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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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Wiener, die sonst so sehr "badauds" waren,
wie die Pariser nur immer seyn konnten, und
ihre Vaterstadt in den Himmel erhoben, fan-
gen an, sie in ihren Zirkeln so herunter zu
reißen, wie kein Ausländer im Ernst thun
könnte; ja, mancher junge Mann, der Ver-
stand zeigen will, glaubt damit anfangen zu
müssen, daß er auf die Wienstadt schimpft,
so gut es gehen will. Hat sich die gute Wien-
stadt so verändert, oder die treuherzigen Wie-
ner?

Von der Veränderung, die Joseph durch
seine Grundsätze in Rücksicht der Geistlichkeit
bewirkte, sind noch die sichtbarsten Spuren in
Wien vorhanden, obgleich die beyden neuesten
Regierungen in diesem Punkt ein anderes Sy-
stem aufgenommen haben. Die Denkungsart
des großen Haufens ist den Priestern noch
nicht wieder so günstig, als unter Maria The-
resia, und er hat die Menge von Vorwürfen
und Lächerlichkeiten, womit man sie in den
ersten Zeiten Josephs, und mit dessen Erlaub-

Wiener, die ſonſt ſo ſehr „badauds“ waren,
wie die Pariſer nur immer ſeyn konnten, und
ihre Vaterſtadt in den Himmel erhoben, fan-
gen an, ſie in ihren Zirkeln ſo herunter zu
reißen, wie kein Auslaͤnder im Ernſt thun
koͤnnte; ja, mancher junge Mann, der Ver-
ſtand zeigen will, glaubt damit anfangen zu
muͤſſen, daß er auf die Wienſtadt ſchimpft,
ſo gut es gehen will. Hat ſich die gute Wien-
ſtadt ſo veraͤndert, oder die treuherzigen Wie-
ner?

Von der Veraͤnderung, die Joſeph durch
ſeine Grundſaͤtze in Ruͤckſicht der Geiſtlichkeit
bewirkte, ſind noch die ſichtbarſten Spuren in
Wien vorhanden, obgleich die beyden neueſten
Regierungen in dieſem Punkt ein anderes Sy-
ſtem aufgenommen haben. Die Denkungsart
des großen Haufens iſt den Prieſtern noch
nicht wieder ſo guͤnſtig, als unter Maria The-
reſia, und er hat die Menge von Vorwuͤrfen
und Laͤcherlichkeiten, womit man ſie in den
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[233/0505] Wiener, die ſonſt ſo ſehr „badauds“ waren, wie die Pariſer nur immer ſeyn konnten, und ihre Vaterſtadt in den Himmel erhoben, fan- gen an, ſie in ihren Zirkeln ſo herunter zu reißen, wie kein Auslaͤnder im Ernſt thun koͤnnte; ja, mancher junge Mann, der Ver- ſtand zeigen will, glaubt damit anfangen zu muͤſſen, daß er auf die Wienſtadt ſchimpft, ſo gut es gehen will. Hat ſich die gute Wien- ſtadt ſo veraͤndert, oder die treuherzigen Wie- ner? Von der Veraͤnderung, die Joſeph durch ſeine Grundſaͤtze in Ruͤckſicht der Geiſtlichkeit bewirkte, ſind noch die ſichtbarſten Spuren in Wien vorhanden, obgleich die beyden neueſten Regierungen in dieſem Punkt ein anderes Sy- ſtem aufgenommen haben. Die Denkungsart des großen Haufens iſt den Prieſtern noch nicht wieder ſo guͤnſtig, als unter Maria The- reſia, und er hat die Menge von Vorwuͤrfen und Laͤcherlichkeiten, womit man ſie in den erſten Zeiten Joſephs, und mit deſſen Erlaub-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/505>, abgerufen am 22.11.2024.