Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Strecke zu Strecke, bald kleine Kornfelder sich
zeigen, bald einzelne hoch in die Luft empor-
strebende Felsenwände auf ihren abhängigen
Grundlagen da stehen. Nachdem ich unter
solchen Erscheinungen etwas über anderthalb
Stunden hingefahren war, sah ich mich vor
dem Thore von Hallein.

Hallein ist klein, enge und alt, und nicht
merkwürdig als Stadt, sondern als -- Küche
des unentbehrlichen Bedürfnisses, das die Na-
tur in einem benachbarten Berge roh zuberei-
tet. Dieser Berg heißt der Dürrenberg
und ragt südwestlich über die Stadt empor.

Man fuhr mich in einen Gasthof auf dem
engen Markte. In Salzburg hatte ich mir
einen Erlaubnißschein verschaft, die Salzwerke
zu sehen; diesen schickte ich sogleich in das
Pflegeamt, damit dem Bergmeister meine An-
kunft und meine Absicht bekannt gemacht
würde. Der Wirth versicherte mir, die-
ses Geschäft würde über zwey Stunden dau-
ern, mithin -- "würde ich wohl thun" setzte

Strecke zu Strecke, bald kleine Kornfelder ſich
zeigen, bald einzelne hoch in die Luft empor-
ſtrebende Felſenwaͤnde auf ihren abhaͤngigen
Grundlagen da ſtehen. Nachdem ich unter
ſolchen Erſcheinungen etwas uͤber anderthalb
Stunden hingefahren war, ſah ich mich vor
dem Thore von Hallein.

Hallein iſt klein, enge und alt, und nicht
merkwuͤrdig als Stadt, ſondern als — Kuͤche
des unentbehrlichen Beduͤrfniſſes, das die Na-
tur in einem benachbarten Berge roh zuberei-
tet. Dieſer Berg heißt der Duͤrrenberg
und ragt ſuͤdweſtlich uͤber die Stadt empor.

Man fuhr mich in einen Gaſthof auf dem
engen Markte. In Salzburg hatte ich mir
einen Erlaubnißſchein verſchaft, die Salzwerke
zu ſehen; dieſen ſchickte ich ſogleich in das
Pflegeamt, damit dem Bergmeiſter meine An-
kunft und meine Abſicht bekannt gemacht
wuͤrde. Der Wirth verſicherte mir, die-
ſes Geſchaͤft wuͤrde uͤber zwey Stunden dau-
ern, mithin — „wuͤrde ich wohl thun“ ſetzte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <p><pb facs="#f0380" n="108"/>
Strecke zu Strecke, bald kleine Kornfelder &#x017F;ich<lb/>
zeigen, bald einzelne hoch in die Luft empor-<lb/>
&#x017F;trebende Fel&#x017F;enwa&#x0364;nde auf ihren abha&#x0364;ngigen<lb/>
Grundlagen da &#x017F;tehen. Nachdem ich unter<lb/>
&#x017F;olchen Er&#x017F;cheinungen etwas u&#x0364;ber anderthalb<lb/>
Stunden hingefahren war, &#x017F;ah ich mich vor<lb/>
dem Thore von Hallein.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Hallein</hi> i&#x017F;t klein, enge und alt, und nicht<lb/>
merkwu&#x0364;rdig als Stadt, &#x017F;ondern als &#x2014; Ku&#x0364;che<lb/>
des unentbehrlichen Bedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;es, das die Na-<lb/>
tur in einem benachbarten Berge roh zuberei-<lb/>
tet. Die&#x017F;er Berg heißt der <hi rendition="#g">Du&#x0364;rrenberg</hi><lb/>
und ragt &#x017F;u&#x0364;dwe&#x017F;tlich u&#x0364;ber die Stadt empor.</p><lb/>
              <p>Man fuhr mich in einen Ga&#x017F;thof auf dem<lb/>
engen Markte. In Salzburg hatte ich mir<lb/>
einen Erlaubniß&#x017F;chein ver&#x017F;chaft, die Salzwerke<lb/>
zu &#x017F;ehen; die&#x017F;en &#x017F;chickte ich &#x017F;ogleich in das<lb/>
Pflegeamt, damit dem Bergmei&#x017F;ter meine An-<lb/>
kunft und meine Ab&#x017F;icht bekannt gemacht<lb/>
wu&#x0364;rde. Der Wirth ver&#x017F;icherte mir, die-<lb/>
&#x017F;es Ge&#x017F;cha&#x0364;ft wu&#x0364;rde u&#x0364;ber zwey Stunden dau-<lb/>
ern, mithin &#x2014; &#x201E;wu&#x0364;rde ich wohl thun&#x201C; &#x017F;etzte<lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0380] Strecke zu Strecke, bald kleine Kornfelder ſich zeigen, bald einzelne hoch in die Luft empor- ſtrebende Felſenwaͤnde auf ihren abhaͤngigen Grundlagen da ſtehen. Nachdem ich unter ſolchen Erſcheinungen etwas uͤber anderthalb Stunden hingefahren war, ſah ich mich vor dem Thore von Hallein. Hallein iſt klein, enge und alt, und nicht merkwuͤrdig als Stadt, ſondern als — Kuͤche des unentbehrlichen Beduͤrfniſſes, das die Na- tur in einem benachbarten Berge roh zuberei- tet. Dieſer Berg heißt der Duͤrrenberg und ragt ſuͤdweſtlich uͤber die Stadt empor. Man fuhr mich in einen Gaſthof auf dem engen Markte. In Salzburg hatte ich mir einen Erlaubnißſchein verſchaft, die Salzwerke zu ſehen; dieſen ſchickte ich ſogleich in das Pflegeamt, damit dem Bergmeiſter meine An- kunft und meine Abſicht bekannt gemacht wuͤrde. Der Wirth verſicherte mir, die- ſes Geſchaͤft wuͤrde uͤber zwey Stunden dau- ern, mithin — „wuͤrde ich wohl thun“ ſetzte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/380
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/380>, abgerufen am 28.11.2024.