Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

stücke, kommt deshalb oft wegen des dazu nö-
thigen Lokals mit den andern in Reibung, oder
zieht die eine der andern vor. Welch ein Ver-
brechen! Sogleich ist der Krieg erklärt! Zum
Glück wird er so lächerlich, wie gewöhnlich
geführt, und er kommt der Gesundheit der
unbefangen gebliebenen Kranken vortrefflich zu
statten. Die unterliegenden Theile verlassen
Karlsbad, voll Zorn und Rachsucht, die zu
einer andern Zeit, wenn sie einmal die Stärk-
sten und Reichsten sind, ausbrechen sollen!
Man sieht, von welchem Theile der Badege-
sellschaft ich spreche.

Der andere Theil genießt des Brunnens
und des Lebens besser. Jeder hält mit jedem
zusammen; und Rath und Kaufmann, Pre-
diger und Verwalter, Klosterbruder und Su-
balternofficier stehen auf dem freundschaftlich-
sten Fuße. Dies Verhältniß war in dem lau-
fenden Jahre um so fester, da auch hier, wie
anderwärts, die unselige Aristokraten- und Ja-

G 2

ſtuͤcke, kommt deshalb oft wegen des dazu noͤ-
thigen Lokals mit den andern in Reibung, oder
zieht die eine der andern vor. Welch ein Ver-
brechen! Sogleich iſt der Krieg erklaͤrt! Zum
Gluͤck wird er ſo laͤcherlich, wie gewoͤhnlich
gefuͤhrt, und er kommt der Geſundheit der
unbefangen gebliebenen Kranken vortrefflich zu
ſtatten. Die unterliegenden Theile verlaſſen
Karlsbad, voll Zorn und Rachſucht, die zu
einer andern Zeit, wenn ſie einmal die Staͤrk-
ſten und Reichſten ſind, ausbrechen ſollen!
Man ſieht, von welchem Theile der Badege-
ſellſchaft ich ſpreche.

Der andere Theil genießt des Brunnens
und des Lebens beſſer. Jeder haͤlt mit jedem
zuſammen; und Rath und Kaufmann, Pre-
diger und Verwalter, Kloſterbruder und Su-
balternofficier ſtehen auf dem freundſchaftlich-
ſten Fuße. Dies Verhaͤltniß war in dem lau-
fenden Jahre um ſo feſter, da auch hier, wie
anderwaͤrts, die unſelige Ariſtokraten- und Ja-

G 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <p><pb facs="#f0107" n="99"/>
&#x017F;tu&#x0364;cke, kommt deshalb oft wegen des dazu no&#x0364;-<lb/>
thigen Lokals mit den andern in Reibung, oder<lb/>
zieht die eine der andern vor. Welch ein Ver-<lb/>
brechen! Sogleich i&#x017F;t der Krieg erkla&#x0364;rt! Zum<lb/>
Glu&#x0364;ck wird er &#x017F;o la&#x0364;cherlich, wie gewo&#x0364;hnlich<lb/>
gefu&#x0364;hrt, und er kommt der Ge&#x017F;undheit der<lb/>
unbefangen gebliebenen Kranken vortrefflich zu<lb/>
&#x017F;tatten. Die unterliegenden Theile verla&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Karlsbad, voll Zorn und Rach&#x017F;ucht, die zu<lb/>
einer andern Zeit, wenn &#x017F;ie einmal die Sta&#x0364;rk-<lb/>
&#x017F;ten und Reich&#x017F;ten &#x017F;ind, ausbrechen &#x017F;ollen!<lb/>
Man &#x017F;ieht, von welchem Theile der Badege-<lb/>
&#x017F;ell&#x017F;chaft ich &#x017F;preche.</p><lb/>
              <p>Der andere Theil genießt des Brunnens<lb/>
und des Lebens be&#x017F;&#x017F;er. Jeder ha&#x0364;lt mit jedem<lb/>
zu&#x017F;ammen; und Rath und Kaufmann, Pre-<lb/>
diger und Verwalter, Klo&#x017F;terbruder und Su-<lb/>
balternofficier &#x017F;tehen auf dem freund&#x017F;chaftlich-<lb/>
&#x017F;ten Fuße. Dies Verha&#x0364;ltniß war in dem lau-<lb/>
fenden Jahre um &#x017F;o fe&#x017F;ter, da auch hier, wie<lb/>
anderwa&#x0364;rts, die un&#x017F;elige Ari&#x017F;tokraten- und Ja-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 2</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0107] ſtuͤcke, kommt deshalb oft wegen des dazu noͤ- thigen Lokals mit den andern in Reibung, oder zieht die eine der andern vor. Welch ein Ver- brechen! Sogleich iſt der Krieg erklaͤrt! Zum Gluͤck wird er ſo laͤcherlich, wie gewoͤhnlich gefuͤhrt, und er kommt der Geſundheit der unbefangen gebliebenen Kranken vortrefflich zu ſtatten. Die unterliegenden Theile verlaſſen Karlsbad, voll Zorn und Rachſucht, die zu einer andern Zeit, wenn ſie einmal die Staͤrk- ſten und Reichſten ſind, ausbrechen ſollen! Man ſieht, von welchem Theile der Badege- ſellſchaft ich ſpreche. Der andere Theil genießt des Brunnens und des Lebens beſſer. Jeder haͤlt mit jedem zuſammen; und Rath und Kaufmann, Pre- diger und Verwalter, Kloſterbruder und Su- balternofficier ſtehen auf dem freundſchaftlich- ſten Fuße. Dies Verhaͤltniß war in dem lau- fenden Jahre um ſo feſter, da auch hier, wie anderwaͤrts, die unſelige Ariſtokraten- und Ja- G 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/107
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/107>, abgerufen am 21.11.2024.