im katholischen Deutschlande gewöhnlicher Sitte, zum Theil von Weltpriestern, meist aber von Mönchen, freylich unentgeldlich, gelehrt wird. Der Normal-Trivialschulen finden sich gegen funfzehn hier, und es werden in den- selben Religion, Moral, Schreibekunst, Ele- mente der Geschichte (fast ausschließend aber der geistlichen) und Rechenkunst getrieben *).
"Uebrigens," sagt Hr. Westenrieder: "ist in München keine Universal- oder ei- gentliche National-Erziehung, wo (durch die) man die sämtliche, die vornehme und die nicht geadelte Jugend nach bestimmten Grundsätzen bildet und den Klassen derselben nach den verschiedenen Graden (?) ihrer künf- tigen Aemter und Geschäfte eine zweckmäßige Erziehung ertheilte, vorhanden." -- Aber wo ist eine solche vorhanden? Und wo kann eine vorhanden seyn, wo der Landesherr nicht eine Liebhaberey aus dem Schulwesen macht,
*) Nicolai's Reise, Bd. 6. S. 620. fg.
im katholiſchen Deutſchlande gewoͤhnlicher Sitte, zum Theil von Weltprieſtern, meiſt aber von Moͤnchen, freylich unentgeldlich, gelehrt wird. Der Normal-Trivialſchulen finden ſich gegen funfzehn hier, und es werden in den- ſelben Religion, Moral, Schreibekunſt, Ele- mente der Geſchichte (faſt ausſchließend aber der geiſtlichen) und Rechenkunſt getrieben *).
„Uebrigens,“ ſagt Hr. Weſtenrieder: „iſt in Muͤnchen keine Univerſal- oder ei- gentliche National-Erziehung, wo (durch die) man die ſaͤmtliche, die vornehme und die nicht geadelte Jugend nach beſtimmten Grundſaͤtzen bildet und den Klaſſen derſelben nach den verſchiedenen Graden (?) ihrer kuͤnf- tigen Aemter und Geſchaͤfte eine zweckmaͤßige Erziehung ertheilte, vorhanden.“ — Aber wo iſt eine ſolche vorhanden? Und wo kann eine vorhanden ſeyn, wo der Landesherr nicht eine Liebhaberey aus dem Schulweſen macht,
*) Nicolai's Reiſe, Bd. 6. S. 620. fg.
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im katholiſchen Deutſchlande gewoͤhnlicher Sitte,
zum Theil von Weltprieſtern, meiſt aber von
Moͤnchen, freylich unentgeldlich, gelehrt wird.
Der Normal-Trivialſchulen finden ſich
gegen funfzehn hier, und es werden in den-
ſelben Religion, Moral, Schreibekunſt, Ele-
mente der Geſchichte (faſt ausſchließend aber
der geiſtlichen) und Rechenkunſt getrieben *).
„Uebrigens,“ ſagt Hr. Weſtenrieder:
„iſt in Muͤnchen keine Univerſal- oder ei-
gentliche National-Erziehung, wo (durch
die) man die ſaͤmtliche, die vornehme und
die nicht geadelte Jugend nach beſtimmten
Grundſaͤtzen bildet und den Klaſſen derſelben
nach den verſchiedenen Graden (?) ihrer kuͤnf-
tigen Aemter und Geſchaͤfte eine zweckmaͤßige
Erziehung ertheilte, vorhanden.“ — Aber
wo iſt eine ſolche vorhanden? Und wo kann
eine vorhanden ſeyn, wo der Landesherr nicht
eine Liebhaberey aus dem Schulweſen macht,
*) Nicolai's Reiſe, Bd. 6. S. 620. fg.
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/238>, abgerufen am 27.11.2024.
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