einmal München in seiner ganzen Ausdehnung liegen, und es nimmt sich von hier besser, als von irgend einem andern Punkt aus. Der gebahnte Weg dauerte immer noch in seiner Vortreflichkeit fort; aber die Fläche um mich her verschwand bald, und ich sah mich von einem Wald umschlossen, durch welchen der schöne, wallartig erhöhete, Weg wie durch eine Allee führte, und so bis Hohenlinden, dem nächsten Poststande, fortdauerte. Der Boden hatte sich merklich gebessert und in ein lockeres, graugelbliches Erdreich verwandelt.
Hohenlinden ist ein Dorf. Es kündigte mir den ganzen Wohlstand an, den ich er- wartete. Man hatte mir nämlich gerathen, diesen Weg nach Salzburg zu wählen, weil ich nie etwas Aehnliches an Fruchtbarkeit ge- sehen haben müßte. Reinlichkeit und Ordnung herrschten in den Häusern, in den Höfen, in den Gärten, auf den Straßen, und die Ein- wohner zeigten ein gewisses offenes und zu- friedenes Wesen, und Wohlhabenheit und
einmal Muͤnchen in ſeiner ganzen Ausdehnung liegen, und es nimmt ſich von hier beſſer, als von irgend einem andern Punkt aus. Der gebahnte Weg dauerte immer noch in ſeiner Vortreflichkeit fort; aber die Flaͤche um mich her verſchwand bald, und ich ſah mich von einem Wald umſchloſſen, durch welchen der ſchoͤne, wallartig erhoͤhete, Weg wie durch eine Allee fuͤhrte, und ſo bis Hohenlinden, dem naͤchſten Poſtſtande, fortdauerte. Der Boden hatte ſich merklich gebeſſert und in ein lockeres, graugelbliches Erdreich verwandelt.
Hohenlinden iſt ein Dorf. Es kuͤndigte mir den ganzen Wohlſtand an, den ich er- wartete. Man hatte mir naͤmlich gerathen, dieſen Weg nach Salzburg zu waͤhlen, weil ich nie etwas Aehnliches an Fruchtbarkeit ge- ſehen haben muͤßte. Reinlichkeit und Ordnung herrſchten in den Haͤuſern, in den Hoͤfen, in den Gaͤrten, auf den Straßen, und die Ein- wohner zeigten ein gewiſſes offenes und zu- friedenes Weſen, und Wohlhabenheit und
<TEI><text><body><div><floatingText><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0259"n="251"/>
einmal Muͤnchen in ſeiner ganzen Ausdehnung<lb/>
liegen, und es nimmt ſich von hier beſſer, als<lb/>
von irgend einem andern Punkt aus. Der<lb/>
gebahnte Weg dauerte immer noch in ſeiner<lb/>
Vortreflichkeit fort; aber die Flaͤche um mich<lb/>
her verſchwand bald, und ich ſah mich von<lb/>
einem Wald umſchloſſen, durch welchen der<lb/>ſchoͤne, wallartig erhoͤhete, Weg wie durch<lb/>
eine Allee fuͤhrte, und ſo bis Hohenlinden,<lb/>
dem naͤchſten Poſtſtande, fortdauerte. Der<lb/>
Boden hatte ſich merklich gebeſſert und in ein<lb/>
lockeres, graugelbliches Erdreich verwandelt.</p><lb/><p>Hohenlinden iſt ein Dorf. Es kuͤndigte<lb/>
mir den ganzen Wohlſtand an, den ich er-<lb/>
wartete. Man hatte mir naͤmlich gerathen,<lb/>
dieſen Weg nach Salzburg zu waͤhlen, weil<lb/>
ich nie etwas Aehnliches an Fruchtbarkeit ge-<lb/>ſehen haben muͤßte. Reinlichkeit und Ordnung<lb/>
herrſchten in den Haͤuſern, in den Hoͤfen, in<lb/>
den Gaͤrten, auf den Straßen, und die Ein-<lb/>
wohner zeigten ein gewiſſes offenes und zu-<lb/>
friedenes Weſen, und Wohlhabenheit und<lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[251/0259]
einmal Muͤnchen in ſeiner ganzen Ausdehnung
liegen, und es nimmt ſich von hier beſſer, als
von irgend einem andern Punkt aus. Der
gebahnte Weg dauerte immer noch in ſeiner
Vortreflichkeit fort; aber die Flaͤche um mich
her verſchwand bald, und ich ſah mich von
einem Wald umſchloſſen, durch welchen der
ſchoͤne, wallartig erhoͤhete, Weg wie durch
eine Allee fuͤhrte, und ſo bis Hohenlinden,
dem naͤchſten Poſtſtande, fortdauerte. Der
Boden hatte ſich merklich gebeſſert und in ein
lockeres, graugelbliches Erdreich verwandelt.
Hohenlinden iſt ein Dorf. Es kuͤndigte
mir den ganzen Wohlſtand an, den ich er-
wartete. Man hatte mir naͤmlich gerathen,
dieſen Weg nach Salzburg zu waͤhlen, weil
ich nie etwas Aehnliches an Fruchtbarkeit ge-
ſehen haben muͤßte. Reinlichkeit und Ordnung
herrſchten in den Haͤuſern, in den Hoͤfen, in
den Gaͤrten, auf den Straßen, und die Ein-
wohner zeigten ein gewiſſes offenes und zu-
friedenes Weſen, und Wohlhabenheit und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/259>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.