Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.Riesenhänden, bald sich die linke und rechte Rieſenhaͤnden, bald ſich die linke und rechte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0085" n="75"/> Rieſenhaͤnden, bald ſich die linke und rechte<lb/> Bruſt zerdruͤckte, bald die Luft von unten nach<lb/> oben langſam ſpaltete. Der <hi rendition="#aq">„bouffone“</hi> war<lb/> ein plumper, ungezogener Geſichtſchneider und<lb/> der <hi rendition="#aq">„amorolo“</hi> das matteſte Milchgeſicht, das<lb/> man ſehen kann. Die einzige <hi rendition="#aq">„Benini,“</hi> ob-<lb/> gleich ſchon hoch in den dreyßigen, vereinigte<lb/> mit einer niedlichen Stimme und einem ſehr<lb/> ſprechenden Geſichte, viel Anſtand und viel Ge-<lb/> ſchmack in der Kleidung, was bey den Jtalie-<lb/> niſchen Opernweibern ziemlich ſeltene Erſchei-<lb/> nungen ſind. Auch ward ſie ſogleich der Lieb-<lb/> ling des Publikums, und faſt bey jeder Vor-<lb/> ſtellung flogen Jtalieniſche und Polniſche Lob-<lb/> gedichte in das Parterre herab. Dieſe An-<lb/> haͤnglichkeit ward zur Begeiſterung, als die<lb/><hi rendition="#aq">„prima donna“</hi> auch eine kleine Partey fand,<lb/> die ihr Lob ſang und ſingen ließ; und eine<lb/> Zeitlang vergaß die große Welt, vergaßen ſelbſt<lb/> juͤngere Landboten, den Reichstag und deſſen<lb/> Verhandlungen uͤber dem Neide und der Ne-<lb/> benbuhlerſchaft dieſer beyden Weiber. Der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [75/0085]
Rieſenhaͤnden, bald ſich die linke und rechte
Bruſt zerdruͤckte, bald die Luft von unten nach
oben langſam ſpaltete. Der „bouffone“ war
ein plumper, ungezogener Geſichtſchneider und
der „amorolo“ das matteſte Milchgeſicht, das
man ſehen kann. Die einzige „Benini,“ ob-
gleich ſchon hoch in den dreyßigen, vereinigte
mit einer niedlichen Stimme und einem ſehr
ſprechenden Geſichte, viel Anſtand und viel Ge-
ſchmack in der Kleidung, was bey den Jtalie-
niſchen Opernweibern ziemlich ſeltene Erſchei-
nungen ſind. Auch ward ſie ſogleich der Lieb-
ling des Publikums, und faſt bey jeder Vor-
ſtellung flogen Jtalieniſche und Polniſche Lob-
gedichte in das Parterre herab. Dieſe An-
haͤnglichkeit ward zur Begeiſterung, als die
„prima donna“ auch eine kleine Partey fand,
die ihr Lob ſang und ſingen ließ; und eine
Zeitlang vergaß die große Welt, vergaßen ſelbſt
juͤngere Landboten, den Reichstag und deſſen
Verhandlungen uͤber dem Neide und der Ne-
benbuhlerſchaft dieſer beyden Weiber. Der
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