aufgehäuft. Dahin gehören Gemälde von großen, aber auch von mittelmäßigen Italie- nischen Meistern, Büsten, Statuen, Antiken, geschnittene Steine, Münzen, gute und schlech- te, Originale und Kopieen, echte und unechte, alles durch einander, wie es immer zu seyn pflegt, wenn nicht ein fester Plan und ein gebildeter Geschmack, sondern bloß Laune, oberflächlich erhaltener Eindruck, Sammelsucht und Eitelkeit wählen.
Der jetztregierende Kurfürst, ein bekannter Beförderer, Beschützer und Kenner der Künste, hat auf seiner letzten Reise nach Italien meh- rere Kunstwerke gesammlet, deren Wahl ta- dellos ist, unter andern eine Nachbildung im Kleinen von der schönen Trajanischen Säule in Rom, fünf Fuß hoch, von kararischem Mar- mor, mit Lapis Lazuli reich verziert und mit den Figuren des Originals versehen, die sämt- lich gewissenhaft und mit Geist in vergoldetem Silber angegeben sind. Der Meister ist Louis Valadier zu Rom. Hundert Stücke, die
aufgehaͤuft. Dahin gehoͤren Gemaͤlde von großen, aber auch von mittelmaͤßigen Italie- niſchen Meiſtern, Buͤſten, Statuen, Antiken, geſchnittene Steine, Muͤnzen, gute und ſchlech- te, Originale und Kopieen, echte und unechte, alles durch einander, wie es immer zu ſeyn pflegt, wenn nicht ein feſter Plan und ein gebildeter Geſchmack, ſondern bloß Laune, oberflaͤchlich erhaltener Eindruck, Sammelſucht und Eitelkeit waͤhlen.
Der jetztregierende Kurfuͤrſt, ein bekannter Befoͤrderer, Beſchuͤtzer und Kenner der Kuͤnſte, hat auf ſeiner letzten Reiſe nach Italien meh- rere Kunſtwerke geſammlet, deren Wahl ta- dellos iſt, unter andern eine Nachbildung im Kleinen von der ſchoͤnen Trajaniſchen Saͤule in Rom, fuͤnf Fuß hoch, von karariſchem Mar- mor, mit Lapis Lazuli reich verziert und mit den Figuren des Originals verſehen, die ſaͤmt- lich gewiſſenhaft und mit Geiſt in vergoldetem Silber angegeben ſind. Der Meiſter iſt Louis Valadier zu Rom. Hundert Stuͤcke, die
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aufgehaͤuft. Dahin gehoͤren Gemaͤlde von
großen, aber auch von mittelmaͤßigen Italie-
niſchen Meiſtern, Buͤſten, Statuen, Antiken,
geſchnittene Steine, Muͤnzen, gute und ſchlech-
te, Originale und Kopieen, echte und unechte,
alles durch einander, wie es immer zu ſeyn
pflegt, wenn nicht ein feſter Plan und ein
gebildeter Geſchmack, ſondern bloß Laune,
oberflaͤchlich erhaltener Eindruck, Sammelſucht
und Eitelkeit waͤhlen.
Der jetztregierende Kurfuͤrſt, ein bekannter
Befoͤrderer, Beſchuͤtzer und Kenner der Kuͤnſte,
hat auf ſeiner letzten Reiſe nach Italien meh-
rere Kunſtwerke geſammlet, deren Wahl ta-
dellos iſt, unter andern eine Nachbildung im
Kleinen von der ſchoͤnen Trajaniſchen Saͤule
in Rom, fuͤnf Fuß hoch, von karariſchem Mar-
mor, mit Lapis Lazuli reich verziert und mit
den Figuren des Originals verſehen, die ſaͤmt-
lich gewiſſenhaft und mit Geiſt in vergoldetem
Silber angegeben ſind. Der Meiſter iſt Louis
Valadier zu Rom. Hundert Stuͤcke, die
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/225>, abgerufen am 28.11.2024.
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