darf, oder sollte wenigstens nicht dürfen, eine unerlaubte eingehen. Letztres ist indessen nicht ohne Beyspiel in der Geschichte des Erzstifts Salzburg, denn Wolf Dietrich hielt sich für die Augenblicke, wo er auf Kosten des Erzbischofs Mensch seyn wollte, eine schöne Salzburgerin, aus der Familie Alt, mit der er zwey oder drey leibliche Kinder hatte; der zu Ehren er das Sommerschloß Altenau (das jetzige Mirabelle) anlegte, und die er, als es fertig war, ohne Scheu und Hehl, mit- ten aus einer ansehnlichen Hochzeitsfeyer von dem großen Saale des Rathhauses, öffentlich ab- holen ließ, um sie gleichsam mit jenem Schlosse zu belohnen. Der jetzige Fürst weiß besser, was seinen Stand aufrecht erhalten hilft. Dinge thun, die gewöhnlichen Menschen schwer oder unmöglich sind, heißt ihre Achtung und Ehrfurcht erobern. Von dieser Seite hat er denn auch die ganze Ehrfurcht seiner Unter- thanen; und wenn diese nicht wüßten, daß er seine Gelübde als Geistlicher eben so gewissen-
darf, oder ſollte wenigſtens nicht duͤrfen, eine unerlaubte eingehen. Letztres iſt indeſſen nicht ohne Beyſpiel in der Geſchichte des Erzſtifts Salzburg, denn Wolf Dietrich hielt ſich fuͤr die Augenblicke, wo er auf Koſten des Erzbiſchofs Menſch ſeyn wollte, eine ſchoͤne Salzburgerin, aus der Familie Alt, mit der er zwey oder drey leibliche Kinder hatte; der zu Ehren er das Sommerſchloß Altenau (das jetzige Mirabelle) anlegte, und die er, als es fertig war, ohne Scheu und Hehl, mit- ten aus einer anſehnlichen Hochzeitsfeyer von dem großen Saale des Rathhauſes, oͤffentlich ab- holen ließ, um ſie gleichſam mit jenem Schloſſe zu belohnen. Der jetzige Fuͤrſt weiß beſſer, was ſeinen Stand aufrecht erhalten hilft. Dinge thun, die gewoͤhnlichen Menſchen ſchwer oder unmoͤglich ſind, heißt ihre Achtung und Ehrfurcht erobern. Von dieſer Seite hat er denn auch die ganze Ehrfurcht ſeiner Unter- thanen; und wenn dieſe nicht wuͤßten, daß er ſeine Geluͤbde als Geiſtlicher eben ſo gewiſſen-
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darf, oder ſollte wenigſtens nicht duͤrfen, eine
unerlaubte eingehen. Letztres iſt indeſſen nicht
ohne Beyſpiel in der Geſchichte des Erzſtifts
Salzburg, denn Wolf Dietrich hielt ſich
fuͤr die Augenblicke, wo er auf Koſten des
Erzbiſchofs Menſch ſeyn wollte, eine ſchoͤne
Salzburgerin, aus der Familie Alt, mit der
er zwey oder drey leibliche Kinder hatte; der
zu Ehren er das Sommerſchloß Altenau
(das jetzige Mirabelle) anlegte, und die er,
als es fertig war, ohne Scheu und Hehl, mit-
ten aus einer anſehnlichen Hochzeitsfeyer von dem
großen Saale des Rathhauſes, oͤffentlich ab-
holen ließ, um ſie gleichſam mit jenem Schloſſe
zu belohnen. Der jetzige Fuͤrſt weiß beſſer,
was ſeinen Stand aufrecht erhalten hilft.
Dinge thun, die gewoͤhnlichen Menſchen ſchwer
oder unmoͤglich ſind, heißt ihre Achtung und
Ehrfurcht erobern. Von dieſer Seite hat er
denn auch die ganze Ehrfurcht ſeiner Unter-
thanen; und wenn dieſe nicht wuͤßten, daß er
ſeine Geluͤbde als Geiſtlicher eben ſo gewiſſen-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/361>, abgerufen am 28.11.2024.
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