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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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nusses einen gewissen Geist, der mehrere Jahr-
zehn hintereinander, durch die beyden prächtigen,
nach Genuß jeder Art strebenden Könige, in
dieser Nation angefacht, genährt, ihr gleichsam
eingeimpft wurde und sie noch jetzt vor ihren
Nachbaren kenntlich macht -- alle diese Dinge
besitzen die Sachsen noch als Nationalgüter, die
ihnen auf ewige Zeiten Zinsen tragen, und sie
haben diese Güter, bis auf eine Kleinigkeit, be-
zahlt, durch ihren Fleiß, unter der Leitung ei-
nes häuslichen Fürsten bezahlt, der den wahren
Maßstab gefunden hat, nach welchem sein Volk
arbeiten mußte, um alte Gläubiger und
neue Bedürfnisse zu gleicher Zeit zu befriedigen
und dabey übrig zu haben, und der durch sein
Beyspiel lehrt, wie man das Schöne und Nütz-
liche ohne Verschwendung befördern, wie man
angenehme heitre Sitten ohne Regellosigkeit
üben, und wie man der vernünftigen Freuden
des Lebens genießen kann, ohne zu schwelgen.

Die Sparsamkeit des gegenwärtigen würdi-
gen Regenten von Sachsen hat den sichtbarsten

nuſſes einen gewiſſen Geiſt, der mehrere Jahr-
zehn hintereinander, durch die beyden praͤchtigen,
nach Genuß jeder Art ſtrebenden Koͤnige, in
dieſer Nation angefacht, genaͤhrt, ihr gleichſam
eingeimpft wurde und ſie noch jetzt vor ihren
Nachbaren kenntlich macht — alle dieſe Dinge
beſitzen die Sachſen noch als Nationalguͤter, die
ihnen auf ewige Zeiten Zinſen tragen, und ſie
haben dieſe Guͤter, bis auf eine Kleinigkeit, be-
zahlt, durch ihren Fleiß, unter der Leitung ei-
nes haͤuslichen Fuͤrſten bezahlt, der den wahren
Maßſtab gefunden hat, nach welchem ſein Volk
arbeiten mußte, um alte Glaͤubiger und
neue Beduͤrfniſſe zu gleicher Zeit zu befriedigen
und dabey uͤbrig zu haben, und der durch ſein
Beyſpiel lehrt, wie man das Schoͤne und Nuͤtz-
liche ohne Verſchwendung befoͤrdern, wie man
angenehme heitre Sitten ohne Regelloſigkeit
uͤben, und wie man der vernuͤnftigen Freuden
des Lebens genießen kann, ohne zu ſchwelgen.

Die Sparſamkeit des gegenwaͤrtigen wuͤrdi-
gen Regenten von Sachſen hat den ſichtbarſten

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[18/0026] nuſſes einen gewiſſen Geiſt, der mehrere Jahr- zehn hintereinander, durch die beyden praͤchtigen, nach Genuß jeder Art ſtrebenden Koͤnige, in dieſer Nation angefacht, genaͤhrt, ihr gleichſam eingeimpft wurde und ſie noch jetzt vor ihren Nachbaren kenntlich macht — alle dieſe Dinge beſitzen die Sachſen noch als Nationalguͤter, die ihnen auf ewige Zeiten Zinſen tragen, und ſie haben dieſe Guͤter, bis auf eine Kleinigkeit, be- zahlt, durch ihren Fleiß, unter der Leitung ei- nes haͤuslichen Fuͤrſten bezahlt, der den wahren Maßſtab gefunden hat, nach welchem ſein Volk arbeiten mußte, um alte Glaͤubiger und neue Beduͤrfniſſe zu gleicher Zeit zu befriedigen und dabey uͤbrig zu haben, und der durch ſein Beyſpiel lehrt, wie man das Schoͤne und Nuͤtz- liche ohne Verſchwendung befoͤrdern, wie man angenehme heitre Sitten ohne Regelloſigkeit uͤben, und wie man der vernuͤnftigen Freuden des Lebens genießen kann, ohne zu ſchwelgen. Die Sparſamkeit des gegenwaͤrtigen wuͤrdi- gen Regenten von Sachſen hat den ſichtbarſten

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/26>, abgerufen am 21.11.2024.