Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Behutsamkeit zuschreien; Fuhrleute, welche die
Fußgänger durch ein gewaltiges Ho! warnen,
oder anderen, mit denen sie zusammen gefah-
ren sind, ihre gewohnten Höflichkeiten sagen;
übergefahrne oder getretene Hunde, die aus
Leibeskräften heulen und ihre Herren, die nicht
minder angestrengt auf den ungeschickten Kutscher
fluchen -- dieser Anblick, dieses Geräusch die-
ses Gedränge ist einzig, und nimmt in den Gegen-
den, wo die Jägerzeile enger ist, auf der Brücke
und an den Thoren hundertfältig zu, trotzt aber
jeder Beschreibung, wenn sich zu dem allen eines
von jenen Wetterschauern, die in Wien so häufig
sind, plötzlich erhebt, und mit Sturm, Don-
ner, Blitz und Regen, in eine dichte, wir-
belnde, meilenlange Staubwolke eingewickelt,
unter dem verfinsterten Himmel daherfährt:
dann springt Alles aus einander, jeder rettet
sich, wie er kann, die Schenken, die Kaffee-
häuser sind vollgestopft; unter den Bäumen
drängen sich ängstliche Haufen; alle Fiaker aus
der Stadt kommen gesprengt und haben eine

reiche

Behutſamkeit zuſchreien; Fuhrleute, welche die
Fußgaͤnger durch ein gewaltiges Ho! warnen,
oder anderen, mit denen ſie zuſammen gefah-
ren ſind, ihre gewohnten Hoͤflichkeiten ſagen;
uͤbergefahrne oder getretene Hunde, die aus
Leibeskraͤften heulen und ihre Herren, die nicht
minder angeſtrengt auf den ungeſchickten Kutſcher
fluchen — dieſer Anblick, dieſes Geraͤuſch die-
ſes Gedraͤnge iſt einzig, und nimmt in den Gegen-
den, wo die Jaͤgerzeile enger iſt, auf der Bruͤcke
und an den Thoren hundertfaͤltig zu, trotzt aber
jeder Beſchreibung, wenn ſich zu dem allen eines
von jenen Wetterſchauern, die in Wien ſo haͤufig
ſind, ploͤtzlich erhebt, und mit Sturm, Don-
ner, Blitz und Regen, in eine dichte, wir-
belnde, meilenlange Staubwolke eingewickelt,
unter dem verfinſterten Himmel daherfaͤhrt:
dann ſpringt Alles aus einander, jeder rettet
ſich, wie er kann, die Schenken, die Kaffee-
haͤuſer ſind vollgeſtopft; unter den Baͤumen
draͤngen ſich aͤngſtliche Haufen; alle Fiaker aus
der Stadt kommen geſprengt und haben eine

reiche
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <p><pb facs="#f0496" n="224"/>
Behut&#x017F;amkeit zu&#x017F;chreien; Fuhrleute, welche die<lb/>
Fußga&#x0364;nger durch ein gewaltiges Ho! warnen,<lb/>
oder anderen, mit denen &#x017F;ie zu&#x017F;ammen gefah-<lb/>
ren &#x017F;ind, ihre gewohnten Ho&#x0364;flichkeiten &#x017F;agen;<lb/>
u&#x0364;bergefahrne oder getretene Hunde, die aus<lb/>
Leibeskra&#x0364;ften heulen und ihre Herren, die nicht<lb/>
minder ange&#x017F;trengt auf den unge&#x017F;chickten Kut&#x017F;cher<lb/>
fluchen &#x2014; die&#x017F;er Anblick, die&#x017F;es Gera&#x0364;u&#x017F;ch die-<lb/>
&#x017F;es Gedra&#x0364;nge i&#x017F;t einzig, und nimmt in den Gegen-<lb/>
den, wo die Ja&#x0364;gerzeile enger i&#x017F;t, auf der Bru&#x0364;cke<lb/>
und an den Thoren hundertfa&#x0364;ltig zu, trotzt aber<lb/>
jeder Be&#x017F;chreibung, wenn &#x017F;ich zu dem allen eines<lb/>
von jenen Wetter&#x017F;chauern, die in Wien &#x017F;o ha&#x0364;ufig<lb/>
&#x017F;ind, plo&#x0364;tzlich erhebt, und mit Sturm, Don-<lb/>
ner, Blitz und Regen, in eine dichte, wir-<lb/>
belnde, meilenlange Staubwolke eingewickelt,<lb/>
unter dem verfin&#x017F;terten Himmel daherfa&#x0364;hrt:<lb/>
dann &#x017F;pringt Alles aus einander, jeder rettet<lb/>
&#x017F;ich, wie er kann, die Schenken, die Kaffee-<lb/>
ha&#x0364;u&#x017F;er &#x017F;ind vollge&#x017F;topft; unter den Ba&#x0364;umen<lb/>
dra&#x0364;ngen &#x017F;ich a&#x0364;ng&#x017F;tliche Haufen; alle Fiaker aus<lb/>
der Stadt kommen ge&#x017F;prengt und haben eine<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">reiche</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[224/0496] Behutſamkeit zuſchreien; Fuhrleute, welche die Fußgaͤnger durch ein gewaltiges Ho! warnen, oder anderen, mit denen ſie zuſammen gefah- ren ſind, ihre gewohnten Hoͤflichkeiten ſagen; uͤbergefahrne oder getretene Hunde, die aus Leibeskraͤften heulen und ihre Herren, die nicht minder angeſtrengt auf den ungeſchickten Kutſcher fluchen — dieſer Anblick, dieſes Geraͤuſch die- ſes Gedraͤnge iſt einzig, und nimmt in den Gegen- den, wo die Jaͤgerzeile enger iſt, auf der Bruͤcke und an den Thoren hundertfaͤltig zu, trotzt aber jeder Beſchreibung, wenn ſich zu dem allen eines von jenen Wetterſchauern, die in Wien ſo haͤufig ſind, ploͤtzlich erhebt, und mit Sturm, Don- ner, Blitz und Regen, in eine dichte, wir- belnde, meilenlange Staubwolke eingewickelt, unter dem verfinſterten Himmel daherfaͤhrt: dann ſpringt Alles aus einander, jeder rettet ſich, wie er kann, die Schenken, die Kaffee- haͤuſer ſind vollgeſtopft; unter den Baͤumen draͤngen ſich aͤngſtliche Haufen; alle Fiaker aus der Stadt kommen geſprengt und haben eine reiche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/496
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/496>, abgerufen am 25.11.2024.