stehen, wieder gut gemacht haben. Es ist wahr, sie thaten nicht bloß, was ihrem Volke nöthig war, und was ihr eigener Ehrgeitz verlangen konnte: sie thaten mehr und hatten dazu einen Maßstab, der ihre Kräfte überstieg. Auch ver- gaßen sie von Zeit zu Zeit, daß sie nur die Rentmeister, nicht die Eigenthümer der Sum- men waren, die durch ihre Hände gingen; und sie legten dieselben öfterer zur Befriedigung ih- rer persönlichen Ehrsucht, Prachtliebe, Galan- terie und Liebhaberey, als zur Vergrößerung, Verstärkung, Sicherstellung ihres Staats und zur Schonung, Belebung und Zufriedenheit ih- res Volkes an. So hatten sie nie genug, und das Volk konnte nie genug geben. Eine große Schuldenlast war die natürliche Folge davon; aber sie war doch in der That nur eine Antici- pation auf die Talente und den Kunstfleiß die- ses höchst fähigen Volkes, dem es, nach einer, verhältnißmäßig kleinen, Reihe von Jahren gelang, diese Last abzuwälzen, und, als baa- ren und reinen Gewinn, eine zu Natur und
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ſtehen, wieder gut gemacht haben. Es iſt wahr, ſie thaten nicht bloß, was ihrem Volke noͤthig war, und was ihr eigener Ehrgeitz verlangen konnte: ſie thaten mehr und hatten dazu einen Maßſtab, der ihre Kraͤfte uͤberſtieg. Auch ver- gaßen ſie von Zeit zu Zeit, daß ſie nur die Rentmeiſter, nicht die Eigenthuͤmer der Sum- men waren, die durch ihre Haͤnde gingen; und ſie legten dieſelben oͤfterer zur Befriedigung ih- rer perſoͤnlichen Ehrſucht, Prachtliebe, Galan- terie und Liebhaberey, als zur Vergroͤßerung, Verſtaͤrkung, Sicherſtellung ihres Staats und zur Schonung, Belebung und Zufriedenheit ih- res Volkes an. So hatten ſie nie genug, und das Volk konnte nie genug geben. Eine große Schuldenlaſt war die natuͤrliche Folge davon; aber ſie war doch in der That nur eine Antici- pation auf die Talente und den Kunſtfleiß die- ſes hoͤchſt faͤhigen Volkes, dem es, nach einer, verhaͤltnißmaͤßig kleinen, Reihe von Jahren gelang, dieſe Laſt abzuwaͤlzen, und, als baa- ren und reinen Gewinn, eine zu Natur und
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ſtehen, wieder gut gemacht haben. Es iſt wahr,
ſie thaten nicht bloß, was ihrem Volke noͤthig
war, und was ihr eigener Ehrgeitz verlangen
konnte: ſie thaten mehr und hatten dazu einen
Maßſtab, der ihre Kraͤfte uͤberſtieg. Auch ver-
gaßen ſie von Zeit zu Zeit, daß ſie nur die
Rentmeiſter, nicht die Eigenthuͤmer der Sum-
men waren, die durch ihre Haͤnde gingen; und
ſie legten dieſelben oͤfterer zur Befriedigung ih-
rer perſoͤnlichen Ehrſucht, Prachtliebe, Galan-
terie und Liebhaberey, als zur Vergroͤßerung,
Verſtaͤrkung, Sicherſtellung ihres Staats und
zur Schonung, Belebung und Zufriedenheit ih-
res Volkes an. So hatten ſie nie genug, und
das Volk konnte nie genug geben. Eine große
Schuldenlaſt war die natuͤrliche Folge davon;
aber ſie war doch in der That nur eine Antici-
pation auf die Talente und den Kunſtfleiß die-
ſes hoͤchſt faͤhigen Volkes, dem es, nach einer,
verhaͤltnißmaͤßig kleinen, Reihe von Jahren
gelang, dieſe Laſt abzuwaͤlzen, und, als baa-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/24>, abgerufen am 24.11.2024.
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