waaren bekömmt, als in Berlin und Dres- den für eben diesen Preis, und daß mithin der Münchener bey gleichen Ausgaben, wohl noch einmal so viel essen und trinken muß, als sie; aber in diesem Umstande liegt es ge- rade, daß er, bey einer etwas weniger sinnli- chen Philosophie, mehr ersparen, weniger In- dolenz verrathende rothe Backen, gefüllte Schenkel und breite Schultern haben, und sich mit mehr Erfolg auf die spekulative Phi- losophie, auf Arbeiten des geistigen Geschmacks, und kurz, auf alle die Beschäftigungen legen könnte, die, vermöge ihrer Natur, einen un- ausgestopften Magen und wenig Zerstreuungen erfordern!
Die Märkte in München sind vortreflich besetzt und starren von Früchten, Gemüsen, Eyern, Geflügel, Schweinen, Ochsen und Fi- schen mehreremahl in der Woche, auf ver- schiedenen Plätzen. Herumträger von Lebens- mitteln aller Art füllen die Straßen mit ih- rem mannigfaltigen Geschrey. Alles reitzt und
befrie-
waaren bekoͤmmt, als in Berlin und Dres- den fuͤr eben dieſen Preis, und daß mithin der Muͤnchener bey gleichen Ausgaben, wohl noch einmal ſo viel eſſen und trinken muß, als ſie; aber in dieſem Umſtande liegt es ge- rade, daß er, bey einer etwas weniger ſinnli- chen Philoſophie, mehr erſparen, weniger In- dolenz verrathende rothe Backen, gefuͤllte Schenkel und breite Schultern haben, und ſich mit mehr Erfolg auf die ſpekulative Phi- loſophie, auf Arbeiten des geiſtigen Geſchmacks, und kurz, auf alle die Beſchaͤftigungen legen koͤnnte, die, vermoͤge ihrer Natur, einen un- ausgeſtopften Magen und wenig Zerſtreuungen erfordern!
Die Maͤrkte in Muͤnchen ſind vortreflich beſetzt und ſtarren von Fruͤchten, Gemuͤſen, Eyern, Gefluͤgel, Schweinen, Ochſen und Fi- ſchen mehreremahl in der Woche, auf ver- ſchiedenen Plaͤtzen. Herumtraͤger von Lebens- mitteln aller Art fuͤllen die Straßen mit ih- rem mannigfaltigen Geſchrey. Alles reitzt und
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waaren bekoͤmmt, als in Berlin und Dres-
den fuͤr eben dieſen Preis, und daß mithin
der Muͤnchener bey gleichen Ausgaben, wohl
noch einmal ſo viel eſſen und trinken muß,
als ſie; aber in dieſem Umſtande liegt es ge-
rade, daß er, bey einer etwas weniger ſinnli-
chen Philoſophie, mehr erſparen, weniger In-
dolenz verrathende rothe Backen, gefuͤllte
Schenkel und breite Schultern haben, und
ſich mit mehr Erfolg auf die ſpekulative Phi-
loſophie, auf Arbeiten des geiſtigen Geſchmacks,
und kurz, auf alle die Beſchaͤftigungen legen
koͤnnte, die, vermoͤge ihrer Natur, einen un-
ausgeſtopften Magen und wenig Zerſtreuungen
erfordern!
Die Maͤrkte in Muͤnchen ſind vortreflich
beſetzt und ſtarren von Fruͤchten, Gemuͤſen,
Eyern, Gefluͤgel, Schweinen, Ochſen und Fi-
ſchen mehreremahl in der Woche, auf ver-
ſchiedenen Plaͤtzen. Herumtraͤger von Lebens-
mitteln aller Art fuͤllen die Straßen mit ih-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/248>, abgerufen am 22.11.2024.
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