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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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Leute unterhalten werden können. Um das
Haus einigermaßen zu füllen, hat der jetzige
Fürst die Edelknaben mit ihrem Aufseher und
ihren Lehrern hieher versetzt, und er zahlt
für sie an die Anstalt ein gewisses Kostgeld.

Dem Dreyfaltigkeits-Gebäude gegenüber,
steht noch ein großes Haus, das eine wohlthä-
tige Anstalt einschließt; es ist ein öffentliches
Leihhaus, wo Arme gegen mäßige Zinsen
in der Noth Hülfe finden können.

Eine vierte Anstalt, die Marianische,
die ebenfalls in der Nähe ist, und deren ich
nirgend eine ähnliche gefunden habe, beschäftigt
sich damit, junge Leute ausschließend für
die Geschäfte
zu bilden. Sie wurde schon
im Jahre 1645 von dem Erzbischof Paris
Lodron
gestiftet, und hat dem Lande viel
brauchbare Männer geliefert. Die Zöglinge
haben alles so lange frey, bis sie eine Stelle
erhalten. In der Wahl dieser Stellen sind
sie nicht gebunden, nur Mönche dürfen sie
nicht werden, das wäre ganz gegen den Geist

Leute unterhalten werden koͤnnen. Um das
Haus einigermaßen zu fuͤllen, hat der jetzige
Fuͤrſt die Edelknaben mit ihrem Aufſeher und
ihren Lehrern hieher verſetzt, und er zahlt
fuͤr ſie an die Anſtalt ein gewiſſes Koſtgeld.

Dem Dreyfaltigkeits-Gebaͤude gegenuͤber,
ſteht noch ein großes Haus, das eine wohlthaͤ-
tige Anſtalt einſchließt; es iſt ein oͤffentliches
Leihhaus, wo Arme gegen maͤßige Zinſen
in der Noth Huͤlfe finden koͤnnen.

Eine vierte Anſtalt, die Marianiſche,
die ebenfalls in der Naͤhe iſt, und deren ich
nirgend eine aͤhnliche gefunden habe, beſchaͤftigt
ſich damit, junge Leute ausſchließend fuͤr
die Geſchaͤfte
zu bilden. Sie wurde ſchon
im Jahre 1645 von dem Erzbiſchof Paris
Lodron
geſtiftet, und hat dem Lande viel
brauchbare Maͤnner geliefert. Die Zoͤglinge
haben alles ſo lange frey, bis ſie eine Stelle
erhalten. In der Wahl dieſer Stellen ſind
ſie nicht gebunden, nur Moͤnche duͤrfen ſie
nicht werden, das waͤre ganz gegen den Geiſt

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[34/0306] Leute unterhalten werden koͤnnen. Um das Haus einigermaßen zu fuͤllen, hat der jetzige Fuͤrſt die Edelknaben mit ihrem Aufſeher und ihren Lehrern hieher verſetzt, und er zahlt fuͤr ſie an die Anſtalt ein gewiſſes Koſtgeld. Dem Dreyfaltigkeits-Gebaͤude gegenuͤber, ſteht noch ein großes Haus, das eine wohlthaͤ- tige Anſtalt einſchließt; es iſt ein oͤffentliches Leihhaus, wo Arme gegen maͤßige Zinſen in der Noth Huͤlfe finden koͤnnen. Eine vierte Anſtalt, die Marianiſche, die ebenfalls in der Naͤhe iſt, und deren ich nirgend eine aͤhnliche gefunden habe, beſchaͤftigt ſich damit, junge Leute ausſchließend fuͤr die Geſchaͤfte zu bilden. Sie wurde ſchon im Jahre 1645 von dem Erzbiſchof Paris Lodron geſtiftet, und hat dem Lande viel brauchbare Maͤnner geliefert. Die Zoͤglinge haben alles ſo lange frey, bis ſie eine Stelle erhalten. In der Wahl dieſer Stellen ſind ſie nicht gebunden, nur Moͤnche duͤrfen ſie nicht werden, das waͤre ganz gegen den Geiſt

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/306>, abgerufen am 24.11.2024.