Gulden für Miethe aus. Diese Erhöhung des Hauszinses zeugt aber nicht von steigender Be- völkerung, sondern nur von steigendem Luxus, vermöge dessen viel Einwohner jetzt noch ein- mal so viel Platz brauchen, als ihre Väter und Vorväter, bloß um einen Ueberfluß von modischem Hausrath auslegen zu können.
An der Burg sind seit den angezeigten Jahren ebenfalls neue Bauten unternommen worden, aber sie sind nicht von großer Be- deutung. Der jetztregierende Kaiser hat für sich, nach der Bastey zu, einen artigen, aber kleinen Garten, mit einem Hause anlegen, und letzteres mit einer Warte versehen lassen, wo er manche Stunde zubringt, und mit gro- ßem Genuß, wie es scheint. Man übersieht diese Anlage am besten durch die Fenster der Kaiserlichen Bibliothek, der gegenüber sie ih- ren Standplatz gefunden hat.
Neue Privatpalläste habe ich außer dem Fürstlich-Aloys-Lichtensteinischen, der eine große Strecke der Herrenstraße einnimmt, und
Gulden fuͤr Miethe aus. Dieſe Erhoͤhung des Hauszinſes zeugt aber nicht von ſteigender Be- voͤlkerung, ſondern nur von ſteigendem Luxus, vermoͤge deſſen viel Einwohner jetzt noch ein- mal ſo viel Platz brauchen, als ihre Vaͤter und Vorvaͤter, bloß um einen Ueberfluß von modiſchem Hausrath auslegen zu koͤnnen.
An der Burg ſind ſeit den angezeigten Jahren ebenfalls neue Bauten unternommen worden, aber ſie ſind nicht von großer Be- deutung. Der jetztregierende Kaiſer hat fuͤr ſich, nach der Baſtey zu, einen artigen, aber kleinen Garten, mit einem Hauſe anlegen, und letzteres mit einer Warte verſehen laſſen, wo er manche Stunde zubringt, und mit gro- ßem Genuß, wie es ſcheint. Man uͤberſieht dieſe Anlage am beſten durch die Fenſter der Kaiſerlichen Bibliothek, der gegenuͤber ſie ih- ren Standplatz gefunden hat.
Neue Privatpallaͤſte habe ich außer dem Fuͤrſtlich-Aloys-Lichtenſteiniſchen, der eine große Strecke der Herrenſtraße einnimmt, und
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Gulden fuͤr Miethe aus. Dieſe Erhoͤhung des
Hauszinſes zeugt aber nicht von ſteigender Be-
voͤlkerung, ſondern nur von ſteigendem Luxus,
vermoͤge deſſen viel Einwohner jetzt noch ein-
mal ſo viel Platz brauchen, als ihre Vaͤter
und Vorvaͤter, bloß um einen Ueberfluß von
modiſchem Hausrath auslegen zu koͤnnen.
An der Burg ſind ſeit den angezeigten
Jahren ebenfalls neue Bauten unternommen
worden, aber ſie ſind nicht von großer Be-
deutung. Der jetztregierende Kaiſer hat fuͤr
ſich, nach der Baſtey zu, einen artigen, aber
kleinen Garten, mit einem Hauſe anlegen,
und letzteres mit einer Warte verſehen laſſen,
wo er manche Stunde zubringt, und mit gro-
ßem Genuß, wie es ſcheint. Man uͤberſieht
dieſe Anlage am beſten durch die Fenſter der
Kaiſerlichen Bibliothek, der gegenuͤber ſie ih-
ren Standplatz gefunden hat.
Neue Privatpallaͤſte habe ich außer dem
Fuͤrſtlich-Aloys-Lichtenſteiniſchen, der eine
große Strecke der Herrenſtraße einnimmt, und
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/425>, abgerufen am 25.11.2024.
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