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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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ich hier das erstemal zu Tage liegend bemerk-
te, obgleich es gewiß ist, daß alle die Hügel,
vor denen ich, von Schottwien aus, vorbey
kam, ebenfalls auf Schiefer aufgesetzt sind.
Die hiesigen waren theils ganz schroff und
rauh, theils mit Nadelholz bewachsen. Kein
Fleckchen zu einer Wiese war diesen wilden
Bergen abzugewinnen gewesen, kein Hüttchen,
kein Mensch, kein Thier fand ich auf dem
Wege. Endlich, nach einer Fahrt von drey
Viertelstunden, fing diese Höhlung an, sich zu
einem Thale zu erweitern, das ungefähr zwey
hundert Schritte breit seyn konnte. Sogleich
erschienen einzelne kleine Wiesenplätze, und ein-
zelne ärmliche Hütten. Näher an Friesach
dehnte es sich noch weiter aus, und hier ge-
winnt man den Bergen schon Ackerland ab,
das mitten unter herabgerollten Wacken bestellt
wird. In der Niederung erschienen fruchtbare
Wiesen und ein paar Dörfchen, die aber einen
ziemlich traurigen Anblick gaben. Man fährt

ich hier das erſtemal zu Tage liegend bemerk-
te, obgleich es gewiß iſt, daß alle die Huͤgel,
vor denen ich, von Schottwien aus, vorbey
kam, ebenfalls auf Schiefer aufgeſetzt ſind.
Die hieſigen waren theils ganz ſchroff und
rauh, theils mit Nadelholz bewachſen. Kein
Fleckchen zu einer Wieſe war dieſen wilden
Bergen abzugewinnen geweſen, kein Huͤttchen,
kein Menſch, kein Thier fand ich auf dem
Wege. Endlich, nach einer Fahrt von drey
Viertelſtunden, fing dieſe Hoͤhlung an, ſich zu
einem Thale zu erweitern, das ungefaͤhr zwey
hundert Schritte breit ſeyn konnte. Sogleich
erſchienen einzelne kleine Wieſenplaͤtze, und ein-
zelne aͤrmliche Huͤtten. Naͤher an Frieſach
dehnte es ſich noch weiter aus, und hier ge-
winnt man den Bergen ſchon Ackerland ab,
das mitten unter herabgerollten Wacken beſtellt
wird. In der Niederung erſchienen fruchtbare
Wieſen und ein paar Doͤrfchen, die aber einen
ziemlich traurigen Anblick gaben. Man faͤhrt

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[261/0533] ich hier das erſtemal zu Tage liegend bemerk- te, obgleich es gewiß iſt, daß alle die Huͤgel, vor denen ich, von Schottwien aus, vorbey kam, ebenfalls auf Schiefer aufgeſetzt ſind. Die hieſigen waren theils ganz ſchroff und rauh, theils mit Nadelholz bewachſen. Kein Fleckchen zu einer Wieſe war dieſen wilden Bergen abzugewinnen geweſen, kein Huͤttchen, kein Menſch, kein Thier fand ich auf dem Wege. Endlich, nach einer Fahrt von drey Viertelſtunden, fing dieſe Hoͤhlung an, ſich zu einem Thale zu erweitern, das ungefaͤhr zwey hundert Schritte breit ſeyn konnte. Sogleich erſchienen einzelne kleine Wieſenplaͤtze, und ein- zelne aͤrmliche Huͤtten. Naͤher an Frieſach dehnte es ſich noch weiter aus, und hier ge- winnt man den Bergen ſchon Ackerland ab, das mitten unter herabgerollten Wacken beſtellt wird. In der Niederung erſchienen fruchtbare Wieſen und ein paar Doͤrfchen, die aber einen ziemlich traurigen Anblick gaben. Man faͤhrt

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/533>, abgerufen am 22.11.2024.