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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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einer fast erlaubten Nothwehr, den Hetzmei-
ster
, der acht Hunde auf ihn los ließ und
ihm zu nahe kam, ergriff, niederwarf und,
trotz den Zähnen seiner acht unvernünftigen
Peiniger, sich an dem Schenkel des vernünf-
tigen
hielt und ihm große Stücke herausriß
-- die Zuschauer schrieen jämmerlich und wie
aus Einer Kehle bey diesem schrecklichen An-
blick! -- bis endlich, unter Beyhülfe von noch
einem Dutzend Hunden, die ganze Schaar
der Hetzknechte, mit beschlagenen Stangen
bewaffnet, das Haupt der Thierquäler ohn-
mächtig unter dem Sieger hervorzog -- --
solch ein grimmiger Bär, sage ich, ist
nicht mehr vorhanden, mithin ist dies Spek-
takel nicht mehr so -- anziehend, als sonst.
Indessen sahe ich doch jetzt noch einen jungen
Fürsten und einen Grafen, der ein Fürsten-
sohn ist, beyde mit ihren Mätressen, im Hetzam-
phitheater, in den Logen des ersten Ranges.

Nach dem Schauspiele ist die Musikein
Lieblingszeitvertreib der Wiener. Man findet

einer faſt erlaubten Nothwehr, den Hetzmei-
ſter
, der acht Hunde auf ihn los ließ und
ihm zu nahe kam, ergriff, niederwarf und,
trotz den Zaͤhnen ſeiner acht unvernuͤnftigen
Peiniger, ſich an dem Schenkel des vernuͤnf-
tigen
hielt und ihm große Stuͤcke herausriß
— die Zuſchauer ſchrieen jaͤmmerlich und wie
aus Einer Kehle bey dieſem ſchrecklichen An-
blick! — bis endlich, unter Beyhuͤlfe von noch
einem Dutzend Hunden, die ganze Schaar
der Hetzknechte, mit beſchlagenen Stangen
bewaffnet, das Haupt der Thierquaͤler ohn-
maͤchtig unter dem Sieger hervorzog — —
ſolch ein grimmiger Baͤr, ſage ich, iſt
nicht mehr vorhanden, mithin iſt dies Spek-
takel nicht mehr ſo — anziehend, als ſonſt.
Indeſſen ſahe ich doch jetzt noch einen jungen
Fuͤrſten und einen Grafen, der ein Fuͤrſten-
ſohn iſt, beyde mit ihren Maͤtreſſen, im Hetzam-
phitheater, in den Logen des erſten Ranges.

Nach dem Schauſpiele iſt die Muſikein
Lieblingszeitvertreib der Wiener. Man findet

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[216/0488] einer faſt erlaubten Nothwehr, den Hetzmei- ſter, der acht Hunde auf ihn los ließ und ihm zu nahe kam, ergriff, niederwarf und, trotz den Zaͤhnen ſeiner acht unvernuͤnftigen Peiniger, ſich an dem Schenkel des vernuͤnf- tigen hielt und ihm große Stuͤcke herausriß — die Zuſchauer ſchrieen jaͤmmerlich und wie aus Einer Kehle bey dieſem ſchrecklichen An- blick! — bis endlich, unter Beyhuͤlfe von noch einem Dutzend Hunden, die ganze Schaar der Hetzknechte, mit beſchlagenen Stangen bewaffnet, das Haupt der Thierquaͤler ohn- maͤchtig unter dem Sieger hervorzog — — ſolch ein grimmiger Baͤr, ſage ich, iſt nicht mehr vorhanden, mithin iſt dies Spek- takel nicht mehr ſo — anziehend, als ſonſt. Indeſſen ſahe ich doch jetzt noch einen jungen Fuͤrſten und einen Grafen, der ein Fuͤrſten- ſohn iſt, beyde mit ihren Maͤtreſſen, im Hetzam- phitheater, in den Logen des erſten Ranges. Nach dem Schauſpiele iſt die Muſikein Lieblingszeitvertreib der Wiener. Man findet

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/488>, abgerufen am 22.11.2024.