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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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bunden ist; aber weder in dem erstern noch in
dem letztern traf ich ein Subjekt aus Schwa-
bach selbst, weil, wie mir der Aufseher sagte,
ohne zu wissen welche herrliche Wahrheit in
seinen Worten lag: "die Leute in Schwabach
alle vollauf Arbeit hätten, und deßhalb weder
stöhlen noch überschnappten." -- Dagegen
fand ich zwey Theologen im Tollhause: einen
Diakonus aus Quedlinburg, der, bis auf den
Punkt von der Braut Christi, bey gutem
Verstande war, dem man aber doch, unvor-
sichtigerweise, eine hebräische Bibel gelassen
hatte; und einen Kandidaten der Theologie, der
mich, sobald ich zu ihm hineintrat, fragte: ob
ich ihn nicht kennte? Er heiße Hedwig. O,
ich müßte gewiß von ihm in Gießen gehört
haben! Er sey eben der, der den Müller,
einen Purschen aus Maynz, so gekeilt
habe! Ja, Herr, fuhr er fort, und biß die
Zähne zusammen und trat mir mit angespann-
tem Arm und geballter Faust entgegen: Ja,
Herr, und ich kann keilen!" -- Man sieht

bunden iſt; aber weder in dem erſtern noch in
dem letztern traf ich ein Subjekt aus Schwa-
bach ſelbſt, weil, wie mir der Aufſeher ſagte,
ohne zu wiſſen welche herrliche Wahrheit in
ſeinen Worten lag: „die Leute in Schwabach
alle vollauf Arbeit haͤtten, und deßhalb weder
ſtoͤhlen noch uͤberſchnappten.“ — Dagegen
fand ich zwey Theologen im Tollhauſe: einen
Diakonus aus Quedlinburg, der, bis auf den
Punkt von der Braut Chriſti, bey gutem
Verſtande war, dem man aber doch, unvor-
ſichtigerweiſe, eine hebraͤiſche Bibel gelaſſen
hatte; und einen Kandidaten der Theologie, der
mich, ſobald ich zu ihm hineintrat, fragte: ob
ich ihn nicht kennte? Er heiße Hedwig. O,
ich muͤßte gewiß von ihm in Gießen gehoͤrt
haben! Er ſey eben der, der den Muͤller,
einen Purſchen aus Maynz, ſo gekeilt
habe! Ja, Herr, fuhr er fort, und biß die
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tem Arm und geballter Fauſt entgegen: Ja,
Herr, und ich kann keilen!“ — Man ſieht

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[180/0188] bunden iſt; aber weder in dem erſtern noch in dem letztern traf ich ein Subjekt aus Schwa- bach ſelbſt, weil, wie mir der Aufſeher ſagte, ohne zu wiſſen welche herrliche Wahrheit in ſeinen Worten lag: „die Leute in Schwabach alle vollauf Arbeit haͤtten, und deßhalb weder ſtoͤhlen noch uͤberſchnappten.“ — Dagegen fand ich zwey Theologen im Tollhauſe: einen Diakonus aus Quedlinburg, der, bis auf den Punkt von der Braut Chriſti, bey gutem Verſtande war, dem man aber doch, unvor- ſichtigerweiſe, eine hebraͤiſche Bibel gelaſſen hatte; und einen Kandidaten der Theologie, der mich, ſobald ich zu ihm hineintrat, fragte: ob ich ihn nicht kennte? Er heiße Hedwig. O, ich muͤßte gewiß von ihm in Gießen gehoͤrt haben! Er ſey eben der, der den Muͤller, einen Purſchen aus Maynz, ſo gekeilt habe! Ja, Herr, fuhr er fort, und biß die Zaͤhne zuſammen und trat mir mit angeſpann- tem Arm und geballter Fauſt entgegen: Ja, Herr, und ich kann keilen!“ — Man ſieht

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/188>, abgerufen am 12.12.2024.