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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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Hier veränderte sich das Aeussere der mich
umgebenden Menschen auf einmal. Bildung,
Tracht, Mundart, alles war anders. Die
länglichten fränkischen Gesichter und Figuren,
verwandelten sich in runde, rothe, fleischigte,
gedrungene. Die Männer hatten ihr Haar auf
dem Wirbel, bis zum Nacken hinunter, abge-
schnitten; die Weiber erschienen mit den wei-
ten, steifen Brustlätzen, wie sie in Böhmen
getragen werden. Kreutzbilder standen in gro-
ßer Menge umher; dennoch gaben die Dörfer
einen reinlichen, wohlhabenden Anblick. Aber
der Boden war auch vortrefflich.

Von Postbauer bis Teining (2 M.) dau-
erte die Straße in gleicher Beschaffenheit fort.
Ich kam durch Neumarkt, ein heiteres,
aus einer breiten Straße und einem paar Ne-
bengassen bestehendes Städtchen. Die Häuser
streckten ihre Giebel nach der Straße, wie in
den schlesischen Städten. Beym Ausgange
aus der Stadt gelangt man in eine angenehme
Fläche, die mit Anhöhen umschlossen ist, über

Hier veraͤnderte ſich das Aeuſſere der mich
umgebenden Menſchen auf einmal. Bildung,
Tracht, Mundart, alles war anders. Die
laͤnglichten fraͤnkiſchen Geſichter und Figuren,
verwandelten ſich in runde, rothe, fleiſchigte,
gedrungene. Die Maͤnner hatten ihr Haar auf
dem Wirbel, bis zum Nacken hinunter, abge-
ſchnitten; die Weiber erſchienen mit den wei-
ten, ſteifen Bruſtlaͤtzen, wie ſie in Boͤhmen
getragen werden. Kreutzbilder ſtanden in gro-
ßer Menge umher; dennoch gaben die Doͤrfer
einen reinlichen, wohlhabenden Anblick. Aber
der Boden war auch vortrefflich.

Von Poſtbauer bis Teining (2 M.) dau-
erte die Straße in gleicher Beſchaffenheit fort.
Ich kam durch Neumarkt, ein heiteres,
aus einer breiten Straße und einem paar Ne-
bengaſſen beſtehendes Staͤdtchen. Die Haͤuſer
ſtreckten ihre Giebel nach der Straße, wie in
den ſchleſiſchen Staͤdten. Beym Ausgange
aus der Stadt gelangt man in eine angenehme
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[182/0190] Hier veraͤnderte ſich das Aeuſſere der mich umgebenden Menſchen auf einmal. Bildung, Tracht, Mundart, alles war anders. Die laͤnglichten fraͤnkiſchen Geſichter und Figuren, verwandelten ſich in runde, rothe, fleiſchigte, gedrungene. Die Maͤnner hatten ihr Haar auf dem Wirbel, bis zum Nacken hinunter, abge- ſchnitten; die Weiber erſchienen mit den wei- ten, ſteifen Bruſtlaͤtzen, wie ſie in Boͤhmen getragen werden. Kreutzbilder ſtanden in gro- ßer Menge umher; dennoch gaben die Doͤrfer einen reinlichen, wohlhabenden Anblick. Aber der Boden war auch vortrefflich. Von Poſtbauer bis Teining (2 M.) dau- erte die Straße in gleicher Beſchaffenheit fort. Ich kam durch Neumarkt, ein heiteres, aus einer breiten Straße und einem paar Ne- bengaſſen beſtehendes Staͤdtchen. Die Haͤuſer ſtreckten ihre Giebel nach der Straße, wie in den ſchleſiſchen Staͤdten. Beym Ausgange aus der Stadt gelangt man in eine angenehme Flaͤche, die mit Anhoͤhen umſchloſſen iſt, uͤber

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/190>, abgerufen am 22.11.2024.