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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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bey. Noch versorgt sie die Nachbarschaft mit
Obst aller Art, und einige ihrer Aepfelgattun-
gen, die Borsdorfer, Reinetten und die läng-
lichen sogenannten Tyroler Aepfel, gehen bis
nach München, Salzburg und Wien.

Ich habe kein schöneres Obst je gesehen
und gekostet. Selbst das Pariser steht demsel-
ben nach und das italienische keiner Provinz
hält eine Vergleichung damit aus. Es wird
größestentheils in den umliegenden Weinbergen
gezogen. Schon vor vier Wochen waren hier
die Pfirschen reif, und sie stehen jetzt in sol-
cher Menge auf dem hiesigen Markte zu Kaufe,
wie in Leipzig in guten Jahren die Pflaumen.
Sie haben die Größe von Stettiner Aepfeln
und doch kann man ihrer zwey für einen Kreutzer
haben. Noch vor einigen Tagen mußte ich in
Wien, das seines schönen und häufigen Obstes
wegen so berühmt ist, weit kleinere, das Stück
mit 15 bis 20 Kreutzern bezahlen. Die Weiß-
und Graubirnen, die in Deutschland erst zu
Anfange des Oktobers einzeln zum Vorschein

bey. Noch verſorgt ſie die Nachbarſchaft mit
Obſt aller Art, und einige ihrer Aepfelgattun-
gen, die Borsdorfer, Reinetten und die laͤng-
lichen ſogenannten Tyroler Aepfel, gehen bis
nach Muͤnchen, Salzburg und Wien.

Ich habe kein ſchoͤneres Obſt je geſehen
und gekoſtet. Selbſt das Pariſer ſteht demſel-
ben nach und das italieniſche keiner Provinz
haͤlt eine Vergleichung damit aus. Es wird
groͤßeſtentheils in den umliegenden Weinbergen
gezogen. Schon vor vier Wochen waren hier
die Pfirſchen reif, und ſie ſtehen jetzt in ſol-
cher Menge auf dem hieſigen Markte zu Kaufe,
wie in Leipzig in guten Jahren die Pflaumen.
Sie haben die Groͤße von Stettiner Aepfeln
und doch kann man ihrer zwey fuͤr einen Kreutzer
haben. Noch vor einigen Tagen mußte ich in
Wien, das ſeines ſchoͤnen und haͤufigen Obſtes
wegen ſo beruͤhmt iſt, weit kleinere, das Stuͤck
mit 15 bis 20 Kreutzern bezahlen. Die Weiß-
und Graubirnen, die in Deutſchland erſt zu
Anfange des Oktobers einzeln zum Vorſchein

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[302/0574] bey. Noch verſorgt ſie die Nachbarſchaft mit Obſt aller Art, und einige ihrer Aepfelgattun- gen, die Borsdorfer, Reinetten und die laͤng- lichen ſogenannten Tyroler Aepfel, gehen bis nach Muͤnchen, Salzburg und Wien. Ich habe kein ſchoͤneres Obſt je geſehen und gekoſtet. Selbſt das Pariſer ſteht demſel- ben nach und das italieniſche keiner Provinz haͤlt eine Vergleichung damit aus. Es wird groͤßeſtentheils in den umliegenden Weinbergen gezogen. Schon vor vier Wochen waren hier die Pfirſchen reif, und ſie ſtehen jetzt in ſol- cher Menge auf dem hieſigen Markte zu Kaufe, wie in Leipzig in guten Jahren die Pflaumen. Sie haben die Groͤße von Stettiner Aepfeln und doch kann man ihrer zwey fuͤr einen Kreutzer haben. Noch vor einigen Tagen mußte ich in Wien, das ſeines ſchoͤnen und haͤufigen Obſtes wegen ſo beruͤhmt iſt, weit kleinere, das Stuͤck mit 15 bis 20 Kreutzern bezahlen. Die Weiß- und Graubirnen, die in Deutſchland erſt zu Anfange des Oktobers einzeln zum Vorſchein

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/574>, abgerufen am 24.11.2024.