Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

lebenden, Karl Theodor, für die Verschö-
nerung ihrer Hauptstadt, für den Anbau ih-
rer Palläste und Lustschlösser, und die Ver-
herrlichung ihres Innern; für die Stiftung
und Errichtung von Kirchen, Klöstern, Ka-
pellen und deren andächtigen Apparat verhält-
nißmäßig fast zu viel gethan haben: so muß
man ihnen auch die Gerechtigkeit widerfahren
lassen, daß sie in Gründung solcher Anstalten,
welche die Bildung des Geistes und Ge-
schmacks ihrer Unterthanen, die Erziehung,
die Versorgung der Wittwen und Waisen und
die Unterhaltung der Armen bezielen, nicht
karg gewesen sind. Nicht leicht hat eine
größere Residenz in Deutschland solch eine An-
zahl Stiftungen dieser Art aufzuweisen, als
München, und es wäre, däucht mir, hart
und unbillig, besonders bey den letztern, an
Eitelkeit, Andächteley, böses Gewissen, das
man zu beruhigen suchte, Werkheiligkeit und
an Drohungen oder Betteleyen der Priester,
durch die sie veranlaßt wurden, zu denken und

Fünftes Heft. P

lebenden, Karl Theodor, fuͤr die Verſchoͤ-
nerung ihrer Hauptſtadt, fuͤr den Anbau ih-
rer Pallaͤſte und Luſtſchloͤſſer, und die Ver-
herrlichung ihres Innern; fuͤr die Stiftung
und Errichtung von Kirchen, Kloͤſtern, Ka-
pellen und deren andaͤchtigen Apparat verhaͤlt-
nißmaͤßig faſt zu viel gethan haben: ſo muß
man ihnen auch die Gerechtigkeit widerfahren
laſſen, daß ſie in Gruͤndung ſolcher Anſtalten,
welche die Bildung des Geiſtes und Ge-
ſchmacks ihrer Unterthanen, die Erziehung,
die Verſorgung der Wittwen und Waiſen und
die Unterhaltung der Armen bezielen, nicht
karg geweſen ſind. Nicht leicht hat eine
groͤßere Reſidenz in Deutſchland ſolch eine An-
zahl Stiftungen dieſer Art aufzuweiſen, als
Muͤnchen, und es waͤre, daͤucht mir, hart
und unbillig, beſonders bey den letztern, an
Eitelkeit, Andaͤchteley, boͤſes Gewiſſen, das
man zu beruhigen ſuchte, Werkheiligkeit und
an Drohungen oder Betteleyen der Prieſter,
durch die ſie veranlaßt wurden, zu denken und

Fuͤnftes Heft. P
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <p><pb facs="#f0233" n="225"/>
lebenden, <hi rendition="#g">Karl Theodor</hi>, fu&#x0364;r die Ver&#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
nerung ihrer Haupt&#x017F;tadt, fu&#x0364;r den Anbau ih-<lb/>
rer Palla&#x0364;&#x017F;te und Lu&#x017F;t&#x017F;chlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, und die Ver-<lb/>
herrlichung ihres Innern; fu&#x0364;r die Stiftung<lb/>
und Errichtung von Kirchen, Klo&#x0364;&#x017F;tern, Ka-<lb/>
pellen und deren anda&#x0364;chtigen Apparat verha&#x0364;lt-<lb/>
nißma&#x0364;ßig fa&#x017F;t zu viel gethan haben: &#x017F;o muß<lb/>
man ihnen auch die Gerechtigkeit widerfahren<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, daß &#x017F;ie in Gru&#x0364;ndung &#x017F;olcher An&#x017F;talten,<lb/>
welche die Bildung des Gei&#x017F;tes und Ge-<lb/>
&#x017F;chmacks ihrer Unterthanen, die Erziehung,<lb/>
die Ver&#x017F;orgung der Wittwen und Wai&#x017F;en und<lb/>
die Unterhaltung der Armen bezielen, nicht<lb/>
karg gewe&#x017F;en &#x017F;ind. Nicht leicht hat eine<lb/>
gro&#x0364;ßere Re&#x017F;idenz in Deut&#x017F;chland &#x017F;olch eine An-<lb/>
zahl Stiftungen die&#x017F;er Art aufzuwei&#x017F;en, als<lb/>
Mu&#x0364;nchen, und es wa&#x0364;re, da&#x0364;ucht mir, hart<lb/>
und unbillig, be&#x017F;onders bey den letztern, an<lb/>
Eitelkeit, Anda&#x0364;chteley, bo&#x0364;&#x017F;es Gewi&#x017F;&#x017F;en, das<lb/>
man zu beruhigen &#x017F;uchte, Werkheiligkeit und<lb/>
an Drohungen oder Betteleyen der Prie&#x017F;ter,<lb/>
durch die &#x017F;ie veranlaßt wurden, zu denken und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Fu&#x0364;nftes Heft. P</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[225/0233] lebenden, Karl Theodor, fuͤr die Verſchoͤ- nerung ihrer Hauptſtadt, fuͤr den Anbau ih- rer Pallaͤſte und Luſtſchloͤſſer, und die Ver- herrlichung ihres Innern; fuͤr die Stiftung und Errichtung von Kirchen, Kloͤſtern, Ka- pellen und deren andaͤchtigen Apparat verhaͤlt- nißmaͤßig faſt zu viel gethan haben: ſo muß man ihnen auch die Gerechtigkeit widerfahren laſſen, daß ſie in Gruͤndung ſolcher Anſtalten, welche die Bildung des Geiſtes und Ge- ſchmacks ihrer Unterthanen, die Erziehung, die Verſorgung der Wittwen und Waiſen und die Unterhaltung der Armen bezielen, nicht karg geweſen ſind. Nicht leicht hat eine groͤßere Reſidenz in Deutſchland ſolch eine An- zahl Stiftungen dieſer Art aufzuweiſen, als Muͤnchen, und es waͤre, daͤucht mir, hart und unbillig, beſonders bey den letztern, an Eitelkeit, Andaͤchteley, boͤſes Gewiſſen, das man zu beruhigen ſuchte, Werkheiligkeit und an Drohungen oder Betteleyen der Prieſter, durch die ſie veranlaßt wurden, zu denken und Fuͤnftes Heft. P

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/233
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/233>, abgerufen am 25.11.2024.