so wie der Adel auf seinen nähern oder ent- ferntern Gütern, den Sommer über zu leben pflegt.
Das einfache und eingezogene Leben des Fürsten selbst scheint viel Einfluß auf die Le- bensweise der Salzburger zu haben; gewiß ist es aber, daß er Freude und Frohsinn an sei- nen Unterthanen wohl leiden mag, und beydes nie durch kopfhängerische Verordnungen, wie sein Vorfahr, gelähmt hat.
Auch scheinen die Salzburger aller Klassen Hang genug zum Lebensgenusse zu haben, nur mag der gegenwärtige Ton und der auch hier gestiegene Preis aller Dinge demselben gewisse Schranken setzen. Außer dem hohen geistlichen Adel, der sehr wohlhabend ist, außer fünf oder sechs reichen bürgerlichen Häusern, mögen wohl wenige unter den beständigen Bewohnern von Salzburg im Stande seyn, den Aufwand eines offenen oder auch nur zwey oder drey- mal wöchentlich geöfneten Hauses zu bestrei- ten. Diejenigen vom Adel (und deren sind die
ſo wie der Adel auf ſeinen naͤhern oder ent- ferntern Guͤtern, den Sommer uͤber zu leben pflegt.
Das einfache und eingezogene Leben des Fuͤrſten ſelbſt ſcheint viel Einfluß auf die Le- bensweiſe der Salzburger zu haben; gewiß iſt es aber, daß er Freude und Frohſinn an ſei- nen Unterthanen wohl leiden mag, und beydes nie durch kopfhaͤngeriſche Verordnungen, wie ſein Vorfahr, gelaͤhmt hat.
Auch ſcheinen die Salzburger aller Klaſſen Hang genug zum Lebensgenuſſe zu haben, nur mag der gegenwaͤrtige Ton und der auch hier geſtiegene Preis aller Dinge demſelben gewiſſe Schranken ſetzen. Außer dem hohen geiſtlichen Adel, der ſehr wohlhabend iſt, außer fuͤnf oder ſechs reichen buͤrgerlichen Haͤuſern, moͤgen wohl wenige unter den beſtaͤndigen Bewohnern von Salzburg im Stande ſeyn, den Aufwand eines offenen oder auch nur zwey oder drey- mal woͤchentlich geoͤfneten Hauſes zu beſtrei- ten. Diejenigen vom Adel (und deren ſind die
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ſo wie der Adel auf ſeinen naͤhern oder ent-
ferntern Guͤtern, den Sommer uͤber zu leben
pflegt.
Das einfache und eingezogene Leben des
Fuͤrſten ſelbſt ſcheint viel Einfluß auf die Le-
bensweiſe der Salzburger zu haben; gewiß iſt
es aber, daß er Freude und Frohſinn an ſei-
nen Unterthanen wohl leiden mag, und beydes
nie durch kopfhaͤngeriſche Verordnungen, wie
ſein Vorfahr, gelaͤhmt hat.
Auch ſcheinen die Salzburger aller Klaſſen
Hang genug zum Lebensgenuſſe zu haben, nur
mag der gegenwaͤrtige Ton und der auch hier
geſtiegene Preis aller Dinge demſelben gewiſſe
Schranken ſetzen. Außer dem hohen geiſtlichen
Adel, der ſehr wohlhabend iſt, außer fuͤnf oder
ſechs reichen buͤrgerlichen Haͤuſern, moͤgen
wohl wenige unter den beſtaͤndigen Bewohnern
von Salzburg im Stande ſeyn, den Aufwand
eines offenen oder auch nur zwey oder drey-
mal woͤchentlich geoͤfneten Hauſes zu beſtrei-
ten. Diejenigen vom Adel (und deren ſind die
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/365>, abgerufen am 28.11.2024.
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