1616 thätig, hat aber mancherley Verpflan- zungen von einem Orte zum andern erlebt, eh' es hier seinen festen Sitz erhielt. In Absicht seiner innern Einrichtung blieb viel zu verbes- sern übrig, und es war dem gegenwärtigen aufgeklärten Fürsten, wie so vieles andere auf- behalten, auch hier seine umschaffende Hand anzulegen. Der Unterricht erhielt eine bessere Gestalt, über die Sittlichkeit wurde sorgfälti- ger gewacht, und die wirthschaftliche Einrich- tung ward auf bessern Fuß gesetzt. Der Zög- linge und Lehrer sind jetzt gegen funfzig. Nur der kann Priester werden, der in diesem Alumnat seinen Lehrlauf gemacht hat.
Die Virgilianische Anstalt ist eigentlich für sechs junge Edelleute bestimmt, die in den Wissenschaften und in den Künsten der feinen Welt, im Tanzen, Reiten, Fechten, Zeichnen etc. unterrichtet werden sollten; aber die Grund- summe derselben ist entweder so nachläßig ver- waltet oder durch unglückliche Zufälle so zu- sammen gefallen, daß nur noch drey junge
Sechstes Heft. C
1616 thaͤtig, hat aber mancherley Verpflan- zungen von einem Orte zum andern erlebt, eh' es hier ſeinen feſten Sitz erhielt. In Abſicht ſeiner innern Einrichtung blieb viel zu verbeſ- ſern uͤbrig, und es war dem gegenwaͤrtigen aufgeklaͤrten Fuͤrſten, wie ſo vieles andere auf- behalten, auch hier ſeine umſchaffende Hand anzulegen. Der Unterricht erhielt eine beſſere Geſtalt, uͤber die Sittlichkeit wurde ſorgfaͤlti- ger gewacht, und die wirthſchaftliche Einrich- tung ward auf beſſern Fuß geſetzt. Der Zoͤg- linge und Lehrer ſind jetzt gegen funfzig. Nur der kann Prieſter werden, der in dieſem Alumnat ſeinen Lehrlauf gemacht hat.
Die Virgilianiſche Anſtalt iſt eigentlich fuͤr ſechs junge Edelleute beſtimmt, die in den Wiſſenſchaften und in den Kuͤnſten der feinen Welt, im Tanzen, Reiten, Fechten, Zeichnen ꝛc. unterrichtet werden ſollten; aber die Grund- ſumme derſelben iſt entweder ſo nachlaͤßig ver- waltet oder durch ungluͤckliche Zufaͤlle ſo zu- ſammen gefallen, daß nur noch drey junge
Sechstes Heft. C
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1616 thaͤtig, hat aber mancherley Verpflan-
zungen von einem Orte zum andern erlebt, eh'
es hier ſeinen feſten Sitz erhielt. In Abſicht
ſeiner innern Einrichtung blieb viel zu verbeſ-
ſern uͤbrig, und es war dem gegenwaͤrtigen
aufgeklaͤrten Fuͤrſten, wie ſo vieles andere auf-
behalten, auch hier ſeine umſchaffende Hand
anzulegen. Der Unterricht erhielt eine beſſere
Geſtalt, uͤber die Sittlichkeit wurde ſorgfaͤlti-
ger gewacht, und die wirthſchaftliche Einrich-
tung ward auf beſſern Fuß geſetzt. Der Zoͤg-
linge und Lehrer ſind jetzt gegen funfzig. Nur
der kann Prieſter werden, der in dieſem
Alumnat ſeinen Lehrlauf gemacht hat.
Die Virgilianiſche Anſtalt iſt eigentlich fuͤr
ſechs junge Edelleute beſtimmt, die in den
Wiſſenſchaften und in den Kuͤnſten der feinen
Welt, im Tanzen, Reiten, Fechten, Zeichnen
ꝛc. unterrichtet werden ſollten; aber die Grund-
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waltet oder durch ungluͤckliche Zufaͤlle ſo zu-
ſammen gefallen, daß nur noch drey junge
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/305>, abgerufen am 22.11.2024.
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