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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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Art wimmeln auf allen Märkten und Spa-
ziergängen, in allen Kirchen und Gärten, auf
der Brücke, im Theater, in den Koncerten.
Kommt sodann die Klasse der Kaufmanns-
Künstler-Gelehrten- und Dikasterianten Frauen,
und diese kleidet sich in Dresden altmodischer,
als in andern deutschen Hauptstädten, auch
weit sparsamer und ängstlicher, und mit der
furchtsamsten Rücksicht auf das: was werden
die Leute sagen
. Die Männer dieser Klasse
prunken noch häufig, des Winters, mit Sam-
met- und Manschesterkleidern, des Sommers,
mit verblaßten, färbig-gefütterten Seidenrö-
cken, mit Tressenhüten, goldnen Beingürteln,
sorgsam gefetteten und dickgepuderten Beutel-
perücken, großen spanischen Röhren, oder auch
wie alte Hofmänner, den silbernen oder tom-
backenen Degen an der Seite, den Sonnen-
schirm in der Hand und den platten, zerrie-
benen Hut von Pferdehaar unter dem Arme.
Der Englische Frack, der geschorne Wirbel
und das gestutzte Seitenhaar, die in andern

Art wimmeln auf allen Maͤrkten und Spa-
ziergaͤngen, in allen Kirchen und Gaͤrten, auf
der Bruͤcke, im Theater, in den Koncerten.
Kommt ſodann die Klaſſe der Kaufmanns-
Kuͤnſtler-Gelehrten- und Dikaſterianten Frauen,
und dieſe kleidet ſich in Dresden altmodiſcher,
als in andern deutſchen Hauptſtaͤdten, auch
weit ſparſamer und aͤngſtlicher, und mit der
furchtſamſten Ruͤckſicht auf das: was werden
die Leute ſagen
. Die Maͤnner dieſer Klaſſe
prunken noch haͤufig, des Winters, mit Sam-
met- und Manſcheſterkleidern, des Sommers,
mit verblaßten, faͤrbig-gefuͤtterten Seidenroͤ-
cken, mit Treſſenhuͤten, goldnen Beinguͤrteln,
ſorgſam gefetteten und dickgepuderten Beutel-
peruͤcken, großen ſpaniſchen Roͤhren, oder auch
wie alte Hofmaͤnner, den ſilbernen oder tom-
backenen Degen an der Seite, den Sonnen-
ſchirm in der Hand und den platten, zerrie-
benen Hut von Pferdehaar unter dem Arme.
Der Engliſche Frack, der geſchorne Wirbel
und das geſtutzte Seitenhaar, die in andern

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[27/0035] Art wimmeln auf allen Maͤrkten und Spa- ziergaͤngen, in allen Kirchen und Gaͤrten, auf der Bruͤcke, im Theater, in den Koncerten. Kommt ſodann die Klaſſe der Kaufmanns- Kuͤnſtler-Gelehrten- und Dikaſterianten Frauen, und dieſe kleidet ſich in Dresden altmodiſcher, als in andern deutſchen Hauptſtaͤdten, auch weit ſparſamer und aͤngſtlicher, und mit der furchtſamſten Ruͤckſicht auf das: was werden die Leute ſagen. Die Maͤnner dieſer Klaſſe prunken noch haͤufig, des Winters, mit Sam- met- und Manſcheſterkleidern, des Sommers, mit verblaßten, faͤrbig-gefuͤtterten Seidenroͤ- cken, mit Treſſenhuͤten, goldnen Beinguͤrteln, ſorgſam gefetteten und dickgepuderten Beutel- peruͤcken, großen ſpaniſchen Roͤhren, oder auch wie alte Hofmaͤnner, den ſilbernen oder tom- backenen Degen an der Seite, den Sonnen- ſchirm in der Hand und den platten, zerrie- benen Hut von Pferdehaar unter dem Arme. Der Engliſche Frack, der geſchorne Wirbel und das geſtutzte Seitenhaar, die in andern

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/35>, abgerufen am 24.11.2024.