Die Vigano, Mann und Frau, haben sich nach der ersten Tänzerschule in Europa, nach der Manier von Gardel, Vestris und Nivelon, und der Guimard, Saulnier Perignon und Rose gebildet, und sie kom- men ihren Mustern nahe genug, um diese auf den ersten Blick in ihnen wieder zu erkennen. Sie sind demnach wahre Tänzer und keine Springer; sie glänzen im Tableau, nicht in der Muskelkraft; sie rühren und erheitern das Herz und befriedigen den Geschmack, aber sie ängstigen das Gefühl nicht und ziehen ihren Beyfall nicht daher, daß sie dem Tod in die Arme zu springen scheinen, und doch mit dem Leben davon kommen. *)
*) Es hat sich nachher, als die Vigano in andern deutschen Städten auftraten, gezeigt, daß diese ed- lere Art der Tanzkunst überall zauberisch wirkte, in Prag wie in Dresden, in Dresden, wie neuerlich in Berlin. Ich erhalte so eben aus letztrer Stadt
mit einem Vigano'ner haͤtte ſchlagen muͤſ- ſen.
Die Vigano, Mann und Frau, haben ſich nach der erſten Taͤnzerſchule in Europa, nach der Manier von Gardel, Veſtris und Nivelon, und der Guimard, Saulnier Perignon und Roſe gebildet, und ſie kom- men ihren Muſtern nahe genug, um dieſe auf den erſten Blick in ihnen wieder zu erkennen. Sie ſind demnach wahre Taͤnzer und keine Springer; ſie glaͤnzen im Tableau, nicht in der Muskelkraft; ſie ruͤhren und erheitern das Herz und befriedigen den Geſchmack, aber ſie aͤngſtigen das Gefuͤhl nicht und ziehen ihren Beyfall nicht daher, daß ſie dem Tod in die Arme zu ſpringen ſcheinen, und doch mit dem Leben davon kommen. *)
*) Es hat ſich nachher, als die Vigano in andern deutſchen Staͤdten auftraten, gezeigt, daß dieſe ed- lere Art der Tanzkunſt uͤberall zauberiſch wirkte, in Prag wie in Dresden, in Dresden, wie neuerlich in Berlin. Ich erhalte ſo eben aus letztrer Stadt
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[204/0476]
mit einem Vigano'ner haͤtte ſchlagen muͤſ-
ſen.
Die Vigano, Mann und Frau, haben
ſich nach der erſten Taͤnzerſchule in Europa,
nach der Manier von Gardel, Veſtris und
Nivelon, und der Guimard, Saulnier
Perignon und Roſe gebildet, und ſie kom-
men ihren Muſtern nahe genug, um dieſe auf
den erſten Blick in ihnen wieder zu erkennen.
Sie ſind demnach wahre Taͤnzer und keine
Springer; ſie glaͤnzen im Tableau, nicht in
der Muskelkraft; ſie ruͤhren und erheitern das
Herz und befriedigen den Geſchmack, aber ſie
aͤngſtigen das Gefuͤhl nicht und ziehen ihren
Beyfall nicht daher, daß ſie dem Tod in die
Arme zu ſpringen ſcheinen, und doch mit dem
Leben davon kommen. *)
*) Es hat ſich nachher, als die Vigano in andern
deutſchen Staͤdten auftraten, gezeigt, daß dieſe ed-
lere Art der Tanzkunſt uͤberall zauberiſch wirkte, in
Prag wie in Dresden, in Dresden, wie neuerlich
in Berlin. Ich erhalte ſo eben aus letztrer Stadt
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/476>, abgerufen am 25.11.2024.
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