Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Thale fort, das sich immer enger und enger
zusammenzieht und stellenweise eine auffallende
Aehnlichkeit mit dem Töpelthale oberhalb Karls-
bad hat, nur daß die Berge zweymal höher
sind, als dort, und die Rienze stärker, schnel-
ler und rauschender fließt, als die Töpel. Sonst
ist alles gleich. Granitwacken im Flusse und
am Abhange der Berge, Nadelholz auf ihren
Gipfeln, Wiesen an beyden Ufern des Flusses.
Der Weg geht beständig bergab, und wenn
er auch hier und da bis zu dem Abhange der
Berge hinansteigt, und dort eine Strecke fort-
läuft, so geht er bald wieder desto tiefer hin-
unter. Am höchsten kommt man hinter Mühl-
thal
, einem kleinen Flecken, wo sich auch
endlich wieder eine mannichfache Aussicht dar-
bietet. Vor mir lagen im Hintergrunde hohe,
[f]ast kahle, Berge, und bis zur Mitte dersel-
ben stieg ein zweyter Bergrücken hinan, auf
welchem das alte, noch ziemlich erhaltene,
Schloß Raudeneck steht, unter welchem die
Rienze so tief im Thale fortrauschte, daß ich

Thale fort, das ſich immer enger und enger
zuſammenzieht und ſtellenweiſe eine auffallende
Aehnlichkeit mit dem Toͤpelthale oberhalb Karls-
bad hat, nur daß die Berge zweymal hoͤher
ſind, als dort, und die Rienze ſtaͤrker, ſchnel-
ler und rauſchender fließt, als die Toͤpel. Sonſt
iſt alles gleich. Granitwacken im Fluſſe und
am Abhange der Berge, Nadelholz auf ihren
Gipfeln, Wieſen an beyden Ufern des Fluſſes.
Der Weg geht beſtaͤndig bergab, und wenn
er auch hier und da bis zu dem Abhange der
Berge hinanſteigt, und dort eine Strecke fort-
laͤuft, ſo geht er bald wieder deſto tiefer hin-
unter. Am hoͤchſten kommt man hinter Muͤhl-
thal
, einem kleinen Flecken, wo ſich auch
endlich wieder eine mannichfache Ausſicht dar-
bietet. Vor mir lagen im Hintergrunde hohe,
[f]aſt kahle, Berge, und bis zur Mitte derſel-
ben ſtieg ein zweyter Bergruͤcken hinan, auf
welchem das alte, noch ziemlich erhaltene,
Schloß Raudeneck ſteht, unter welchem die
Rienze ſo tief im Thale fortrauſchte, daß ich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <p><pb facs="#f0562" n="290"/>
Thale fort, das &#x017F;ich immer enger und enger<lb/>
zu&#x017F;ammenzieht und &#x017F;tellenwei&#x017F;e eine auffallende<lb/>
Aehnlichkeit mit dem To&#x0364;pelthale oberhalb Karls-<lb/>
bad hat, nur daß die Berge zweymal ho&#x0364;her<lb/>
&#x017F;ind, als dort, und die Rienze &#x017F;ta&#x0364;rker, &#x017F;chnel-<lb/>
ler und rau&#x017F;chender fließt, als die To&#x0364;pel. Son&#x017F;t<lb/>
i&#x017F;t alles gleich. Granitwacken im Flu&#x017F;&#x017F;e und<lb/>
am Abhange der Berge, Nadelholz auf ihren<lb/>
Gipfeln, Wie&#x017F;en an beyden Ufern des Flu&#x017F;&#x017F;es.<lb/>
Der Weg geht be&#x017F;ta&#x0364;ndig bergab, und wenn<lb/>
er auch hier und da bis zu dem Abhange der<lb/>
Berge hinan&#x017F;teigt, und dort eine Strecke fort-<lb/>
la&#x0364;uft, &#x017F;o geht er bald wieder de&#x017F;to tiefer hin-<lb/>
unter. Am ho&#x0364;ch&#x017F;ten kommt man hinter <hi rendition="#g">Mu&#x0364;hl-<lb/>
thal</hi>, einem kleinen Flecken, wo &#x017F;ich auch<lb/>
endlich wieder eine mannichfache Aus&#x017F;icht dar-<lb/>
bietet. Vor mir lagen im Hintergrunde hohe,<lb/><supplied>f</supplied>a&#x017F;t kahle, Berge, und bis zur Mitte der&#x017F;el-<lb/>
ben &#x017F;tieg ein zweyter Bergru&#x0364;cken hinan, auf<lb/>
welchem das alte, noch ziemlich erhaltene,<lb/>
Schloß <hi rendition="#g">Raudeneck</hi> &#x017F;teht, unter welchem die<lb/>
Rienze &#x017F;o tief im Thale fortrau&#x017F;chte, daß ich<lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[290/0562] Thale fort, das ſich immer enger und enger zuſammenzieht und ſtellenweiſe eine auffallende Aehnlichkeit mit dem Toͤpelthale oberhalb Karls- bad hat, nur daß die Berge zweymal hoͤher ſind, als dort, und die Rienze ſtaͤrker, ſchnel- ler und rauſchender fließt, als die Toͤpel. Sonſt iſt alles gleich. Granitwacken im Fluſſe und am Abhange der Berge, Nadelholz auf ihren Gipfeln, Wieſen an beyden Ufern des Fluſſes. Der Weg geht beſtaͤndig bergab, und wenn er auch hier und da bis zu dem Abhange der Berge hinanſteigt, und dort eine Strecke fort- laͤuft, ſo geht er bald wieder deſto tiefer hin- unter. Am hoͤchſten kommt man hinter Muͤhl- thal, einem kleinen Flecken, wo ſich auch endlich wieder eine mannichfache Ausſicht dar- bietet. Vor mir lagen im Hintergrunde hohe, faſt kahle, Berge, und bis zur Mitte derſel- ben ſtieg ein zweyter Bergruͤcken hinan, auf welchem das alte, noch ziemlich erhaltene, Schloß Raudeneck ſteht, unter welchem die Rienze ſo tief im Thale fortrauſchte, daß ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/562
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/562>, abgerufen am 22.11.2024.