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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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und wäre diese Landstraße oder Maria-
hilf
, so müßte Wien unstreitig die größeste
und prächtigste Stadt seyn, die in der Welt
je gewesen, und noch vorhanden wäre. Aber
ihre Ungleichheit unter einander ist außeror-
dentlich; und wenn die Leopoldstadt vier-
hundert und dreyßig Häuser faßt, so hat Hun-
gelbrunn
nur zwölf; wenn die Widem
Vierhundert und zwey stark ist, so erreicht
der Althann'sche Grund nur eben die Zahl
von funfzehn. Das Mißverhältniß unter den
übrigen ist nicht ganz so auffallend, aber doch
stark genug; und es ist die Ursach von den
ungleichen Angaben in Rücksicht ihrer Anzahl,
weil einige Schriftsteller die kleineren bald als
Theile der größeren, bald als eigene, für sich
bestehende Vorstädte aufführen.

Der eben angezogene Schriftsteller berech-
net die Anzahl aller Häuser in allen Vorstäd-
ten zu vier tausend fünf hundert und funfzig,
und die Volksmenge darin zu hundert sechs
und funfzig tausend neun hundert und neun

Sechstes Heft. L

und waͤre dieſe Landſtraße oder Maria-
hilf
, ſo muͤßte Wien unſtreitig die groͤßeſte
und praͤchtigſte Stadt ſeyn, die in der Welt
je geweſen, und noch vorhanden waͤre. Aber
ihre Ungleichheit unter einander iſt außeror-
dentlich; und wenn die Leopoldſtadt vier-
hundert und dreyßig Haͤuſer faßt, ſo hat Hun-
gelbrunn
nur zwoͤlf; wenn die Widem
Vierhundert und zwey ſtark iſt, ſo erreicht
der Althann'ſche Grund nur eben die Zahl
von funfzehn. Das Mißverhaͤltniß unter den
uͤbrigen iſt nicht ganz ſo auffallend, aber doch
ſtark genug; und es iſt die Urſach von den
ungleichen Angaben in Ruͤckſicht ihrer Anzahl,
weil einige Schriftſteller die kleineren bald als
Theile der groͤßeren, bald als eigene, fuͤr ſich
beſtehende Vorſtaͤdte auffuͤhren.

Der eben angezogene Schriftſteller berech-
net die Anzahl aller Haͤuſer in allen Vorſtaͤd-
ten zu vier tauſend fuͤnf hundert und funfzig,
und die Volksmenge darin zu hundert ſechs
und funfzig tauſend neun hundert und neun

Sechstes Heft. L
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[161/0433] und waͤre dieſe Landſtraße oder Maria- hilf, ſo muͤßte Wien unſtreitig die groͤßeſte und praͤchtigſte Stadt ſeyn, die in der Welt je geweſen, und noch vorhanden waͤre. Aber ihre Ungleichheit unter einander iſt außeror- dentlich; und wenn die Leopoldſtadt vier- hundert und dreyßig Haͤuſer faßt, ſo hat Hun- gelbrunn nur zwoͤlf; wenn die Widem Vierhundert und zwey ſtark iſt, ſo erreicht der Althann'ſche Grund nur eben die Zahl von funfzehn. Das Mißverhaͤltniß unter den uͤbrigen iſt nicht ganz ſo auffallend, aber doch ſtark genug; und es iſt die Urſach von den ungleichen Angaben in Ruͤckſicht ihrer Anzahl, weil einige Schriftſteller die kleineren bald als Theile der groͤßeren, bald als eigene, fuͤr ſich beſtehende Vorſtaͤdte auffuͤhren. Der eben angezogene Schriftſteller berech- net die Anzahl aller Haͤuſer in allen Vorſtaͤd- ten zu vier tauſend fuͤnf hundert und funfzig, und die Volksmenge darin zu hundert ſechs und funfzig tauſend neun hundert und neun Sechstes Heft. L

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/433>, abgerufen am 24.11.2024.