welchen die jungen Leute so gut gespeist, aber auch zum Beten so eifrig angehalten werden.
Eine ähnliche Anstalt, die Militär-Aka- demie, ist erst vor drey oder vier Jahren, nach einem weitläuftigern Plane, für zwey- hundert junge Leute von allen Ständen, die angemessenen Unterricht genießen sollen, von dem jetztregierenden Kurfürsten errichtet worden.
Die Anzahl der Wittwen- Waisen- Ar- men- Kranken- und Arbeits-Anstalten ist in München ungewöhnlich groß. Es sind allein sechs Waisenhäuser für beyde Geschlechter; zehn Hospitäler für Kranke aller Art; vier milde Stiftungen und wohlthätige Gesellschaf- ten und sonst noch mancherley Spenden an Geld, Kleidungsstücken, oder Lebensmitteln vorhanden. Mit einigen dieser Anlagen sind noch öffentliche Entbindungszimmer für arme Weibspersonen, Annahme von Fündlingen und Ausstattung armer Mädchen verbunden. Das neuerlich von dem gegenwärtigen Kurfürsten gestiftete Militär-Armenhaus ist sehr
welchen die jungen Leute ſo gut geſpeiſt, aber auch zum Beten ſo eifrig angehalten werden.
Eine aͤhnliche Anſtalt, die Militaͤr-Aka- demie, iſt erſt vor drey oder vier Jahren, nach einem weitlaͤuftigern Plane, fuͤr zwey- hundert junge Leute von allen Staͤnden, die angemeſſenen Unterricht genießen ſollen, von dem jetztregierenden Kurfuͤrſten errichtet worden.
Die Anzahl der Wittwen- Waiſen- Ar- men- Kranken- und Arbeits-Anſtalten iſt in Muͤnchen ungewoͤhnlich groß. Es ſind allein ſechs Waiſenhaͤuſer fuͤr beyde Geſchlechter; zehn Hoſpitaͤler fuͤr Kranke aller Art; vier milde Stiftungen und wohlthaͤtige Geſellſchaf- ten und ſonſt noch mancherley Spenden an Geld, Kleidungsſtuͤcken, oder Lebensmitteln vorhanden. Mit einigen dieſer Anlagen ſind noch oͤffentliche Entbindungszimmer fuͤr arme Weibsperſonen, Annahme von Fuͤndlingen und Ausſtattung armer Maͤdchen verbunden. Das neuerlich von dem gegenwaͤrtigen Kurfuͤrſten geſtiftete Militaͤr-Armenhaus iſt ſehr
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welchen die jungen Leute ſo gut geſpeiſt, aber
auch zum Beten ſo eifrig angehalten werden.
Eine aͤhnliche Anſtalt, die Militaͤr-Aka-
demie, iſt erſt vor drey oder vier Jahren,
nach einem weitlaͤuftigern Plane, fuͤr zwey-
hundert junge Leute von allen Staͤnden, die
angemeſſenen Unterricht genießen ſollen, von
dem jetztregierenden Kurfuͤrſten errichtet worden.
Die Anzahl der Wittwen- Waiſen- Ar-
men- Kranken- und Arbeits-Anſtalten iſt in
Muͤnchen ungewoͤhnlich groß. Es ſind allein
ſechs Waiſenhaͤuſer fuͤr beyde Geſchlechter;
zehn Hoſpitaͤler fuͤr Kranke aller Art; vier
milde Stiftungen und wohlthaͤtige Geſellſchaf-
ten und ſonſt noch mancherley Spenden an
Geld, Kleidungsſtuͤcken, oder Lebensmitteln
vorhanden. Mit einigen dieſer Anlagen ſind
noch oͤffentliche Entbindungszimmer fuͤr arme
Weibsperſonen, Annahme von Fuͤndlingen und
Ausſtattung armer Maͤdchen verbunden. Das
neuerlich von dem gegenwaͤrtigen Kurfuͤrſten
geſtiftete Militaͤr-Armenhaus iſt ſehr
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/240>, abgerufen am 27.11.2024.
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