alten Gebäudes, das ein Schloß gewesen zu seyn scheint, jetzt aber zu einer Kirche ein- gerichtet ist, worin die Bergleute, ehe sie ein- fahren, ihre Andacht verrichten.
Von Joachimsthal aus wird die Schlucht immer enger, aber auch immer steinigter und beschwerlicher. Auf beyden Seiten stehen Tan- nen so senkrecht hinan, daß die eine aus der andern hervorgewachsen scheint, während in der Mitte, über Felsenstücke hinweg, ein ar- mes Wässerchen fällt, das seifenartig, häßlich aussieht und auf seinem Laufe von mehreren Mühlen und Hüttenwerken genutzt und so- dann wieder entlassen wird. Endlich kommt man aus der Schlucht heraus und eine lichte- re Aussicht biethet sich dar; man kömmt, wo nicht in eine Fläche, doch in eine ebenere Ge- gend, wo die Berge niedriger sind und min- der dicht bey einander stehen. Hier war das Getreide ellenlang höher, als in den Bergen, durch die ich gestern kam; die Blüthen der Aepfel und Kisrchbäume, die dort erst aus der
alten Gebaͤudes, das ein Schloß geweſen zu ſeyn ſcheint, jetzt aber zu einer Kirche ein- gerichtet iſt, worin die Bergleute, ehe ſie ein- fahren, ihre Andacht verrichten.
Von Joachimsthal aus wird die Schlucht immer enger, aber auch immer ſteinigter und beſchwerlicher. Auf beyden Seiten ſtehen Tan- nen ſo ſenkrecht hinan, daß die eine aus der andern hervorgewachſen ſcheint, waͤhrend in der Mitte, uͤber Felſenſtuͤcke hinweg, ein ar- mes Waͤſſerchen faͤllt, das ſeifenartig, haͤßlich ausſieht und auf ſeinem Laufe von mehreren Muͤhlen und Huͤttenwerken genutzt und ſo- dann wieder entlaſſen wird. Endlich kommt man aus der Schlucht heraus und eine lichte- re Ausſicht biethet ſich dar; man koͤmmt, wo nicht in eine Flaͤche, doch in eine ebenere Ge- gend, wo die Berge niedriger ſind und min- der dicht bey einander ſtehen. Hier war das Getreide ellenlang hoͤher, als in den Bergen, durch die ich geſtern kam; die Bluͤthen der Aepfel und Kiſrchbaͤume, die dort erſt aus der
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[52/0060]
alten Gebaͤudes, das ein Schloß geweſen zu
ſeyn ſcheint, jetzt aber zu einer Kirche ein-
gerichtet iſt, worin die Bergleute, ehe ſie ein-
fahren, ihre Andacht verrichten.
Von Joachimsthal aus wird die Schlucht
immer enger, aber auch immer ſteinigter und
beſchwerlicher. Auf beyden Seiten ſtehen Tan-
nen ſo ſenkrecht hinan, daß die eine aus der
andern hervorgewachſen ſcheint, waͤhrend in
der Mitte, uͤber Felſenſtuͤcke hinweg, ein ar-
mes Waͤſſerchen faͤllt, das ſeifenartig, haͤßlich
ausſieht und auf ſeinem Laufe von mehreren
Muͤhlen und Huͤttenwerken genutzt und ſo-
dann wieder entlaſſen wird. Endlich kommt
man aus der Schlucht heraus und eine lichte-
re Ausſicht biethet ſich dar; man koͤmmt, wo
nicht in eine Flaͤche, doch in eine ebenere Ge-
gend, wo die Berge niedriger ſind und min-
der dicht bey einander ſtehen. Hier war das
Getreide ellenlang hoͤher, als in den Bergen,
durch die ich geſtern kam; die Bluͤthen der
Aepfel und Kiſrchbaͤume, die dort erſt aus der
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/60>, abgerufen am 24.11.2024.
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