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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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Reich sind indessen die Karlsbader nicht,
theils, weil ihre hauptsächlichste Erwerbsquelle
nur vom May bis in den Oktober springt;
denn die Fälle sind sehr einzeln, wo auch im
Spätjahr und im Frühjahre Brunnengäste
dort wären, obgleich die Brunnenärzte behaup-
ten, ihre Quellen könnten auch im Winter ge-
braucht werden; theils, weil sie im Winter
das wieder aufzehren, was sie im Sommer
gewonnen haben. Der gemeine Mann ist
nämlich nicht unbekannt mit dem Billard und
dem Wein- Bier und Tanzhause, und die
bessern Klassen sind es eben so wenig mit Schmäu-
sen, Bällen und sogar Maskeraden. Dadurch
kommt jedermann, gegen die Sommermonate,
mit seinen Einkünften in diejenige Ordnung zu-
rück, die den Karlsbadern, fast so streng, als
ihr eigenes gutes Herz, gebietet, freundlich, zu-
vorkommend und dienstwillig gegen ihre Gäste
zu seyn. Ueber Ungeschliffenheit, Trotz und
doch Uebertheurung, die man so häufig in an-
dern deutschen Bädern, z. B. in Aachen und

Pyr-

Reich ſind indeſſen die Karlsbader nicht,
theils, weil ihre hauptſaͤchlichſte Erwerbsquelle
nur vom May bis in den Oktober ſpringt;
denn die Faͤlle ſind ſehr einzeln, wo auch im
Spaͤtjahr und im Fruͤhjahre Brunnengaͤſte
dort waͤren, obgleich die Brunnenaͤrzte behaup-
ten, ihre Quellen koͤnnten auch im Winter ge-
braucht werden; theils, weil ſie im Winter
das wieder aufzehren, was ſie im Sommer
gewonnen haben. Der gemeine Mann iſt
naͤmlich nicht unbekannt mit dem Billard und
dem Wein- Bier und Tanzhauſe, und die
beſſern Klaſſen ſind es eben ſo wenig mit Schmaͤu-
ſen, Baͤllen und ſogar Maskeraden. Dadurch
kommt jedermann, gegen die Sommermonate,
mit ſeinen Einkuͤnften in diejenige Ordnung zu-
ruͤck, die den Karlsbadern, faſt ſo ſtreng, als
ihr eigenes gutes Herz, gebietet, freundlich, zu-
vorkommend und dienſtwillig gegen ihre Gaͤſte
zu ſeyn. Ueber Ungeſchliffenheit, Trotz und
doch Uebertheurung, die man ſo haͤufig in an-
dern deutſchen Baͤdern, z. B. in Aachen und

Pyr-
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[64/0072] Reich ſind indeſſen die Karlsbader nicht, theils, weil ihre hauptſaͤchlichſte Erwerbsquelle nur vom May bis in den Oktober ſpringt; denn die Faͤlle ſind ſehr einzeln, wo auch im Spaͤtjahr und im Fruͤhjahre Brunnengaͤſte dort waͤren, obgleich die Brunnenaͤrzte behaup- ten, ihre Quellen koͤnnten auch im Winter ge- braucht werden; theils, weil ſie im Winter das wieder aufzehren, was ſie im Sommer gewonnen haben. Der gemeine Mann iſt naͤmlich nicht unbekannt mit dem Billard und dem Wein- Bier und Tanzhauſe, und die beſſern Klaſſen ſind es eben ſo wenig mit Schmaͤu- ſen, Baͤllen und ſogar Maskeraden. Dadurch kommt jedermann, gegen die Sommermonate, mit ſeinen Einkuͤnften in diejenige Ordnung zu- ruͤck, die den Karlsbadern, faſt ſo ſtreng, als ihr eigenes gutes Herz, gebietet, freundlich, zu- vorkommend und dienſtwillig gegen ihre Gaͤſte zu ſeyn. Ueber Ungeſchliffenheit, Trotz und doch Uebertheurung, die man ſo haͤufig in an- dern deutſchen Baͤdern, z. B. in Aachen und Pyr-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/72>, abgerufen am 21.11.2024.