Accisebedienten- und andern Stellen aller Art, die eine Fertigkeit im Rechnen und Schreiben erfordern; und daher denn auch die auffallen- de Wohlfeilheit aller Fähigkeiten, Talente und Arbeiten, die auf diese Bedürfnisse Bezug ha- ben. So armselig aber auch die Lage der jungen Leute ist, die diese Wege zu ihrem Un- terkommen einschlagen, so vermehrt sich den- noch, wie man mich versichert hat, ihre Zahl mit jedem Jahre, und mithin wäre es in Dresden, wie anderwärts, die dringendste Pflicht der Regierung, dahin zu sehen, daß die Eitelkeit der geringern Stände, vermöge deren sie ihre Kinder gern um einige Stufen höher sehen möchten, als sie selbst gekommen sind, eingeschränkt und berichtiget würde. Thä- ten sich aber unbestreitbar vorzügliche Talente unter diesen Klassen hervor, so müßte man sie desto nachdrücklicher ermuntern und unterstützen, damit sie zur völligen Ausbildung gelangten; solche Fälle würden unter diesem sehr fähigen Volke gewiß nicht selten seyn, und man hätte
Acciſebedienten- und andern Stellen aller Art, die eine Fertigkeit im Rechnen und Schreiben erfordern; und daher denn auch die auffallen- de Wohlfeilheit aller Faͤhigkeiten, Talente und Arbeiten, die auf dieſe Beduͤrfniſſe Bezug ha- ben. So armſelig aber auch die Lage der jungen Leute iſt, die dieſe Wege zu ihrem Un- terkommen einſchlagen, ſo vermehrt ſich den- noch, wie man mich verſichert hat, ihre Zahl mit jedem Jahre, und mithin waͤre es in Dresden, wie anderwaͤrts, die dringendſte Pflicht der Regierung, dahin zu ſehen, daß die Eitelkeit der geringern Staͤnde, vermoͤge deren ſie ihre Kinder gern um einige Stufen hoͤher ſehen moͤchten, als ſie ſelbſt gekommen ſind, eingeſchraͤnkt und berichtiget wuͤrde. Thaͤ- ten ſich aber unbeſtreitbar vorzuͤgliche Talente unter dieſen Klaſſen hervor, ſo muͤßte man ſie deſto nachdruͤcklicher ermuntern und unterſtuͤtzen, damit ſie zur voͤlligen Ausbildung gelangten; ſolche Faͤlle wuͤrden unter dieſem ſehr faͤhigen Volke gewiß nicht ſelten ſeyn, und man haͤtte
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Acciſebedienten- und andern Stellen aller Art,
die eine Fertigkeit im Rechnen und Schreiben
erfordern; und daher denn auch die auffallen-
de Wohlfeilheit aller Faͤhigkeiten, Talente und
Arbeiten, die auf dieſe Beduͤrfniſſe Bezug ha-
ben. So armſelig aber auch die Lage der
jungen Leute iſt, die dieſe Wege zu ihrem Un-
terkommen einſchlagen, ſo vermehrt ſich den-
noch, wie man mich verſichert hat, ihre Zahl
mit jedem Jahre, und mithin waͤre es in
Dresden, wie anderwaͤrts, die dringendſte
Pflicht der Regierung, dahin zu ſehen, daß
die Eitelkeit der geringern Staͤnde, vermoͤge
deren ſie ihre Kinder gern um einige Stufen
hoͤher ſehen moͤchten, als ſie ſelbſt gekommen
ſind, eingeſchraͤnkt und berichtiget wuͤrde. Thaͤ-
ten ſich aber unbeſtreitbar vorzuͤgliche Talente
unter dieſen Klaſſen hervor, ſo muͤßte man ſie
deſto nachdruͤcklicher ermuntern und unterſtuͤtzen,
damit ſie zur voͤlligen Ausbildung gelangten;
ſolche Faͤlle wuͤrden unter dieſem ſehr faͤhigen
Volke gewiß nicht ſelten ſeyn, und man haͤtte
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/39>, abgerufen am 21.11.2024.
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