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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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reichsten Städten, ist dies eine ganz natürliche
Erscheinung. Man erinnere sich an die Her-
renstraße
in Vergleichung mit der Kärnth-
nerstraße
in Wien, an die Wilhelms-
straße
verglichen mit der Königsstraße in
Berlin, an die Moritzstraße verglichen
mit der Schloßstraße in Dresden, an
St. James verglichen mit dem Strand in
London, und an die Vorstadt St. Germain
verglichen mit dem Viertel des Palais
Royal
in Paris. In allen diesen Städten
aber werden die stillen Gegenden durch die ge-
räuschvolien mehrfach ersetzt; ein Umstand, der
in Salzburg kaum merklich ist. Kömmt dies
vielleicht daher, daß in Salzburg fast keine
Straße ist, die nicht Palläste oder Kirchen
aufzuweisen hätte, welche die Bürgerhäuser
gleichsam herausdrückten? Oder hat diese Stadt
schon wirklich Mangel an Bürgern, weil sie
Mangel an Erwerbsquellen, und an natürli-
chem Platze hat? Das letztere macht der
Umstand mit den drey bis vier Besitzern Eines

Sechstes Heft. F

reichſten Staͤdten, iſt dies eine ganz natuͤrliche
Erſcheinung. Man erinnere ſich an die Her-
renſtraße
in Vergleichung mit der Kaͤrnth-
nerſtraße
in Wien, an die Wilhelms-
ſtraße
verglichen mit der Koͤnigsſtraße in
Berlin, an die Moritzſtraße verglichen
mit der Schloßſtraße in Dresden, an
St. James verglichen mit dem Strand in
London, und an die Vorſtadt St. Germain
verglichen mit dem Viertel des Palais
Royal
in Paris. In allen dieſen Staͤdten
aber werden die ſtillen Gegenden durch die ge-
raͤuſchvolien mehrfach erſetzt; ein Umſtand, der
in Salzburg kaum merklich iſt. Koͤmmt dies
vielleicht daher, daß in Salzburg faſt keine
Straße iſt, die nicht Pallaͤſte oder Kirchen
aufzuweiſen haͤtte, welche die Buͤrgerhaͤuſer
gleichſam herausdruͤckten? Oder hat dieſe Stadt
ſchon wirklich Mangel an Buͤrgern, weil ſie
Mangel an Erwerbsquellen, und an natuͤrli-
chem Platze hat? Das letztere macht der
Umſtand mit den drey bis vier Beſitzern Eines

Sechstes Heft. F
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[81/0353] reichſten Staͤdten, iſt dies eine ganz natuͤrliche Erſcheinung. Man erinnere ſich an die Her- renſtraße in Vergleichung mit der Kaͤrnth- nerſtraße in Wien, an die Wilhelms- ſtraße verglichen mit der Koͤnigsſtraße in Berlin, an die Moritzſtraße verglichen mit der Schloßſtraße in Dresden, an St. James verglichen mit dem Strand in London, und an die Vorſtadt St. Germain verglichen mit dem Viertel des Palais Royal in Paris. In allen dieſen Staͤdten aber werden die ſtillen Gegenden durch die ge- raͤuſchvolien mehrfach erſetzt; ein Umſtand, der in Salzburg kaum merklich iſt. Koͤmmt dies vielleicht daher, daß in Salzburg faſt keine Straße iſt, die nicht Pallaͤſte oder Kirchen aufzuweiſen haͤtte, welche die Buͤrgerhaͤuſer gleichſam herausdruͤckten? Oder hat dieſe Stadt ſchon wirklich Mangel an Buͤrgern, weil ſie Mangel an Erwerbsquellen, und an natuͤrli- chem Platze hat? Das letztere macht der Umſtand mit den drey bis vier Beſitzern Eines Sechstes Heft. F

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/353>, abgerufen am 24.11.2024.