Unter den Kirchen zeichnet sich keine durch Größe, Pracht, oder Geschmack in der Bau- kunst, aus, aber sie besitzen einige nicht schlechte Gemälde; und in der Pfarrkirche fand ich in der That ein treffliches Altarblatt, das aber, in den Augen andächtiger Seelen, weit hinter einem unansehnlichen Marienbilde zurück bleibt, welches in der Nähe ist, und Wunder thut. Es war so herablassend, sich einem Fuhrmann in den Weg zu legen, der es fand und nach der Stadt lieferte, wo fromme und scharfsich- tige Männer dessen Kräfte auf den ersten Blick erkannten und "ad majorem Dei gloriam" sogleich in Thätigkeit zu setzen anfingen.
Botzen hat ungefähr die Größe von Kla- genfurt, ist aber volkreicher, wie mir däucht, wenn nicht etwa die engeren Straßen die Ein- wohner mehr zusammen pressen und zahlreicher scheinen lassen, oder wenn nicht der angehende Marienmarkt schon viel Fremde herzu gelockt hat. Wäre in diesem Punkt die bloße Ansicht des Getümmels nicht so trüglich, so würde
Unter den Kirchen zeichnet ſich keine durch Groͤße, Pracht, oder Geſchmack in der Bau- kunſt, aus, aber ſie beſitzen einige nicht ſchlechte Gemaͤlde; und in der Pfarrkirche fand ich in der That ein treffliches Altarblatt, das aber, in den Augen andaͤchtiger Seelen, weit hinter einem unanſehnlichen Marienbilde zuruͤck bleibt, welches in der Naͤhe iſt, und Wunder thut. Es war ſo herablaſſend, ſich einem Fuhrmann in den Weg zu legen, der es fand und nach der Stadt lieferte, wo fromme und ſcharfſich- tige Maͤnner deſſen Kraͤfte auf den erſten Blick erkannten und „ad majorem Dei gloriam“ ſogleich in Thaͤtigkeit zu ſetzen anfingen.
Botzen hat ungefaͤhr die Groͤße von Kla- genfurt, iſt aber volkreicher, wie mir daͤucht, wenn nicht etwa die engeren Straßen die Ein- wohner mehr zuſammen preſſen und zahlreicher ſcheinen laſſen, oder wenn nicht der angehende Marienmarkt ſchon viel Fremde herzu gelockt hat. Waͤre in dieſem Punkt die bloße Anſicht des Getuͤmmels nicht ſo truͤglich, ſo wuͤrde
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Unter den Kirchen zeichnet ſich keine durch
Groͤße, Pracht, oder Geſchmack in der Bau-
kunſt, aus, aber ſie beſitzen einige nicht ſchlechte
Gemaͤlde; und in der Pfarrkirche fand ich in
der That ein treffliches Altarblatt, das aber,
in den Augen andaͤchtiger Seelen, weit hinter
einem unanſehnlichen Marienbilde zuruͤck bleibt,
welches in der Naͤhe iſt, und Wunder thut.
Es war ſo herablaſſend, ſich einem Fuhrmann
in den Weg zu legen, der es fand und nach
der Stadt lieferte, wo fromme und ſcharfſich-
tige Maͤnner deſſen Kraͤfte auf den erſten Blick
erkannten und „ad majorem Dei gloriam“
ſogleich in Thaͤtigkeit zu ſetzen anfingen.
Botzen hat ungefaͤhr die Groͤße von Kla-
genfurt, iſt aber volkreicher, wie mir daͤucht,
wenn nicht etwa die engeren Straßen die Ein-
wohner mehr zuſammen preſſen und zahlreicher
ſcheinen laſſen, oder wenn nicht der angehende
Marienmarkt ſchon viel Fremde herzu gelockt
hat. Waͤre in dieſem Punkt die bloße Anſicht
des Getuͤmmels nicht ſo truͤglich, ſo wuͤrde
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/571>, abgerufen am 25.11.2024.
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