Bauern in Gallizien zu thun haben u. s. w. Das glaubte ich gern; aber ich sah die Sache aus einem andern Gesichtspunkt an, und pries diese guten Landleute glücklich, von den Gese- tzen so geschützt zu seyn, daß sie sich nichts gefallen lassen dürfen.
Dieses schöne Thal dauert bis Eger fort. Man erblickt diese Stadt erst, wenn man nur noch eine Stunde davon entfernt ist. Sie liegt am Abhang einer Anhöhe, thut keine sonderliche Wirkung von außen, und hat eine altmodische, räuchrige, menschenleere Ansicht von innen. Die Häuser strecken die Giebel nach der Straße heraus, haben ungeheure Dachrinnen dazwischen und sind meist zwey bis drey Stock hoch. Als Festung gehört diese Stadt zu den unbedeutenden, und eine mäßige Artillerie müßte sie leicht bezwingen, wenn sie auf den nächsten Anhöhen aufgepflanzt würde.
Bade- und Brunnen-Gäste zu empfangen, ist die Stadt nicht eingerichtet, allenfalls nur für wenige. Eben so der berühmte Sauer-
Bauern in Gallizien zu thun haben u. ſ. w. Das glaubte ich gern; aber ich ſah die Sache aus einem andern Geſichtspunkt an, und pries dieſe guten Landleute gluͤcklich, von den Geſe- tzen ſo geſchuͤtzt zu ſeyn, daß ſie ſich nichts gefallen laſſen duͤrfen.
Dieſes ſchoͤne Thal dauert bis Eger fort. Man erblickt dieſe Stadt erſt, wenn man nur noch eine Stunde davon entfernt iſt. Sie liegt am Abhang einer Anhoͤhe, thut keine ſonderliche Wirkung von außen, und hat eine altmodiſche, raͤuchrige, menſchenleere Anſicht von innen. Die Haͤuſer ſtrecken die Giebel nach der Straße heraus, haben ungeheure Dachrinnen dazwiſchen und ſind meiſt zwey bis drey Stock hoch. Als Feſtung gehoͤrt dieſe Stadt zu den unbedeutenden, und eine maͤßige Artillerie muͤßte ſie leicht bezwingen, wenn ſie auf den naͤchſten Anhoͤhen aufgepflanzt wuͤrde.
Bade- und Brunnen-Gaͤſte zu empfangen, iſt die Stadt nicht eingerichtet, allenfalls nur fuͤr wenige. Eben ſo der beruͤhmte Sauer-
<TEI><text><body><div><floatingText><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0112"n="104"/>
Bauern in Gallizien zu thun haben u. ſ. w.<lb/>
Das glaubte ich gern; aber ich ſah die Sache<lb/>
aus einem andern Geſichtspunkt an, und pries<lb/>
dieſe guten Landleute gluͤcklich, von den Geſe-<lb/>
tzen ſo geſchuͤtzt zu ſeyn, daß ſie ſich nichts<lb/>
gefallen laſſen duͤrfen.</p><lb/><p>Dieſes ſchoͤne Thal dauert bis <hirendition="#g">Eger</hi> fort.<lb/>
Man erblickt dieſe Stadt erſt, wenn man nur<lb/>
noch eine Stunde davon entfernt iſt. Sie<lb/>
liegt am Abhang einer Anhoͤhe, thut keine<lb/>ſonderliche Wirkung von außen, und hat eine<lb/>
altmodiſche, raͤuchrige, menſchenleere Anſicht<lb/>
von innen. Die Haͤuſer ſtrecken die Giebel<lb/>
nach der Straße heraus, haben ungeheure<lb/>
Dachrinnen dazwiſchen und ſind meiſt zwey<lb/>
bis drey Stock hoch. Als Feſtung gehoͤrt dieſe<lb/>
Stadt zu den unbedeutenden, und eine maͤßige<lb/>
Artillerie muͤßte ſie leicht bezwingen, wenn ſie<lb/>
auf den naͤchſten Anhoͤhen aufgepflanzt wuͤrde.</p><lb/><p>Bade- und Brunnen-Gaͤſte zu empfangen,<lb/>
iſt die Stadt nicht eingerichtet, allenfalls nur<lb/>
fuͤr wenige. Eben ſo der beruͤhmte Sauer-<lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[104/0112]
Bauern in Gallizien zu thun haben u. ſ. w.
Das glaubte ich gern; aber ich ſah die Sache
aus einem andern Geſichtspunkt an, und pries
dieſe guten Landleute gluͤcklich, von den Geſe-
tzen ſo geſchuͤtzt zu ſeyn, daß ſie ſich nichts
gefallen laſſen duͤrfen.
Dieſes ſchoͤne Thal dauert bis Eger fort.
Man erblickt dieſe Stadt erſt, wenn man nur
noch eine Stunde davon entfernt iſt. Sie
liegt am Abhang einer Anhoͤhe, thut keine
ſonderliche Wirkung von außen, und hat eine
altmodiſche, raͤuchrige, menſchenleere Anſicht
von innen. Die Haͤuſer ſtrecken die Giebel
nach der Straße heraus, haben ungeheure
Dachrinnen dazwiſchen und ſind meiſt zwey
bis drey Stock hoch. Als Feſtung gehoͤrt dieſe
Stadt zu den unbedeutenden, und eine maͤßige
Artillerie muͤßte ſie leicht bezwingen, wenn ſie
auf den naͤchſten Anhoͤhen aufgepflanzt wuͤrde.
Bade- und Brunnen-Gaͤſte zu empfangen,
iſt die Stadt nicht eingerichtet, allenfalls nur
fuͤr wenige. Eben ſo der beruͤhmte Sauer-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/112>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.