee nicht.

Die Speisen haben hier einen eigenen Cha-
rakter von Weichlichkeit und Ungeschmalzen-
heit. Man will theils dem ausgeschwemmten
Magen nicht zur Last fallen, theils darf man
nicht, da bey den Speisewirthen eine ausdrück-
liche Küchenvorschrift vorhanden ist. Gesalzene
und geräucherte Gerichte sind gänzlich verboten,
und wenn man dergleichen verlangte, würde
sich der Garkoch entschuldigen; dagegen sind
alle Arten von Wild (bis auf das Schwein)
von Federvieh, (Gänse ausgeschlossen) von zah-
men Fleische, von Mehlspeisen (wohin der
wälsche Reis, die Nockerl, die Schmarn,
die Steudel, die Kolatschen, der geba-
ckene Gries
, und wie sie im böhmisch öster-
reichischen Küchenwörterbuch alle heißen) zu

F 2

einige Arten Ungerweins; nicht ſo gerne den
Oeſterreicher und Rheinwein. Das hieſige
Bier iſt leicht, wie es fuͤr Kranke ſeyn muß.
Engliſche Biere ſind, als nicht paſſend zur Kur,
unterſagt. Kaffee und Chokolade darf man
trinken. Thee nicht.

Die Speiſen haben hier einen eigenen Cha-
rakter von Weichlichkeit und Ungeſchmalzen-
heit. Man will theils dem ausgeſchwemmten
Magen nicht zur Laſt fallen, theils darf man
nicht, da bey den Speiſewirthen eine ausdruͤck-
liche Kuͤchenvorſchrift vorhanden iſt. Geſalzene
und geraͤucherte Gerichte ſind gaͤnzlich verboten,
und wenn man dergleichen verlangte, wuͤrde
ſich der Garkoch entſchuldigen; dagegen ſind
alle Arten von Wild (bis auf das Schwein)
von Federvieh, (Gaͤnſe ausgeſchloſſen) von zah-
men Fleiſche, von Mehlſpeiſen (wohin der
waͤlſche Reis, die Nockerl, die Schmarn,
die Steudel, die Kolatſchen, der geba-
ckene Gries
, und wie ſie im boͤhmiſch oͤſter-
reichiſchen Kuͤchenwoͤrterbuch alle heißen) zu

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[83/0091] einige Arten Ungerweins; nicht ſo gerne den Oeſterreicher und Rheinwein. Das hieſige Bier iſt leicht, wie es fuͤr Kranke ſeyn muß. Engliſche Biere ſind, als nicht paſſend zur Kur, unterſagt. Kaffee und Chokolade darf man trinken. Thee nicht. Die Speiſen haben hier einen eigenen Cha- rakter von Weichlichkeit und Ungeſchmalzen- heit. Man will theils dem ausgeſchwemmten Magen nicht zur Laſt fallen, theils darf man nicht, da bey den Speiſewirthen eine ausdruͤck- liche Kuͤchenvorſchrift vorhanden iſt. Geſalzene und geraͤucherte Gerichte ſind gaͤnzlich verboten, und wenn man dergleichen verlangte, wuͤrde ſich der Garkoch entſchuldigen; dagegen ſind alle Arten von Wild (bis auf das Schwein) von Federvieh, (Gaͤnſe ausgeſchloſſen) von zah- men Fleiſche, von Mehlſpeiſen (wohin der waͤlſche Reis, die Nockerl, die Schmarn, die Steudel, die Kolatſchen, der geba- ckene Gries, und wie ſie im boͤhmiſch oͤſter- reichiſchen Kuͤchenwoͤrterbuch alle heißen) zu F 2

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/91>, abgerufen am 24.11.2024.