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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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Bauern in Gallizien zu thun haben u. s. w.
Das glaubte ich gern; aber ich sah die Sache
aus einem andern Gesichtspunkt an, und pries
diese guten Landleute glücklich, von den Gese-
tzen so geschützt zu seyn, daß sie sich nichts
gefallen lassen dürfen.

Dieses schöne Thal dauert bis Eger fort.
Man erblickt diese Stadt erst, wenn man nur
noch eine Stunde davon entfernt ist. Sie
liegt am Abhang einer Anhöhe, thut keine
sonderliche Wirkung von außen, und hat eine
altmodische, räuchrige, menschenleere Ansicht
von innen. Die Häuser strecken die Giebel
nach der Straße heraus, haben ungeheure
Dachrinnen dazwischen und sind meist zwey
bis drey Stock hoch. Als Festung gehört diese
Stadt zu den unbedeutenden, und eine mäßige
Artillerie müßte sie leicht bezwingen, wenn sie
auf den nächsten Anhöhen aufgepflanzt würde.

Bade- und Brunnen-Gäste zu empfangen,
ist die Stadt nicht eingerichtet, allenfalls nur
für wenige. Eben so der berühmte Sauer-

Bauern in Gallizien zu thun haben u. ſ. w.
Das glaubte ich gern; aber ich ſah die Sache
aus einem andern Geſichtspunkt an, und pries
dieſe guten Landleute gluͤcklich, von den Geſe-
tzen ſo geſchuͤtzt zu ſeyn, daß ſie ſich nichts
gefallen laſſen duͤrfen.

Dieſes ſchoͤne Thal dauert bis Eger fort.
Man erblickt dieſe Stadt erſt, wenn man nur
noch eine Stunde davon entfernt iſt. Sie
liegt am Abhang einer Anhoͤhe, thut keine
ſonderliche Wirkung von außen, und hat eine
altmodiſche, raͤuchrige, menſchenleere Anſicht
von innen. Die Haͤuſer ſtrecken die Giebel
nach der Straße heraus, haben ungeheure
Dachrinnen dazwiſchen und ſind meiſt zwey
bis drey Stock hoch. Als Feſtung gehoͤrt dieſe
Stadt zu den unbedeutenden, und eine maͤßige
Artillerie muͤßte ſie leicht bezwingen, wenn ſie
auf den naͤchſten Anhoͤhen aufgepflanzt wuͤrde.

Bade- und Brunnen-Gaͤſte zu empfangen,
iſt die Stadt nicht eingerichtet, allenfalls nur
fuͤr wenige. Eben ſo der beruͤhmte Sauer-

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[104/0112] Bauern in Gallizien zu thun haben u. ſ. w. Das glaubte ich gern; aber ich ſah die Sache aus einem andern Geſichtspunkt an, und pries dieſe guten Landleute gluͤcklich, von den Geſe- tzen ſo geſchuͤtzt zu ſeyn, daß ſie ſich nichts gefallen laſſen duͤrfen. Dieſes ſchoͤne Thal dauert bis Eger fort. Man erblickt dieſe Stadt erſt, wenn man nur noch eine Stunde davon entfernt iſt. Sie liegt am Abhang einer Anhoͤhe, thut keine ſonderliche Wirkung von außen, und hat eine altmodiſche, raͤuchrige, menſchenleere Anſicht von innen. Die Haͤuſer ſtrecken die Giebel nach der Straße heraus, haben ungeheure Dachrinnen dazwiſchen und ſind meiſt zwey bis drey Stock hoch. Als Feſtung gehoͤrt dieſe Stadt zu den unbedeutenden, und eine maͤßige Artillerie muͤßte ſie leicht bezwingen, wenn ſie auf den naͤchſten Anhoͤhen aufgepflanzt wuͤrde. Bade- und Brunnen-Gaͤſte zu empfangen, iſt die Stadt nicht eingerichtet, allenfalls nur fuͤr wenige. Eben ſo der beruͤhmte Sauer-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/112>, abgerufen am 21.11.2024.