mein Lohnbedienter hinzu: "wenn ich vorher ein paar Bissel zu mir nähme." -- Hier galt keine Ausflucht! Der eine wollte mich so gern bewirthen, der andre mir so gern bey Tische aufwarten, und es war Eilf Uhr! Ich war gezwungen, schon wieder hungrig zu seyn.
Nach Tische trat ich die Reise auf den Berg an. Man reitet oder fährt gewöhnlich hinauf, und bedient sich dazu eines alten frommen Ros- ses, oder eines Schlittens, auf welchem man sich über den Knitteldamm, womit der Weg belegt ist, hinweg schleifen läßt. Beyde Arten des Fortkommens gefielen mir nicht. Ich wählte eine dritte, stieg auf meinen Füßen hinan und ließ den Schlitten hinter mir herkommen, für den Fall, daß ich übermäßig müde würde. Ich fand ihn aber völlig unnöthig, da der Weg weder zu lang, noch zu steil, noch zu rauh war.
Die Reise selbst wird durch die große Ab- wechslung, die der Weg dem Auge gewährt,
mein Lohnbedienter hinzu: „wenn ich vorher ein paar Biſſel zu mir naͤhme.“ — Hier galt keine Ausflucht! Der eine wollte mich ſo gern bewirthen, der andre mir ſo gern bey Tiſche aufwarten, und es war Eilf Uhr! Ich war gezwungen, ſchon wieder hungrig zu ſeyn.
Nach Tiſche trat ich die Reiſe auf den Berg an. Man reitet oder faͤhrt gewoͤhnlich hinauf, und bedient ſich dazu eines alten frommen Roſ- ſes, oder eines Schlittens, auf welchem man ſich uͤber den Knitteldamm, womit der Weg belegt iſt, hinweg ſchleifen laͤßt. Beyde Arten des Fortkommens gefielen mir nicht. Ich waͤhlte eine dritte, ſtieg auf meinen Fuͤßen hinan und ließ den Schlitten hinter mir herkommen, fuͤr den Fall, daß ich uͤbermaͤßig muͤde wuͤrde. Ich fand ihn aber voͤllig unnoͤthig, da der Weg weder zu lang, noch zu ſteil, noch zu rauh war.
Die Reiſe ſelbſt wird durch die große Ab- wechslung, die der Weg dem Auge gewaͤhrt,
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mein Lohnbedienter hinzu: „wenn ich vorher
ein paar Biſſel zu mir naͤhme.“ — Hier
galt keine Ausflucht! Der eine wollte mich ſo
gern bewirthen, der andre mir ſo gern bey
Tiſche aufwarten, und es war Eilf Uhr!
Ich war gezwungen, ſchon wieder hungrig zu
ſeyn.
Nach Tiſche trat ich die Reiſe auf den Berg
an. Man reitet oder faͤhrt gewoͤhnlich hinauf,
und bedient ſich dazu eines alten frommen Roſ-
ſes, oder eines Schlittens, auf welchem man
ſich uͤber den Knitteldamm, womit der Weg
belegt iſt, hinweg ſchleifen laͤßt. Beyde Arten
des Fortkommens gefielen mir nicht. Ich waͤhlte
eine dritte, ſtieg auf meinen Fuͤßen hinan und
ließ den Schlitten hinter mir herkommen, fuͤr
den Fall, daß ich uͤbermaͤßig muͤde wuͤrde. Ich
fand ihn aber voͤllig unnoͤthig, da der Weg
weder zu lang, noch zu ſteil, noch zu rauh
war.
Die Reiſe ſelbſt wird durch die große Ab-
wechslung, die der Weg dem Auge gewaͤhrt,
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/381>, abgerufen am 24.11.2024.
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