bald man vor Erlangen heraus ist, hat man Nürnberg im Gesicht, und es thut eine gute Wirkung aus der Ferne, da dessen Burgfeste hoch über die andern Theile der Stadt her- vorragt; aber Fürth sieht man nicht eher, als bis man davor ist, weil es, außer einem ein- zigen spitzigen Thurme, nichts hat, was ihm eine Ansicht geben könnte. Im Innern ist es sehr lebhaft. Das Aeußere der Einwohner verräth Mangel und Armuth, und der Ge- ruch auf den Straßen, Juden, und den aller- höchsten Schmutz. Die Häuser sind dicht mit Fenster besetzt, und an denselben sieht man fleißige Leute, die mit irgend etwas beschäftigt sind, während vor den Thüren halbnackte Kinder zu Dutzenden herumspringen, oder sich herumwälzen. Die Häuser sind fast alle von Holz, einige Straßen der Stadt breit, lang und nicht unansehnlich. Ich brachte hier einen Tag mit Besuchen bey den mancherley Künst- lern und Fabrikanten zu, die hier gleichsam einer auf dem andern wohnen und sehr fleißig,
bald man vor Erlangen heraus iſt, hat man Nuͤrnberg im Geſicht, und es thut eine gute Wirkung aus der Ferne, da deſſen Burgfeſte hoch uͤber die andern Theile der Stadt her- vorragt; aber Fuͤrth ſieht man nicht eher, als bis man davor iſt, weil es, außer einem ein- zigen ſpitzigen Thurme, nichts hat, was ihm eine Anſicht geben koͤnnte. Im Innern iſt es ſehr lebhaft. Das Aeußere der Einwohner verraͤth Mangel und Armuth, und der Ge- ruch auf den Straßen, Juden, und den aller- hoͤchſten Schmutz. Die Haͤuſer ſind dicht mit Fenſter beſetzt, und an denſelben ſieht man fleißige Leute, die mit irgend etwas beſchaͤftigt ſind, waͤhrend vor den Thuͤren halbnackte Kinder zu Dutzenden herumſpringen, oder ſich herumwaͤlzen. Die Haͤuſer ſind faſt alle von Holz, einige Straßen der Stadt breit, lang und nicht unanſehnlich. Ich brachte hier einen Tag mit Beſuchen bey den mancherley Kuͤnſt- lern und Fabrikanten zu, die hier gleichſam einer auf dem andern wohnen und ſehr fleißig,
<TEI><text><body><div><floatingText><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0129"n="121"/>
bald man vor Erlangen heraus iſt, hat man<lb/>
Nuͤrnberg im Geſicht, und es thut eine gute<lb/>
Wirkung aus der Ferne, da deſſen Burgfeſte<lb/>
hoch uͤber die andern Theile der Stadt her-<lb/>
vorragt; aber Fuͤrth ſieht man nicht eher, als<lb/>
bis man davor iſt, weil es, außer einem ein-<lb/>
zigen ſpitzigen Thurme, nichts hat, was ihm<lb/>
eine Anſicht geben koͤnnte. Im Innern iſt es<lb/>ſehr lebhaft. Das Aeußere der Einwohner<lb/>
verraͤth Mangel und Armuth, und der Ge-<lb/>
ruch auf den Straßen, Juden, und den aller-<lb/>
hoͤchſten Schmutz. Die Haͤuſer ſind dicht mit<lb/>
Fenſter beſetzt, und an denſelben ſieht man<lb/>
fleißige Leute, die mit irgend etwas beſchaͤftigt<lb/>ſind, waͤhrend vor den Thuͤren halbnackte<lb/>
Kinder zu Dutzenden herumſpringen, oder ſich<lb/>
herumwaͤlzen. Die Haͤuſer ſind faſt alle von<lb/>
Holz, einige Straßen der Stadt breit, lang<lb/>
und nicht unanſehnlich. Ich brachte hier einen<lb/>
Tag mit Beſuchen bey den mancherley Kuͤnſt-<lb/>
lern und Fabrikanten zu, die hier gleichſam<lb/>
einer auf dem andern wohnen und ſehr fleißig,<lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[121/0129]
bald man vor Erlangen heraus iſt, hat man
Nuͤrnberg im Geſicht, und es thut eine gute
Wirkung aus der Ferne, da deſſen Burgfeſte
hoch uͤber die andern Theile der Stadt her-
vorragt; aber Fuͤrth ſieht man nicht eher, als
bis man davor iſt, weil es, außer einem ein-
zigen ſpitzigen Thurme, nichts hat, was ihm
eine Anſicht geben koͤnnte. Im Innern iſt es
ſehr lebhaft. Das Aeußere der Einwohner
verraͤth Mangel und Armuth, und der Ge-
ruch auf den Straßen, Juden, und den aller-
hoͤchſten Schmutz. Die Haͤuſer ſind dicht mit
Fenſter beſetzt, und an denſelben ſieht man
fleißige Leute, die mit irgend etwas beſchaͤftigt
ſind, waͤhrend vor den Thuͤren halbnackte
Kinder zu Dutzenden herumſpringen, oder ſich
herumwaͤlzen. Die Haͤuſer ſind faſt alle von
Holz, einige Straßen der Stadt breit, lang
und nicht unanſehnlich. Ich brachte hier einen
Tag mit Beſuchen bey den mancherley Kuͤnſt-
lern und Fabrikanten zu, die hier gleichſam
einer auf dem andern wohnen und ſehr fleißig,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/129>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.