öffnete sich mir zur Rechten ein schönes Thal, und kaum war es an der Seite verschwunden, so hatte ich, als ich auf eine kleine Anhöhe gelangt war, ein anderes unübersehliches, durch Abwechslung und Fruchtbarkeit, und durch die angebaueten Hügel, die es umschlossen, sehr reizend sich darstellendes Thal vor mir. Ich verlor es aber, indem ich einen Hohlweg hin- unter fuhr, aus den Augen, und sogleich be- fand ich mich vor dem gedachten Neumarkt, einem unbeträchtlichen Flecken, mit zweystöcki- gen Häusern, welche die Giebel nach der Straße kehrten und mit Dächern, die zwey bis drey Ellen hervorstanden und eben so nachläßig ge- deckt waren, als die vorhin erwähnten auf den Häusern der Dörfer. Neumarkt besteht übrigens aus einer einzigen Straße. Von da bis
Frankenmarkt, dem nächsten Postwech- sel (3 M.) setzte ich, bey anbrechender Nacht, meine Reise fort. Es hatte seit zwey Tagen hier viel geregnet, und in den behölzten Ber-
oͤffnete ſich mir zur Rechten ein ſchoͤnes Thal, und kaum war es an der Seite verſchwunden, ſo hatte ich, als ich auf eine kleine Anhoͤhe gelangt war, ein anderes unuͤberſehliches, durch Abwechslung und Fruchtbarkeit, und durch die angebaueten Huͤgel, die es umſchloſſen, ſehr reizend ſich darſtellendes Thal vor mir. Ich verlor es aber, indem ich einen Hohlweg hin- unter fuhr, aus den Augen, und ſogleich be- fand ich mich vor dem gedachten Neumarkt, einem unbetraͤchtlichen Flecken, mit zweyſtoͤcki- gen Haͤuſern, welche die Giebel nach der Straße kehrten und mit Daͤchern, die zwey bis drey Ellen hervorſtanden und eben ſo nachlaͤßig ge- deckt waren, als die vorhin erwaͤhnten auf den Haͤuſern der Doͤrfer. Neumarkt beſteht uͤbrigens aus einer einzigen Straße. Von da bis
Frankenmarkt, dem naͤchſten Poſtwech- ſel (3 M.) ſetzte ich, bey anbrechender Nacht, meine Reiſe fort. Es hatte ſeit zwey Tagen hier viel geregnet, und in den behoͤlzten Ber-
<TEI><text><body><div><floatingText><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0393"n="121"/>
oͤffnete ſich mir zur Rechten ein ſchoͤnes Thal,<lb/>
und kaum war es an der Seite verſchwunden,<lb/>ſo hatte ich, als ich auf eine kleine Anhoͤhe<lb/>
gelangt war, ein anderes unuͤberſehliches, durch<lb/>
Abwechslung und Fruchtbarkeit, und durch die<lb/>
angebaueten Huͤgel, die es umſchloſſen, ſehr<lb/>
reizend ſich darſtellendes Thal vor mir. Ich<lb/>
verlor es aber, indem ich einen Hohlweg hin-<lb/>
unter fuhr, aus den Augen, und ſogleich be-<lb/>
fand ich mich vor dem gedachten Neumarkt,<lb/>
einem unbetraͤchtlichen Flecken, mit zweyſtoͤcki-<lb/>
gen Haͤuſern, welche die Giebel nach der Straße<lb/>
kehrten und mit Daͤchern, die zwey bis drey<lb/>
Ellen hervorſtanden und eben ſo nachlaͤßig ge-<lb/>
deckt waren, als die vorhin erwaͤhnten auf<lb/>
den Haͤuſern der Doͤrfer. Neumarkt beſteht<lb/>
uͤbrigens aus einer einzigen Straße. Von da<lb/>
bis</p><lb/><p><hirendition="#g">Frankenmarkt</hi>, dem naͤchſten Poſtwech-<lb/>ſel (3 M.) ſetzte ich, bey anbrechender Nacht,<lb/>
meine Reiſe fort. Es hatte ſeit zwey Tagen<lb/>
hier viel geregnet, und in den behoͤlzten Ber-<lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[121/0393]
oͤffnete ſich mir zur Rechten ein ſchoͤnes Thal,
und kaum war es an der Seite verſchwunden,
ſo hatte ich, als ich auf eine kleine Anhoͤhe
gelangt war, ein anderes unuͤberſehliches, durch
Abwechslung und Fruchtbarkeit, und durch die
angebaueten Huͤgel, die es umſchloſſen, ſehr
reizend ſich darſtellendes Thal vor mir. Ich
verlor es aber, indem ich einen Hohlweg hin-
unter fuhr, aus den Augen, und ſogleich be-
fand ich mich vor dem gedachten Neumarkt,
einem unbetraͤchtlichen Flecken, mit zweyſtoͤcki-
gen Haͤuſern, welche die Giebel nach der Straße
kehrten und mit Daͤchern, die zwey bis drey
Ellen hervorſtanden und eben ſo nachlaͤßig ge-
deckt waren, als die vorhin erwaͤhnten auf
den Haͤuſern der Doͤrfer. Neumarkt beſteht
uͤbrigens aus einer einzigen Straße. Von da
bis
Frankenmarkt, dem naͤchſten Poſtwech-
ſel (3 M.) ſetzte ich, bey anbrechender Nacht,
meine Reiſe fort. Es hatte ſeit zwey Tagen
hier viel geregnet, und in den behoͤlzten Ber-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/393>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.