das eine Abnehmung vom Kreuze darstellt. Die drey Kapellen an dieser Kirche sind, wie man auf den ersten Blick sieht, von älterem Dato, und von der alten Kirche, die 1696 abbrannte, übrig geblieben.
In der Kirche zum heiligen Geist be- finden sich die Reichsheiligthümer, die man in einer Kiste über dem Chore aufge- hängt hat, und die Reichskleinodien, die in einer Kapelle über der Sakristey ver- wahrt seyn sollen. Ich habe sie nicht gesehen, und sie sollen nur Personen des höchsten Stan- des gezeigt werden. Viele haben daraus ge- schlossen, daß ihrer gar keine da wären, was zu voreilig ist.
Die Marienkirche schließt ebenfalls mehrere Merkwürdigkeiten der altdeutschen Kunst, Gemälde und Schnitzwerke in Stein und Holz, ein. Kenner und Liebhaber solcher Dinge dürfen eigentlich keine Kirche in Nürn- berg unbesehen lassen. Nicht minder anziehend ist der Genuß, den man sich auf den beyden
das eine Abnehmung vom Kreuze darſtellt. Die drey Kapellen an dieſer Kirche ſind, wie man auf den erſten Blick ſieht, von aͤlterem Dato, und von der alten Kirche, die 1696 abbrannte, uͤbrig geblieben.
In der Kirche zum heiligen Geiſt be- finden ſich die Reichsheiligthuͤmer, die man in einer Kiſte uͤber dem Chore aufge- haͤngt hat, und die Reichskleinodien, die in einer Kapelle uͤber der Sakriſtey ver- wahrt ſeyn ſollen. Ich habe ſie nicht geſehen, und ſie ſollen nur Perſonen des hoͤchſten Stan- des gezeigt werden. Viele haben daraus ge- ſchloſſen, daß ihrer gar keine da waͤren, was zu voreilig iſt.
Die Marienkirche ſchließt ebenfalls mehrere Merkwuͤrdigkeiten der altdeutſchen Kunſt, Gemaͤlde und Schnitzwerke in Stein und Holz, ein. Kenner und Liebhaber ſolcher Dinge duͤrfen eigentlich keine Kirche in Nuͤrn- berg unbeſehen laſſen. Nicht minder anziehend iſt der Genuß, den man ſich auf den beyden
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das eine Abnehmung vom Kreuze darſtellt.
Die drey Kapellen an dieſer Kirche ſind, wie
man auf den erſten Blick ſieht, von aͤlterem
Dato, und von der alten Kirche, die 1696
abbrannte, uͤbrig geblieben.
In der Kirche zum heiligen Geiſt be-
finden ſich die Reichsheiligthuͤmer, die
man in einer Kiſte uͤber dem Chore aufge-
haͤngt hat, und die Reichskleinodien,
die in einer Kapelle uͤber der Sakriſtey ver-
wahrt ſeyn ſollen. Ich habe ſie nicht geſehen,
und ſie ſollen nur Perſonen des hoͤchſten Stan-
des gezeigt werden. Viele haben daraus ge-
ſchloſſen, daß ihrer gar keine da waͤren, was
zu voreilig iſt.
Die Marienkirche ſchließt ebenfalls
mehrere Merkwuͤrdigkeiten der altdeutſchen
Kunſt, Gemaͤlde und Schnitzwerke in Stein
und Holz, ein. Kenner und Liebhaber ſolcher
Dinge duͤrfen eigentlich keine Kirche in Nuͤrn-
berg unbeſehen laſſen. Nicht minder anziehend
iſt der Genuß, den man ſich auf den beyden
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/148>, abgerufen am 21.11.2024.
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