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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

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Die Schauspielerinnen standen auf keiner
niedrigern Stufe der Kunst. Die Hauptrollen
waren mit wohlgebildeten, schön gewachsenen
Subjekten besetzt, welche die Kunst, sich zu
kleiden und sich mit Anstand zu benehmen, in
einem hohen Grade verstanden. Auch die Ne-
benrollen waren mit artigen Figuren besetzt.

Die Stücke, welche diese Gesellschaft auf-
führte, waren theils ursprünglich polnisch, theils
aus dem Französischen, Jtalienischen und Deut-
schen übersetzt. Der erstern sind nur wenige
vorhanden, und diejenigen, die man im Laufe
des Konstitutions-Reichstages gab, hatten
meist einen politischen Zweck. Jch habe oben
schon etwas von diesem Umstande erwähnt.
Diejenigen Stücke dieser Art, die den meisten
Beyfall hatten, waren die vorhingenannte Zu-
rückkunft des Landboten
und Kasimir
der Große
. Sie waren besonders bestimmt,
die alten politischen Vorurtheile in Absicht der
Königswahl, der Unumschränktheit des Adels,
der Nullität des städtischen Standes, der ver-

Die Schauſpielerinnen ſtanden auf keiner
niedrigern Stufe der Kunſt. Die Hauptrollen
waren mit wohlgebildeten, ſchoͤn gewachſenen
Subjekten beſetzt, welche die Kunſt, ſich zu
kleiden und ſich mit Anſtand zu benehmen, in
einem hohen Grade verſtanden. Auch die Ne-
benrollen waren mit artigen Figuren beſetzt.

Die Stuͤcke, welche dieſe Geſellſchaft auf-
fuͤhrte, waren theils urſpruͤnglich polniſch, theils
aus dem Franzoͤſiſchen, Jtalieniſchen und Deut-
ſchen uͤberſetzt. Der erſtern ſind nur wenige
vorhanden, und diejenigen, die man im Laufe
des Konſtitutions-Reichstages gab, hatten
meiſt einen politiſchen Zweck. Jch habe oben
ſchon etwas von dieſem Umſtande erwaͤhnt.
Diejenigen Stuͤcke dieſer Art, die den meiſten
Beyfall hatten, waren die vorhingenannte Zu-
ruͤckkunft des Landboten
und Kaſimir
der Große
. Sie waren beſonders beſtimmt,
die alten politiſchen Vorurtheile in Abſicht der
Koͤnigswahl, der Unumſchraͤnktheit des Adels,
der Nullitaͤt des ſtaͤdtiſchen Standes, der ver-

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[69/0079] Die Schauſpielerinnen ſtanden auf keiner niedrigern Stufe der Kunſt. Die Hauptrollen waren mit wohlgebildeten, ſchoͤn gewachſenen Subjekten beſetzt, welche die Kunſt, ſich zu kleiden und ſich mit Anſtand zu benehmen, in einem hohen Grade verſtanden. Auch die Ne- benrollen waren mit artigen Figuren beſetzt. Die Stuͤcke, welche dieſe Geſellſchaft auf- fuͤhrte, waren theils urſpruͤnglich polniſch, theils aus dem Franzoͤſiſchen, Jtalieniſchen und Deut- ſchen uͤberſetzt. Der erſtern ſind nur wenige vorhanden, und diejenigen, die man im Laufe des Konſtitutions-Reichstages gab, hatten meiſt einen politiſchen Zweck. Jch habe oben ſchon etwas von dieſem Umſtande erwaͤhnt. Diejenigen Stuͤcke dieſer Art, die den meiſten Beyfall hatten, waren die vorhingenannte Zu- ruͤckkunft des Landboten und Kaſimir der Große. Sie waren beſonders beſtimmt, die alten politiſchen Vorurtheile in Abſicht der Koͤnigswahl, der Unumſchraͤnktheit des Adels, der Nullitaͤt des ſtaͤdtiſchen Standes, der ver-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/79>, abgerufen am 22.11.2024.