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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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es in einer Hauptstadt seyn kann, wo ein paar
Postzüge, eine diamantene Hutschleife, einige
Freybälle und eine offene Tafel nicht den Hof
um sie versammeln, den sie sich hier durch
solche Dinge verschaffen können. Der Zeit-
punkt also, wo diese Art von Afterkranken in
Karlsbad lebt, ist der glänzendste, aber auch
der beschwerlichste für wirkliche Kranke. Diese
finden kein bequemes Unterkommen mehr; wer-
den am Sprudel von ungeschliffenen Bedien-
ten gedrängt, die den Becher ihrer Herrschaft
eher füllen wollen, als sie den ihrigen; wer-
den auf der Wiese, neben den vorbey fliegen-
den Karossen bald vom Staub erstickt, bald
über und über mit Unrath besprützt; werden
aus der Allee von den breiten Reihen der
Herren und Damen weggeschoben, oder von
eben denselben, wenn sie die dortigen Bänke
besetzt halten, vom Kopf bis zu den Füßen
gemustert; finden kein Plätzchen mehr, weder
in Fischern, noch in dem Garten des
Postmeisters
, wo sie mit einer kleinen Ge-

es in einer Hauptſtadt ſeyn kann, wo ein paar
Poſtzuͤge, eine diamantene Hutſchleife, einige
Freybaͤlle und eine offene Tafel nicht den Hof
um ſie verſammeln, den ſie ſich hier durch
ſolche Dinge verſchaffen koͤnnen. Der Zeit-
punkt alſo, wo dieſe Art von Afterkranken in
Karlsbad lebt, iſt der glaͤnzendſte, aber auch
der beſchwerlichſte fuͤr wirkliche Kranke. Dieſe
finden kein bequemes Unterkommen mehr; wer-
den am Sprudel von ungeſchliffenen Bedien-
ten gedraͤngt, die den Becher ihrer Herrſchaft
eher fuͤllen wollen, als ſie den ihrigen; wer-
den auf der Wieſe, neben den vorbey fliegen-
den Karoſſen bald vom Staub erſtickt, bald
uͤber und uͤber mit Unrath beſpruͤtzt; werden
aus der Allee von den breiten Reihen der
Herren und Damen weggeſchoben, oder von
eben denſelben, wenn ſie die dortigen Baͤnke
beſetzt halten, vom Kopf bis zu den Fuͤßen
gemuſtert; finden kein Plaͤtzchen mehr, weder
in Fiſchern, noch in dem Garten des
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, wo ſie mit einer kleinen Ge-

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[77/0085] es in einer Hauptſtadt ſeyn kann, wo ein paar Poſtzuͤge, eine diamantene Hutſchleife, einige Freybaͤlle und eine offene Tafel nicht den Hof um ſie verſammeln, den ſie ſich hier durch ſolche Dinge verſchaffen koͤnnen. Der Zeit- punkt alſo, wo dieſe Art von Afterkranken in Karlsbad lebt, iſt der glaͤnzendſte, aber auch der beſchwerlichſte fuͤr wirkliche Kranke. Dieſe finden kein bequemes Unterkommen mehr; wer- den am Sprudel von ungeſchliffenen Bedien- ten gedraͤngt, die den Becher ihrer Herrſchaft eher fuͤllen wollen, als ſie den ihrigen; wer- den auf der Wieſe, neben den vorbey fliegen- den Karoſſen bald vom Staub erſtickt, bald uͤber und uͤber mit Unrath beſpruͤtzt; werden aus der Allee von den breiten Reihen der Herren und Damen weggeſchoben, oder von eben denſelben, wenn ſie die dortigen Baͤnke beſetzt halten, vom Kopf bis zu den Fuͤßen gemuſtert; finden kein Plaͤtzchen mehr, weder in Fiſchern, noch in dem Garten des Poſtmeiſters, wo ſie mit einer kleinen Ge-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/85>, abgerufen am 24.11.2024.