Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.nördlichen Deutschland so ungern glaubt: daß Ich glaube noch ein paar Worte über die Als ich erwachte, war es mir, als ob im letzten
Moment des Schlafes eine schön hetrurische Vase mir vorgeschwebt hätte. Mein Räthsel war plötzlich erklärt. Die Vigano vereinigte in ihrer Person die Kleidung, den Anstand und die Stellungen der Nym- phen auf diesen Vasen. Alles, alles so! -- Und glauben Sie nur nicht, daß ich allein von dieser Tänzerin so entzückt bin. Geschäftsmänner mit Ak- ten im Kopf und Herzen, junge Herren mit gar keinem Herzen -- kurz, alle Welt -- doch die Ber- linischen unverheiratheten -- oder gezierten Damen ausgenommen -- ist eben so entzückt, als ich." -- noͤrdlichen Deutſchland ſo ungern glaubt: daß Ich glaube noch ein paar Worte uͤber die Als ich erwachte, war es mir, als ob im letzten
Moment des Schlafes eine ſchoͤn hetruriſche Vaſe mir vorgeſchwebt haͤtte. Mein Raͤthſel war ploͤtzlich erklaͤrt. Die Vigano vereinigte in ihrer Perſon die Kleidung, den Anſtand und die Stellungen der Nym- phen auf dieſen Vaſen. Alles, alles ſo! — Und glauben Sie nur nicht, daß ich allein von dieſer Taͤnzerin ſo entzuͤckt bin. Geſchaͤftsmaͤnner mit Ak- ten im Kopf und Herzen, junge Herren mit gar keinem Herzen — kurz, alle Welt — doch die Ber- liniſchen unverheiratheten — oder gezierten Damen ausgenommen — iſt eben ſo entzuͤckt, als ich.“ — <TEI> <text> <body> <div> <floatingText> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0479" n="207"/> noͤrdlichen Deutſchland ſo ungern glaubt: daß<lb/> ſie Sinn fuͤr das Schoͤne haben und ſich be-<lb/> richten laſſen. Es fehlt ihnen nur an guten<lb/> Muſtern.</p><lb/> <p>Ich glaube noch ein paar Worte uͤber die<lb/> beyden vornehmſten Nebentheater in Wien ſa-<lb/> gen zu muͤſſen, um einige unrichtige Begriffe,<lb/> die man ziemlich allgemein davon hat, zu be-<lb/> richtigen. Das eine iſt das <hi rendition="#g">Theater Ma-<lb/> rinelli's</hi> auf der Jaͤgerzeile, das andre das<lb/><hi rendition="#g">Theater Schikaneders</hi>, im Stahrember-<lb/> giſchen großen Hauſe.</p><lb/> <p> <note xml:id="seg2pn_7_2" prev="#seg2pn_7_1" place="foot" n="*)">Als ich erwachte, war es mir, als ob im letzten<lb/> Moment des Schlafes eine ſchoͤn hetruriſche Vaſe<lb/> mir vorgeſchwebt haͤtte. Mein Raͤthſel war ploͤtzlich<lb/> erklaͤrt. Die Vigano vereinigte in ihrer Perſon die<lb/> Kleidung, den Anſtand und die Stellungen der Nym-<lb/> phen auf dieſen Vaſen. Alles, alles ſo! — Und<lb/> glauben Sie nur nicht, daß ich allein von dieſer<lb/> Taͤnzerin ſo entzuͤckt bin. Geſchaͤftsmaͤnner mit Ak-<lb/> ten im Kopf und Herzen, junge Herren mit gar<lb/> keinem Herzen — kurz, alle Welt — doch die Ber-<lb/> liniſchen unverheiratheten — oder gezierten Damen<lb/> ausgenommen — iſt eben ſo entzuͤckt, als ich.“ —</note> </p><lb/> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [207/0479]
noͤrdlichen Deutſchland ſo ungern glaubt: daß
ſie Sinn fuͤr das Schoͤne haben und ſich be-
richten laſſen. Es fehlt ihnen nur an guten
Muſtern.
Ich glaube noch ein paar Worte uͤber die
beyden vornehmſten Nebentheater in Wien ſa-
gen zu muͤſſen, um einige unrichtige Begriffe,
die man ziemlich allgemein davon hat, zu be-
richtigen. Das eine iſt das Theater Ma-
rinelli's auf der Jaͤgerzeile, das andre das
Theater Schikaneders, im Stahrember-
giſchen großen Hauſe.
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*) Als ich erwachte, war es mir, als ob im letzten
Moment des Schlafes eine ſchoͤn hetruriſche Vaſe
mir vorgeſchwebt haͤtte. Mein Raͤthſel war ploͤtzlich
erklaͤrt. Die Vigano vereinigte in ihrer Perſon die
Kleidung, den Anſtand und die Stellungen der Nym-
phen auf dieſen Vaſen. Alles, alles ſo! — Und
glauben Sie nur nicht, daß ich allein von dieſer
Taͤnzerin ſo entzuͤckt bin. Geſchaͤftsmaͤnner mit Ak-
ten im Kopf und Herzen, junge Herren mit gar
keinem Herzen — kurz, alle Welt — doch die Ber-
liniſchen unverheiratheten — oder gezierten Damen
ausgenommen — iſt eben ſo entzuͤckt, als ich.“ —
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