Unter den Plätzen sind noch die geräu- migsten der Hof, der hohe Markt, der Graben, der Neumarkt, die Freyung; der Burgplatz aber, der Bibliothek- platz, der Stock am Eisenplatz, der St. Stephansplatz und der Judenplatz sind nur in einer Stadt, die so enge Straßen hat, Plätze zu nennen.
An diesen Straßen und Plätzen stehen Bürgerhäuser, öffentliche Gebäude und Pri- vatpalläste umher, unter denen die vierstöckigen die niedrigsten, die fünfstöckigen die gewöhn- lichsten, und sechs- und siebenstöckige nicht sel- ten sind. Da der Bau eines Hauses in Wien beschwerlicher ist, als anderswo, weil das Bauholz, von dem Bauplatze weit entfernt, vorgerichtet, und die übrigen Zuthaten im Kleinen herbey geschafft werden müssen; so bauet man auch, wenn man sich dieser Mühe einmal unterzieht, für die möglichstlange Dauer der Häuser und Palläste. Die Mauern der- selben haben eine Dicke von zwey, drey, und
Unter den Plaͤtzen ſind noch die geraͤu- migſten der Hof, der hohe Markt, der Graben, der Neumarkt, die Freyung; der Burgplatz aber, der Bibliothek- platz, der Stock am Eiſenplatz, der St. Stephansplatz und der Judenplatz ſind nur in einer Stadt, die ſo enge Straßen hat, Plaͤtze zu nennen.
An dieſen Straßen und Plaͤtzen ſtehen Buͤrgerhaͤuſer, oͤffentliche Gebaͤude und Pri- vatpallaͤſte umher, unter denen die vierſtoͤckigen die niedrigſten, die fuͤnfſtoͤckigen die gewoͤhn- lichſten, und ſechs- und ſiebenſtoͤckige nicht ſel- ten ſind. Da der Bau eines Hauſes in Wien beſchwerlicher iſt, als anderswo, weil das Bauholz, von dem Bauplatze weit entfernt, vorgerichtet, und die uͤbrigen Zuthaten im Kleinen herbey geſchafft werden muͤſſen; ſo bauet man auch, wenn man ſich dieſer Muͤhe einmal unterzieht, fuͤr die moͤglichſtlange Dauer der Haͤuſer und Pallaͤſte. Die Mauern der- ſelben haben eine Dicke von zwey, drey, und
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Unter den Plaͤtzen ſind noch die geraͤu-
migſten der Hof, der hohe Markt, der
Graben, der Neumarkt, die Freyung;
der Burgplatz aber, der Bibliothek-
platz, der Stock am Eiſenplatz, der St.
Stephansplatz und der Judenplatz ſind
nur in einer Stadt, die ſo enge Straßen hat,
Plaͤtze zu nennen.
An dieſen Straßen und Plaͤtzen ſtehen
Buͤrgerhaͤuſer, oͤffentliche Gebaͤude und Pri-
vatpallaͤſte umher, unter denen die vierſtoͤckigen
die niedrigſten, die fuͤnfſtoͤckigen die gewoͤhn-
lichſten, und ſechs- und ſiebenſtoͤckige nicht ſel-
ten ſind. Da der Bau eines Hauſes in Wien
beſchwerlicher iſt, als anderswo, weil das
Bauholz, von dem Bauplatze weit entfernt,
vorgerichtet, und die uͤbrigen Zuthaten im
Kleinen herbey geſchafft werden muͤſſen; ſo
bauet man auch, wenn man ſich dieſer Muͤhe
einmal unterzieht, fuͤr die moͤglichſtlange Dauer
der Haͤuſer und Pallaͤſte. Die Mauern der-
ſelben haben eine Dicke von zwey, drey, und
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/418>, abgerufen am 26.11.2024.
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